Michael Buchmüller

Neben dem Rathaus ins Allensbach wird an der Zukunft des intelligenten Ladens von Elektroautos gearbeitet. Flotteladen hat dort seinen Sitz, im gleichen Haus wie Siobra Gbr, einer Software-Firma, aus der das neue Start-up hervorgegangen ist. Obwohl Geschäftsführer Alexander Hirt den Begriff Start-up nicht so gerne hört. “Wir sind mittlerweile ein Unternehmen, das ab diesem Jahr in die Gewinnzone kommen wird.“

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Die Arbeit an dem Ladesystem hat schon vor fünf Jahren begonnen. Da kam die Caritas Freiburg auf Siobra zu und wollte, dass diese für sie ein System entwickelt, mit dem sie ihre Elektrofahrzeugflotte im mobilen Pflegedienst „geschickt“ laden könnten. Deren E-Autos, so Hirt, seien für diesen Schritt prädestiniert gewesen: „Sie fahren am Tag im Schnitt 35 bis 40 Kilometer und stehen ansonsten viel rum.“ Zeit, in der man „sanft“ laden kann.

Intelligente Zapfsäulen verteilen den Strom

Es brauchte eine Lösung, bei der die einzelnen Zapfsäulen so miteinander kommunizieren, dass alle Autos ausreichend Strom abbekommen, ohne dass die Leitung überlastet wird. Hirt rechnet vor: Kommt ein Auto an die Steckdose, bekommt es elf Kilowatt (kW). „Bei einer Anschlussleistung von 50 kW würde das für das fünfte Auto schon nicht mehr reichen.“

Also werden die 50 Kilowatt neu verteilt. Das reiche üppig, sagt Hirt, und entgegnet der landläufigen Meinung, dass die Kapazitäten dann in einer Nacht knapp würden für alle Autos einer Flotte. So ließen sich an einem Ladepunkt viele Autos für den nächsten Tag wieder startklar machen: Bei dem Beispiel mit 50 kW Anschlussleistung bis zu 50 Autos mit ihrem System.

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Weitere Partner sind zum Beispiel solche Unternehmen, die Mehrfamilienhäuser erstellen, in deren Tiefgaragen dann das System von Flotteladen installiert werden kann. „Da sind wir dann schon bei der Planung ganz früh dabei, wenn der Architekt das Haus konzipiert“, erklärt Hirt.

Die Bauherren seien oft froh, dass sie das Thema „E-Autos laden“ komplett in die Hände der Allensbacher Firma legen können, angefangen von der Klärung baurechtlicher und sicherheitstechnischer Fragen bis zum Service und der Wartung, wenn die Anlage schließlich läuft.

Hirt: „Wir stehen mit unserer Technik bereit“

Auch mit karitativen Hilfsdiensten, größeren Handwerksbetrieben und verschiedenen Stadtwerken arbeitet das Unternehmen zusammen. Ein gemeinsames Forschungsprojekt mit Energiedienst aus Rheinfelden sucht nach Wegen, wie Ladestrom auf deren Betriebshöfen am effektivsten genutzt und verteilt werden kann. Zumal es in naher Zukunft möglich sein wird, von Autobatterien aus auch Strom wieder ins Netz zurückzuführen, das nennt sich Bi-Direktionalität.

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Der Chef von VW hat angekündigt, dass seine Flotte dafür bald technisch ausgerüstet sei. „Wir stehen mit unserer Technik bereit“, versichert Hirt. Man könne die eigenen Zapfsäulen schnell aufrüsten, sobald man wisse, mit welchem System im Auto sie kommunizieren sollen. Und es würden sich noch ganz andere Möglichkeiten auftun.

Nur ein Beispiel: Um die Mittagszeit, wenn in unzähligen Haushalten gleichzeitig gekocht wird und Spitzenleistungen an Strom gebraucht werden, könnten dann Autos an Ladestationen, intelligent gesteuert, mit dem Laden pausieren und sogar das Netz mit ihrem Strom unterstützen. „Jedes Elektroauto hat das elektrische Potenzial der Leistung eines Einfamilienhauses“, erklärt Alexander Hirt. Das sind etwa 3000 Kilowattstunden.

Über 1000 Ladepunkte bereits ausgerüstet

Es ist ein wachsender Markt mit der Chance, immer mehr CO2 einzusparen. Die Firma Flotteladen kooperiert hier mit Anbietern von Photovoltaikanlagen. Hirt kann nicht verstehen, warum hier noch so viele Dächer ungenutzt brachliegen. Über 1000 Ladepunkte hat Hirts Unternehmen eigener Aussage zufolge bereits ausgerüstet.

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2022 werde seine Firma, da ist sich der Geschäftsführer sicher, die Umsatzmarke von einer Million Euro überschreiten. Er beschäftigt sieben Mitarbeiter. Weitere technische Möglichkeiten sind in Aussicht. So zum Beispiel eine App, die voraussagt, wann es am nächsten Tag am günstigsten zum Tanken sei – genauer gesagt: zum Laden.

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