Jana Mantel

Schiffsführerin Alexandra Gieß (46) ist hier am See angekommen: „Tatsächlich ist alles gut, genauso wie es jetzt ist“, sagt die Wallhausenerin und schaut dabei auch ganz zufrieden. Vor 17 Jahren hat sie gemeinsam mit ihrem Mann Ralph Gieß das Schiff „Möwe“ übernommen.

Sie erzählt: „Der Vater meines Mannes bediente bereits die kleine Schiffsrundfahrt mit Anlegestellen am Hafen Konstanz, Seestraße, Hörnle bis hin nach Romanshorn. Vor Kurzem erst haben wir den Pachtvertrag gefunden, am 4. Juni 2022 ist das 40 Jahre her. Und das Beste: unsere Tochter Alina wird das nun in der dritten Generation weiterführen.“

Die 46-jährige Wallhausenerin Alexandra Gieß ist Schiffsführerin auf der „Möwe“.
Die 46-jährige Wallhausenerin Alexandra Gieß ist Schiffsführerin auf der „Möwe“. | Bild: Jana Mantel

Nicht wenige Konstanzer nutzen diese Schiffsverbindung im Sommer, anstatt den Bus zu nehmen, zum Beispiel, wenn es mit Kind und Kegel zum Baden geht. Doch auch die Touristen wissen die „Möwe“ zu schätzen, manch einer bucht jedes Jahr auf‘s Neue seine Rundfahrt. Anfangs kümmerte sich Alexandra Gieß nur um die anfallenden Büroarbeiten und nützte dafür die Kenntnisse, die sie sich bei einer Bankausbildung angeeignet hatte. Aber rasch war klar, dass sie selbst auch gern ein Schiff steuern wollte.

Alexandra Gieß übernimmt das Steuer

So legte sie 2010, nach dreijähriger Ausbildung, ihre Prüfung als Schiffsführerin ab. „Damit könnte ich auch ein großes Passagierschiff auf dem Bodensee steuern“, so Gieß zufrieden: „Nur der Name Schiffsführerin klingt etwas eigen. Unter den Kollegen nennen wir uns durchaus Kapitän. Nur Kapitänin“, fügt sie noch lachend hinzu: „das geht gar nicht!“ Rückblickend sagt sie, auch der Bereich Gastronomie habe sie schon immer begeistert, und es sei durchaus eine Ausbildung in diese Richtung im Gespräch gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren

Nun kann sie das alles auf ihrer „Möwe“ ausleben. Vor allem bei gebuchten Fahrten auf dem für 100 Personen zugelassenen Schiff ist sie gefordert. „Ich möchte, dass die Menschen sich hier an Bord wohlfühlen“, erklärt sie engagiert: „Am schönsten ist es, wenn die Passagiere hier gestresst ankommen, sich hektisch einen Platz ergattern und nach einer Stunde Bootsfahrt dann völlig entspannt aussteigen. Das ist für mich die größte Freude.“

Freude hat sie auch an dem selbst ausgeklügelten Format der romantischen Abendfahrt: „Das wird vor allem von Konstanzern angenommen. Zwei Stunden lang geht die Fahrt in Richtung Untersee, Sonnenuntergang inklusive. Die Gäste können auch ihr eigenes Vesper mitbringen, das kommt sehr gut an“, so die Schiffsführerin.

Das könnte Sie auch interessieren

Braut verschwindet während der Fahrt

Die „Möwe“ wird auch für Hochzeiten gebucht: „Da haben wir in den 17 Jahren schon so einiges erlebt“, plaudert sie drauflos: „Am lustigsten war wirklich, dass eine Braut bei ihrer eigenen Hochzeit unten im Schiff einfach eingeschlafen ist. Sie hatte vielleicht ihren Junggesellinnen-Abschied zu ausgelassen gefeiert. Wir waren jedenfalls erleichtert, als wir sie nach langer Suche wiederfanden.“

Zwischen April und Oktober sind Alexandra Gieß und ihr Mann täglich mit der „Möwe“ auf dem See, doch damit nicht genug: „Wir sind im Sommer mit unserem kleinen Boot in Wallhausen fast jeden Abend noch einmal zusammen auf dem See, ganz freiwillig“, sagt sie und schmunzelt: „Dabei betone ich auf dem Wasser, denn wir sind lieber auf, statt im Wasser.“ Das haben sie wohl mit vielen anderen Schiffsführern gemeinsam. „Das Wasser beruhigt einfach, dazu ein Getränk und man hat eine Stunde Urlaub“, so Gieß.

Rückmeldung an den Autor geben