Dass das 49-Euro-Ticket, offiziell Deutschlandticket genannt, ab Anfang April erhältlich sein soll, ging vielfach durch die Medien. Wo aber bekommt man es im Landkreis Konstanz? Und muss man dafür ein Smartphone besitzen? Und gibt es Strecken im Kreis, auf denen das Ticket nicht gelten wird? Wir haben beim Verkehrsverbund Hegau-Bodensee und anderen Verkehrsbetrieben nachgefragt.
- Wie kommt man zu einem Deutschland-Ticket? Ab 1. Mai soll das Deutschland-Ticket in allen Bussen, Bahnen und S-Bahnen gelten. Mit dem Smartphone kann jeder sich die Deutschland-Ticket-App herunterladen. Es ist aber auch möglich, das Ticket über den regionalen Verkehrsverbund zu erwerben, man bekommt es dann als Chipkarte.
So bietet der Verkehrsverbund Hegau-Bodensee seinen Bestandskunden an, sie auf das Deutschland-Ticket umzustellen, sofern sie das wünschen. Das gibt Ralf Bendl, Geschäftsführer des VHB, auf Anfrage an. Das Deutschlandticket könne per Bestellformular oder online über die Internetseite der VHB, www.vhb-info.de, bestellt werden. - Können VHB-Kunden auf das Deutschland-Ticket umsteigen? Ja. Das Deutschlandticket sei eine persönliche Fahrkarte, die den Namen des Nutzers angebe und nur von diesem genutzt werden dürfe, schreibt Bendl. Damit sei es ein monatlich kündbares Abo. „In den meisten Fällen lohnt der Umstieg schon deshalb, weil der Nutzungsradius wesentlich erweitert ist. Es gibt aber auch Fälle, bei denen ein reines VHB-Abo den Wünschen näherkommt und günstiger ist“, schreibt Bendl. So ist ein VHB-Abo-Ticket zum Beispiel übertragbar, ein Deutschland-Ticket nicht.
- In welchem Fall wäre das Abo-Ticket günstiger? Ralf Bendl, Geschäftsführer des VHB, nennt ein Beispiel: „Das VHB-Abo-Ticket für zwei Zonen (etwa Radolfzell – Konstanz oder Radolfzell – Singen), kostet 50,40 Euro. Damit ist es preislich günstiger, wenn man das übertragbare Ticket nur einmal einer anderen Person überlässt, die sonst auch ein Deutschlandticket kaufen müsste.“ Die Voraussetzung für diese Rechnung sei natürlich, dass die Fahrgäste keine Reise über das Geltungsgebiet hinaus antreten wollten. Das VHB-Abo für Senioren sei mit 48 Euro sogar noch knapp günstiger als das Deutschlandticket.
- Wo gilt das Ticket nicht? Bislang gilt das Ticket nicht auf der Fähre zwischen Konstanz und Meersburg. Jedenfalls dann nicht, wenn ein Fahrgast als Fußgänger oder Radfahrer in Konstanz oder Meersburg einsteigt. Wer aber als Bus-Passagier auf die Fähre fährt, kann hingegen das Deutschlandticket nutzen. Die Stadtwerke stehen allerdings seit Herbst 2022 in Verhandlungen mit dem Landesverkehrsministerium, wie Sprecher Christopher Pape bestätigt.
„Wir können uns die Anerkennung von Nahverkehrstickets auf der Fähre Konstanz-Meersburg grundsätzlich vorstellen“, schreibt er auf Anfrage. Dazu müsse aber die Finanzierung gesichert sein. Ergebnisse der Verhandlungen gebe es bislang nicht. Außerdem gilt das Deutschlandticket auf manchen Grenzstrecken nicht, so zum Beispiel auch auf der Strecke Konstanz-Kreuzlingen. Zumindest nicht nach aktuellem Stand. Das Baden-Württemberg-Ticket gilt dagegen auf dieser grenzüberschreitenden Strecke.
- Wie wird das Ticket finanziert? Bund und Länder haben sich schließlich geeinigt und sind bereit, die Einnahmenverluste der Verkehrsunternehmen zu ersetzen, wie Ralf Bendl, Chef des VHB, schreibt. Im Jahr 2023 werden jeweils 1,5 Milliarden Euro dafür bereitgestellt.
- Wie bewertet der Fahrgastverband Pro Bahn das Deutschlandticket? „Für die Fahrgäste ist das eine feine Sache“, sagt Stefan Buhl, Vorsitzender des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben. Es sei ein zusätzliches Angebot, insofern sei es auch völlig okay, wenn nicht alles perfekt sei. Dass das Ticket beispielsweise nicht auf der Strecke Konstanz bis Kreuzlingen gelte, sei für ihn absolut vertretbar, sagt Buhl. „Man muss das den Kunden natürlich klar kommunizieren. Aber es gibt inzwischen keine durchgehenden Züge nach Kreuzlingen mehr, daher kann man die kurze Strecke ausklammern“, meint er.
Ein digitales Ticket scheint ihm ebenfalls vernünftig, solang auch eine Chipkarte als Ticket nutzbar sei und nicht allein das Handy. Ob das Deutschlandticket den gewünschten Effekt bringe, dass für viele der öffentliche Nahverkehr attraktiver werde, daran wiederum hegt Stefan Buhl Zweifel. „Es wird vermutlich eher einen Mitnahme-Effekt geben – es ist also ein Geschenk an jene, die ohnehin mit der Bahn fahren“, glaubt er. An eine stark gesteigerte Nachfrage glaubt er nicht. Und wenn etwas kritikwürdig sei an der Idee, dann die Kosten des Projekts. „Das Geld fehlt dann natürlich im System. Die Frage ist, woher die Milliarden zur Finanzierung des Tickets kommen sollen.“