Gerald Jarausch

Ab dem 1. Dezember wird das wohl bekannteste Restaurant in der Gemeinde Moos Geschichte sein. Inhaber Klaus Neidhart und seine Frau Gerlinde werden sich in den verdienten Ruhestand begeben. Für alle Freunde der guten Küche ist die Nachricht ein herber Schlag ins Kontor. Denn Klaus Neidhart und das Hotel Restaurant Gottfried stehen seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1970 für erstklassige Speisen.

Der gelernte Koch hat das Restaurant mit angeschlossenen Gästehaus nach seiner Ausbildung von seinem Vater Gottfried übernommen, der es ursprünglich als Gästehaus des benachbarten "Grünen Baum" konzipiert hatte. Doch Klaus Neidhart stand der Sinn vor allem nach höherer Kochkunst: "Wir wollten immer zu Besten gehören", sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Der Anspruch an sich selbst wurde auch von anderen erkannt. Das Restaurant im Gottfried erhielt in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Auszeichnungen, beispielhaft sei hier der Gault Millau Restaurantführer genannt, bei dem die Küche des Hauses bis zu 16 Punkt erhielt. Das kommt einem Ritterschlag gleich. 1984 wurde die Küche von Klaus Neidhart im Magazin "Stern" als ein Lokal vorgestellt, in der die Deutschen das gute Essen gewissermaßen erlernen können.

Das haben viele seiner Gäste immer wieder mit wiederholten Besuchen honoriert. Schauspieler, Politiker und andere Prominente kamen nach Moos, um in der gepflegten Atmosphäre des Gottfried zu speisen. Zu manchem entwickelte sich so über die Jahre eine Beziehung. Das zeigen jetzt zahlreiche Zuschriften aus ganz Deutschland, die seit dem Bekanntwerden der schlechten Nachricht vom Ende des Gottfried bei Klaus Neidhart eintreffen. Sie klingen beinah wie Kondolenzschreiben, in denen von Trauer und Bestürzung die Rede ist. Entsprechend groß ist der Andrang der Gottfried-Freunde in den letzten Tagen. "Wir sind jetzt permanent voll belegt", sagt Klaus Neidhart.

Für ihn und seine Frau soll ab Dezember dann alles anders werden. "Dann beginnt ein neuer Lebensabschnitt" ist er sich sicher. Kein Wunder, denn bisher kam der Koch und Hausherr auf rund 60 bis 80 Wochenstunden Arbeit. Konkrete Pläne für die Zukunft sind bisher nicht gereift. "Wir müssen uns erst einmal sortieren", sagt er. Den Wohnsitz haben die Neidharts zunächst von Moos nach Allensbach verlegt. Dort möchte Klaus Neidhart in jedem Fall künftig mehr für die eigene Gesundheit tun. Für bestimmte Ereignisse will er weiterhin hinter dem Herd stehen. Die Entscheidung, sich zurückzuziehen und das Hotel Restaurant Gottfried zu verkaufen, ist vor über zwei Jahren gereift. Da sich keiner seiner Mitarbeiter oder andere Fachkräfte für eine Fortsetzung des Traditionshauses finden konnten, haben die Neidharts den Gebäudekomplex anderweitig verkauft. Nach Aussage von Klaus Neidhart sollen dort nach einem Umbau barrierefreie Wohnungen entstehen.

Für Bürgermeister Peter Kessler ist die Nachricht vom Ende des Hotels und des Restaurants "ein schwerer Schlag", wie er sagt. "Das ist etwas, was so nicht zu ersetzen ist", erklärt er weiter. Seine Sorge ist nun, dass die Wohnungen ausschließlich als Eigentumswohnungen veräußert werden und am Ende dann vielleicht sogar nur als Ferienwohnungen genutzt werden. Aus Sicht der Gemeinde "wäre es uns viel lieber gewesen, wenn das Gottfried weiter geführt worden wäre, um so den Bereich Tourismus zu erhalten. Der Verkauf ist daher für uns eine klare Schwächung – auch gegenüber den Nachbargemeinden auf der Höri", sagt Peter Kessler.

Zum Haus

Das Hotel Restaurant Gottfried wurde 1970 errichtet. Das Hotel bot 18 Zimmer und eine Wohnung. Im Restaurant waren 50 bis 80 Plätze realisierbar. In den Hochzeiten beschäftigten die Neidharts 18 Mitarbeiter in der Küche, im Service und im Hotelfach. In seiner Laufbahn als Eigentümer hat Klaus Neidhart über 75 Lehrlinge in das Berufsleben begleitet. Viele von ihnen führen heute selber Häuser im gastronomischen Bereich. Der Rotary Club, der seit Jahren im Gottfried zusammen kam, trifft sich künftig im Bora Hotel in Radolfzell. (ja)