Promenaden, Sonnenuntergänge, Wassersport: Der Bodensee zieht Touristen und Anwohner gleichermaßen in seinen Bann. Besonders im Frühling und Sommer zeigt die Region sich von ihrer schönsten Seite.
Leider erblühen zu dieser Zeit nicht nur Tulpen und Apfelbäume, sondern auch Algen. Zudem entwickeln sich diverse Insektenlarven. Einige davon können zu echten Plagen mutieren. Das sind die sieben nervigsten davon.
Zuckmücke: Einfach nur lästig

Bereits im Frühling kann die Zuckmücke den Tag am See vermiesen. In großen Schwärmen schwirren die Insekten entlang des Seeufers durch die Luft. Spaziergänger versuchen meistens vergeblich, sie mit Armbewegungen zu verscheuchen. Die Schwärme erinnern zwar an eine biblische Plage, aber Experten geben Entwarnung: Lästig, ja. Aber ungefährlich.
Anders als manche Artgenossen haben es Zuckmücken nicht auf unser Blut abgesehen. Es besteht also keine Gefahr von juckenden Stichen. Zu ihrer Ehrenrettung sei noch erwähnt: Die Zuckmücke mag für uns Menschen eine Plage sein, für Vögel und Fledermäuse hingegen ist eine willkommene Nahrungsquelle.
Quagga-Muschel: Unerwünschter Einwanderer

Wir haben ein Problem mit der Quagga-Muschel. Und das wird sich so schnell nicht ändern. Die Muschel breitet sich im Bodensee aus und bisher gibt es keinen Lösungsansatz, wie sie aus dem See entfernt werden kann. Sie kommt ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum und wurde 2016 erstmals im Bodensee entdeckt. Wann und wie sie eingeschleppt wurde, weiß niemand so genau. Vermutlich durch Boote oder Wassersportausrüstung. Hat sie erst einmal ein Gewässer befallen, dominiert die Muschel dieses mit einschneidenden Folgen.
Der Eindringling steht in Konkurrenz mit den einheimischen Tieren um Nahrung, Brut- und Lebensraum und kann so das Ökosystem des Sees aus dem Gleichgewicht bringen. Auch Badegäste sollten auf die Muschel achtgeben. Im Sommer vergangenen Jahres wurden mehrfach Schnittverletzungen gemeldet. Der Übeltäter: Die Quagga-Muschel. Aber die heimischen Arten wehren sich. Fischarten wie das Sandfelchen, Schleien und auch Rotaugen haben die Quagga-Muschel als potenzielle Beute erkannt. Nur das allein reicht nicht, um gegen ihre massive Ausbreitung anzukommen. Also heißt es vorerst weiter: Achtung, Quagga-Muscheln!
Grünalge: Fauliger Gestank

Beim Flanieren am Bodenseeufer in Lagenargen ist vielen Spaziergängern im vergangenen Jahr ein fauliger Geruch aufgefallen. Grund dafür ist die fädige Grünalge. Sie schwebt als grüner Teppich auf dem Wasser. Es handelt sich nicht um Seegras, sondern um Zellen, die sich explosionsartig vermehren, sobald genügend Licht, Wärme und Nährstoffe vorhanden.
Besonders flaches Gewässer in Ufernähe begünstigt das Wachstum. Im August vergangenen Jahres sorgte die Stinkalge für so viel Ärger, dass sogar versucht wurde, den grünen Schlick aus dem seichten Wasser zu graben. Ohne Erfolg. Der Versuch, die Alge mit einer Art Lasso aus Schwimmringen einzusammeln, scheiterte ebenfalls.
Badedermatitis: Juckreiz nach dem Schwimmen

Wer nach dem Schwimmen rote juckende Punkte auf der Haut bemerkt, ist möglicherweise mit Zerkarien in Berührung gekommen. Dabei handelt sich um Larven eines Saugwurmes. Die mikroskopisch kleinen Parasiten befallen Wasserschnecken. Sobald die Temperaturen wärmer werden, verlassen sie die Schnecken und begeben sich auf die Suche nach Wasservögeln – ihrem eigentlichen Ziel. In deren Darm finden die Zerkarien ihr festes Zuhause.
Das Problem: Auf der Suche nach einem Opfer verirren sich die Parasiten manchmal und landen so auf Menschen. Zwar können sie unsere Haut nicht durchdringen, aber der Kontakt ruft eine unangenehme Abwehrreaktion des Immunsystems hervor. Die Haut beginnt zu jucken. Schützen kann man sich vor der Badedermatitis nicht. Es bleibt nur, das Wasser zu meiden.
Die Badedermatitis hat so bereits für Schließungen ganzer Badeseen gesorgt. Auch der Bodensee ist betroffen. In den vergangenen Jahren kam es voranging am Untersee zu Vorfällen, aber die Zerkarien breiten sich überall aus, wo es viele Wasserpflanzen und Wasservögel gibt.
Kamberkrebse: Gefahr für heimische Arten

Anfang des Jahres ereignete sich am Bodenseeufer ein unschönes Naturspektakel. Hunderte tote Krebstiere wurden am Seestrand angespült. Aber keine Sorge – mit dem Wasser im See ist alles in Ordnung. Die meisten der toten Krebse waren alt und schwach. Sie wurden mit Algen ans Ufer geschwemmt und hatten vermutlich keine Kraft mehr, um zurück ins Wasser zu krabbeln.
Die kleinen Tierchen kommen ursprünglich aus Nordamerika. In den letzten Jahren haben sie sich stark im See vermehrt. Die höchste Dichte der Krebse wurde im Untersee und im Überlinger See ermittelt (Stand 2021). Wenn tote Krebse zuhauf angespült werden, ist das nicht schön. Aber sind die Kamberkrebse deshalb gleich eine Plage? Ja, für andere Krebsarten. Denn sie übertragen die Krebspest. Damit sorgte die Art bereits für das Verschwinden des Steinkrebses im Bodensee.
Tigermücke: Überträger gefährlicher Viren

Zwar ist die Tigermücke noch keine Plage – aber potenziell gefährlich. Das Insekt lebt eigentlich in den südtropischen Regionen Asiens. 2007 wurde sie erstmals in Deutschland nachgewiesen und breitet sich seither weiter aus. Und zwar auch bei uns am Bodensee. Klimawandel und steigende Temperaturen machen es möglich.
Die asiatische Tigermücke ist tagaktiv und gilt als aggressiv. Außerdem ist sie hartnäckig und sticht mehrfach zu. Juckreiz ist dabei das geringste Problem. Chikungunya-Virus, Dengue-Virus, West-Nil-Virus sowie Zika-Virus – die Liste der Krankheiten, die bei einem Stich der Mücke übertragen werden können, ist lang. Aber keine Panik: Bisher hat es noch keinen bekannten Fall einer Übertragung in Deutschland gegeben.
Baumwanze: Besser nicht zerquetschen

Zugeben, die Baumwanze ist nicht nur am Bodensee zu finden. Aber wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kälter werden, kann sie auch in der Region unangenehm häufig auftauchen. Auf der Suche nach einem warmen Platz zum Überwintern dringen Baumwanzen in Häuser und Wohnungen ein.
Die kleinen Insekten kamen vor rund 100 Jahren aus dem Balkan und Kaukasus zu uns und sind inzwischen heimisch geworden. Durch Fensterspalte und Türritzen krabbeln die Wanzen in die Wohnung. Auch wenn sie harmlos sind, können die Krabbler zu unangenehmen Untermietern werden.
Das Problem ist ein ekelhaft riechendes Sekret, dass die Baumwanzen über ihre Stinkdrüsen verbreiten können. Einmal ausgestoßen, kann der Geruch tagelang in der Wohnung bleiben. Deshalb sollte man die Eindringlinge auf keinen Fall zerquetschen.