Seit kurz vor Weihnachten wehten Flaggen an der Alten Rheinbrücke, die weiße Tauben auf blauem Grund zeigen – allerdings standen die armen Tiere Kopf. Seitdem rätselt Konstanz: Was soll das? Ist das eine Form des Protests, vielleicht eine kreative Kunstaktion oder einfach ein Versehen?

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Auch im Internet brodelt die Gerüchteküche. Auf Facebook kursieren vielfältige Gerüchte und Überlegungen, warum die Tauben verkehrt herum zu sehen waren. Von „Weil die ganze Welt zurzeit Kopf steht“ über „Das Personal wird doch nicht fürs Denken bezahlt“ bis hin zur Anspielung auf das Kinderlied „Alle meine Entchen“ mit der Liedzeile „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh‘“ ist alles dabei. Ein User sieht in der Taube sogar den Konstanzer Pleitegeier, der aus Verzweiflung in den Seerhein springt.

Der SÜDKURIER begab sich also auf Spurensuche – kein leichtes Unterfangen. Eine Anfrage bei der städtischen Pressestelle ergab zunächst, dass für die Beflaggung der Alten Rheinbrücke das Team der Marketing & Tourismus Konstanz GmbH (MTK) zuständig sei. Deren Leiter Eric Thiel aber sagt: „Ich weiß von nichts. Solche Aktionen müssten von mir freigegeben werden, aber das war hier nicht der Fall.“

Auf dem Kopf hängende Fahnen können ein Zeichen des Protestes sein – aber wogegen hier jemand protestieren wollte, bleibt wohl ...
Auf dem Kopf hängende Fahnen können ein Zeichen des Protestes sein – aber wogegen hier jemand protestieren wollte, bleibt wohl sein Geheimnis. | Bild: Hanser, Oliver

Also erneut der Anruf bei der Stadt. Vielleicht habe Martin Schröpel, Beauftragter für Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement sowie stellvertretender Leiter des Konstanzer Hauptamts, damit etwas zu tun, war die Vermutung.

Doch der ist beim Anruf des SÜDKURIER ziemlich erstaunt: „Wenn die MTK sagen, dass sie die Flaggen nicht aufgehängt haben, weiß ich auch nicht, wer das war“, sagt Martin Schröpel. Seine Vermutung: Irgendjemand hat einfach die Fahnenmasten der Stadt benutzt und die Tauben gehisst.

„Selbst wenn hier eine gute Absicht dahinterstecken sollte, kann nicht einfach jeder aufhängen, was er will“, sagt Martin ...
„Selbst wenn hier eine gute Absicht dahinterstecken sollte, kann nicht einfach jeder aufhängen, was er will“, sagt Martin Schröpel, stellvertretender Leiter des Hauptamts. | Bild: Stadt Konstanz

„Das geht natürlich nicht“, so Schröpel. „Selbst wenn hier eine gute Absicht dahinterstecken sollte, kann nicht einfach jeder aufhängen, was er will.“ Also sorgte er selbst dafür, dass die kopfstehenden Tauben aus ihrer misslichen Lage befreit wurden. Er rief die Technischen Betriebe Konstanz an, die sofort jemanden beauftragten, der die Fahnen am Freitagmittag herunternahm.

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Doch derjenige, der sich offenbar einen Spaß erlaubt oder auch eine Botschaft an die Konstanzer aussenden wollte, wird sich freuen: Ziemlich genau zwei Wochen lang bemerkte niemand von der MTK oder der Stadt, dass hier keine offiziellen Flaggen gehisst waren.

Wenn der- oder diejenige seine Motivation erklären möchte, kann er oder sie sich gern an die SÜDKURIER-Redaktion wenden: Einfach eine E-Mail an konstanz.redaktion@suedkurier.de schicken.

Kurz, nachdem der SÜDKURIER die Stadt informiert hatte, entfernen André Lerner (Abteilungsleiter Straßenunterhaltung) und Joachim Seyda ...
Kurz, nachdem der SÜDKURIER die Stadt informiert hatte, entfernen André Lerner (Abteilungsleiter Straßenunterhaltung) und Joachim Seyda (von links) von den Technischen Betrieben Konstanz die Taubenflaggen. | Bild: Martin Schröpel

Übrigens gibt es ein Friedensangebot an die Installatoren: „Wir können die Flaggen, die jetzt bei uns liegen, gern an einem neutralen Ort wie dem Café Mondial hinterlegen, dann können sie zu den Öffnungszeiten abgeholt werden“, sagt Martin Schröpel mit einem Augenzwinkern.

Die Stadt hat nun erstmal die Fahne gestrichen. Doch keine Sorge: Spätestens, wenn zum Beginn der Tourismussaison die bekannten Länderflaggen an der Alten Rheinbrücke wehen, hat alles wieder seine gewohnte Ordnung.

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