Kirsten Behrens mag es nicht, wenn Lebensmittel verschwendet und weggeworfen werden. Die Alleinerziehende hat sich schon beim Foodsharing engagiert, den Rettern von Lebensmitteln in Konstanz. Jetzt arbeitet sie seit Februar ehrenamtlich im Tafelladen, also in einer der Stationen, die die Foodsharer angefahren haben. Die 45-Jährige ist überzeugt vom Prinzip Taffelladen. „Das ist eine tolle Einrichtung.“ Sie sorgt dafür, dass überschüssige Waren aus Supermärkten und Bäckereien zum Sonderpreis angeboten werden.
Etwa 1600 Menschen brauchen den Tafelladen
Im Konstanzer Tafelladen am Gottmannplatz kaufen Menschen ein, die ihre Bedürftigkeit nachgewiesen haben. Es sind derzeit 400 Ausweise ausgegeben, hinter denen im Schnitt bis zu vier Personen stehen.
Im Tafelladen sind nur Waren zu finden, die Supermärkte oder Bürger gespendet haben. Ein Team an ehrenamtlichen Helfern sortiert diese, putzt das Gemüse und sorgt dafür, dass alles schön in den Regalen angerichtet ist. Kunden kaufen hier zum Minipreis ein, der Joghurt ist für zehn Cent zu haben und das Duschgel für 40 Cent. Wenn es mal einen Überfluss an Waren gibt, kann es auch sein, dass eine Kiste mit Cocktailtomaten für 50 Cent über den Tresen geht.
So können Sie die Tafel unterstützen
Für den Transport der gespendeten Sachen hat der Tafelladen einen neuen Kühlwagen und einen fest angestellten Fahrer. Als Beifahrer und Träger der Kisten sind Ehrenamtliche immer wochentags von 7.30 bis 14 Uhr im Einsatz, ausgenommen am Mittwoch.
Für die Transportteams sucht der Tafelladen Helfer wie den 55 Jahre alten Rainer Schmidt. Er sagt, der Einsatz mache ihm Spaß, er helfe den Bedürftigen und trage auch noch dazu bei, dass Lebensmittel nicht im Abfall landen.
Ehrenamtliche Helfer sind willkommen
Im Hintergrunddienst des seit 15 Jahren bestehenden Ladens haben sich teilweise neue Helferteams gebildet. Viele Engagierte der ersten Stunde hatten im Ruhestandsalter von Mitte 60 mit dem Ehrenamt im Tafelladen begonnen. Inzwischen wurden einige durch Jüngere abgelöst. Auch wegen der Pandemie durch das Coronavirus habe der Tafelladen einige betagte Helfer verloren, sagt Anita Hoffmann, die Organisationschefin und die Begründerin der Einrichtung.
Zu denen, die neu hinzu gestoßen sind, gehört seit August etwa Monika Wehr. „Das ist für einen guten Zweck, das motiviert mich“, sagt die 63-Jährige. Auch die Theaterintendantin Karin Becker gehört zu denen, die im Hintergrund einmal die Woche Gemüse putzen. „Mir geht es besser im Leben. Ich will etwas zurückgeben“, sagt sie, die seit Oktober anpackt.
Der Tafelladen funktioniere nur im Zusammenspiel mit den vielen freiwillig Engagierten und den beiden fest Angestellten, also der stellvertretenden Leitung und dem Fahrer, sagt Anita Hoffmann. Sie sieht mit Sorge in die Zukunft. Vor 15 Jahren, als sie neu in Rente war, habe sie begonnen, den Laden für Bedürftige in Konstanz aufzubauen und dessen Betrieb zu organisieren. Bis heute leiste sie im Ehrenamt eine Arbeit in Vollzeit. Sie fürchtet, dass sich keiner findet, der diese Aufgabe genau so von ihr übernehmen wolle.
Rund 200 Tonnen Lebensmittel im Jahr
Allein um die laufenden Kosten wie Miete, Strom und Benzin zu decken, müsse sie im Monat rund 1800 Euro aufbringen, sagt Anita Hoffmann. Dazu kämen die Personalkosten, die mit dem Trägerverein, der Tafel in Singen, abgerechnet würden. Ohne Spenden der Bürger würde sich der Tafelladen in Konstanz nicht halten.
Im Jahr sammelten die Transportteams rund 200 Tonnen Waren ein. Einiges davon komme in den Verkauf, manches aber müsse zur Biogasanlage, etwa angefaulte Organgen, sagt Anita Hoffmann. Die Fahrer brächten die Kisten von den Supermärkten, erst die Hintergrundteams des Tafelladens trennten die Verkaufswaren vom Ausschuss. Viele Bürger spendeten inzwischen auch nicht verderbliche, haltbare Waren, etwa Kaffee, Nudeln, Reis und Öl.
Die Bäckereien, so stellt Anita Hoffmann fest, planten besser. Dort bleibe nur noch wenig übrig, um es an den Tafelladen abzugeben. Hoffmann sieht das mit einem lachendem und einem weinendem Auge. Auf der einen Seite begrüße sie es, wenn Lebensmittel nicht verschwendet werden, auf der anderen Seite würde sie es freilich gern sehen, wenn für den Tafelladen in Konstanz etwas abfallen würde.