Mit Preisen ist das so eine Sache. Das Transport- und Logistikunternehmen Transco braucht sie solche Anerkennungen nicht wirklich, das Unternehmen wächst und gedeiht seit seiner Gründung im Jahr 1970 prächtig.
Dennoch tut‘s gut, wenn die Leistung von unabhängiger Seite gewürdigt wird – wie etwa vor gut zehn Jahren die Auszeichnung der Firma beim Wettbewerb „Top Job 2011“. Der Haken an der Sache wurde Christian Bücheler erst danach bewusst. „Plötzlich ging das los mit den Abwerbungen“, sagt der Transco-Chef.
Der Mann ist lang genug im Geschäft und weiß deshalb natürlich, dass die Chose auch in umgekehrter Richtung funktioniert. Die verliehenen Lorbeeren sprechen sich rum, was das Unternehmen sowohl bei Kunden als auch bei der Personalsuche attraktiv macht. Von daher haben Christian Bücheler, Geschäftsführerin Tania Mel Alvarez oder Mike Bührer als Leiter des Marketings und Vertriebs gar nichts gegen die Auszeichnung mit dem „Top 100-Siegel 2022“. Die Preisverleihung findet am 24. Juni statt und wird vom Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar vorgenommen.
Was hat Transco denn überhaupt mit Wissenschaft zu tun?
Ranga Yogeshwar? Allein dieser Name lässt aufhorchen. Der Mann ist bekannt für die Übersetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse ins allgemein Verständliche – aber was hat ein Transport- und Logistikunternehmen mit Wissenschaft zu tun? Die Frage stellt sich auch, weil es sich beim „Top 100-Siegel“ um einen Innovationswettbewerb handelt, über den eine mit Wissenschaftlern besetzte Jury entscheidet. Forschung oder auch Produktentwicklungen jedoch gehören kaum zum Alltagsgeschäft von Transco.
Und doch hat es das Unternehmen, das seinen Hauptsitz vor Jahren von Konstanz nach Singen verlegt hat und dessen Fahrzeuge im Landkreis zum alltäglichen Straßenbild gehören, unter die Top 100 geschafft. Die Ursache dafür beschreibt Christian in der Pressemitteilung wie folgt: „Anders als Fertigungsunternehmen betreiben wir als Logistikdienstleister keine Forschung und Entwicklung im engeren Sinn. Unsere Innovationen sind weitgehend unsichtbare Verbesserungen auf Prozessebene.“

Was das heißt, sieht im werktätigen Leben des Transco-Mitarbeiters Ferhat Isbecerir so aus: Der Mann fährt Gabelstapler, von denen es im Unternehmen rund 70 Stück gibt. Zum Arbeitsalltag des Mitarbeiters zählte früher, dass er immer mal wieder mit einem dieser Lastenfahrzeug aneckte – was ganz normal ist, aber auf Dauer eben doch die Quote der Schadensfälle nach oben treibt. Bei Transco ging man der Sache nach, registrierte und analysierte die Fälle und stattete die Fahrzeuge mit einer Schocksensorik aus. Das Ergebnis: Weniger Schäden, geringere Kosten.
Um beim Beispiel des Einsatzes von Gabelstaplern zu bleiben: „Verbesserungen auf Prozessebene“ wurden hier ferner durch die Reduzierung von Leerfahrten erreicht. Dazu wurde eine Software installiert, mittels dessen sich die Hubbewegungen und die Fahrwege mit und ohne Transportgut nachverfolgen ließen. Die sich daraus ergebenden Optimierungsmöglichkeiten führten nach Angaben von Christian Bücheler dazu, dass die Leerfahrten um etwa ein Viertel reduziert werden konnten.
Mit Öko-Strom betriebenes und CO2-neutrales Versandzentrum
Das Ganze wiederum ist Teil einer Strategie, mit der Transco zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will. Neben dem naheliegenden ökonomische Effekt geht ist um die Verbesserung des CO2-Fußabdrucks des Unternehmens. Dazu hat Transco Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Umschlagzentren und Lagerhallen installiert, setzt verstärkt Zugmaschinen mit alternativen Antrieben ein und verlagert große Teile der Transportmengen von der Straße auf die Schiene.
Von Seiten der Jury heißt es im Vorfeld der Preisverleihung, dass nicht zuletzt die Investitionen in die automatisierte elektronische Bearbeitung der einzelnen Belieferungsmodule den Ausschlag für die Auszeichnung als „Top 100“-Innovator gaben. So eröffnete Transco im vergangenen Jahr in Gottmadingen ein automatisiertes, ausschließlich mit Öko-Strom betriebenes und CO2-neutrales Versandzentrum für Produkte, die über den Online-Handel verkauft werden. Die Anlage hat eine Kapazität von einer Million Pakete im Jahr, die Entnahme der Produkte aus den Warenbehältern und der Transport zu den Verpackungsplätzen erfolgen vollautomatisch.
Das hört sich schwer nach Rationalisierung an, erhöht aber zugleich die Qualität der Arbeitsplätze und führte bei Transco dazu, dass trotz weitgehender Automatisierung 30 neue Vollzeitstellen geschaffen wurden. Dabei soll es nicht bleiben. Die Unternehmensleitung geht davon aus, dass die Zahl von derzeit rund 700 Mitarbeiter bis zum Jahresende die Marke von 800 erreichen wird. Bei der Personalsuche sollte der Preis nützlich sein – obwohl die Sache (siehe oben) natürlich immer auch einen Haken hat.