Die Etage mit den Playmobil-Figuren verschwindet, und doch soll das Haus attraktiver denn je für Familien und Kinder sein. Das Archäologische Landesmuseum (ALM) Baden-Württemberg mit Sitz in Konstanz steht vor dem Umbau seiner über 30 Jahre alten Dauerausstellung. „Es wird Zeit für Neues“, sagt Nina Willburger, die ständige Vertretung der Direktion. Schon am Sonntag, 18. Mai, zeigt das ALM beim Museumsfest wie Geschichte zum Anfassen geht.

Die neue Dauerausstellung soll modernen Sehgewohnheiten und den Bedürfnissen verschiedener Generationen Rechnung tragen: „Wir denken die Kinder von Anfang an mit“, sagt Willburger. In allen Räumen soll es Ebenen für Kinder geben.

Die Dauerausstellung im Archäologischen Landesmuseum (ALM) wird erneuert. Auch Leiterin Nina Willburger legt dabei Hand an.
Die Dauerausstellung im Archäologischen Landesmuseum (ALM) wird erneuert. Auch Leiterin Nina Willburger legt dabei Hand an. | Bild: Rindt, Claudia

Das Museum will Menschen ansprechen, die sich intensiv mit einem Thema beschäftigen, aber auch Besucher, die sich schnell informieren und über das Erlebnis Neues erfahren wollen. Unter anderem soll ein Digital-Kurator zum Einsatz kommen.

Die archäologischen Funde in Baden-Württemberg gehören dreifach zum Weltkulturerbe. Dementsprechend will die neue Dauerausstellung im ALM die herausragende Bedeutung herausstreichen. „Das ist eine der reichsten Fundregionen Europas.“ Dazu gehören Eiszeithöhlen, in denen die ersten Zeugnisse der Menschheit für das künstlerische Gestalten gefunden wurden, etwa eine Mammutfigur oder Flöten aus Elfenbein.

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Man spreche vom „Urknall der Kunst“, sagt Nina Willburger. In Konstanz sollen zwar nicht die Mammutfigur, aber andere spektakuläre Exponate zu sehen sein. Ein weiteres Weltkultur-Thema sind die Pfahlbauten. Die Siedlungen auf Pfählen im Wasser bieten Archäologen spektakuläre Funde. Denn unter Wasser bleiben Stoffe und organische Materialien erhalten, die ansonsten zerfallen würden.

Das dritte Welterbe-Thema ist die 164 Kilometer lange römische Grenzlinie Limes mit Straße und Kastellen durch das heutige Baden-Württemberg. In der Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Christus trennte diese das Römische Reich von den Germanen.

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Wie lange ist die Playmobil-Ausstellung dann noch zu sehen?

Der Raum mit den Welterbe-Themen soll 2027 eröffnet werden. In der neu gestalteten Ausstellung sollen auch die Kelten stärker vertreten sein. Geplant ist, vor allem neuere Funde von der keltischen Großsiedlung Altenburg (Deutschland) und Rheinau (Schweiz) zu zeigen. Dort wurde zum Beispiel das „Stierköpfchen“ aus Bronze gefunden. Untersuchungen spüren auch Details auf. „Wir können inzwischen genau sagen, was Kelten getrunken haben.“

Im Zuge der Umgestaltung wird die Playmobil-Ausstellung unter dem Dach verschwinden. „Playmobil bietet wenig Interaktion“, sagt Willburger. Vor 20 Jahren sei es neu gewesen, mit Spielfiguren historische Szenen nachzustellen, inzwischen hätten viele andere Einrichtungen Ausstellungen mit diesen Figuren. Es gehe jetzt darum, die Dauerausstellung so zu gestalten, dass auch Kinder und Familie ihre Freude haben.

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Dauerbaustelle statt Dauerausstellung: Umbau für zehn Jahre

Die aktuelle Playmobil-Ausstellung „Mönche, Mission, Abenteuer“ zur Geschichte des Klosters Reichenau ist noch bis Mitte Januar 2026 zu sehen. Dann ist Schluss. Der Umbau der Dauerausstellung wird rund zehn Jahre dauern. Nina Willburger hofft, dass es keine Verschiebungen, finanziellen Engpässe oder Einschnitte, wie einst die Corona-Pandemie, gibt.

Dieses Jahr wird das ALM von Mitte September bis voraussichtlich 7. Dezember geschlossen sein, weil Elektroanschlüsse und der Aufzug erneuert werden müssen. Dementsprechend wird die Sonderausstellung „Fremde Nachbarn – Rom und die Germanen“ nicht in Konstanz, sondern im Limes-Museum in Aalen – eines von sieben Zweigmuseen des ALM – zu sehen sein.