Es waren drei Konstanzer, zwei Humboldt-Schüler und ein Schüler vom Suso:

  • Der Erste, Jeffrey Lim, verließ nach der elften Klasse das Gymnasium. Um noch sein Fachabitur erreichen, absolvierte er dafür ein Praktikum. Bei einem Magazin in Neuseeland als Fotograf.
  • Der Zweite, Timo Tzschetzsch, ging nach dem Abitur drei Monate auf Weltreise, die er teilweise mit seinem Instagram-Auftritt finanzierte. Er traf Jeffrey Lim sechs Wochen in Kanada und studierte später in Wien Wirtschaftswissenschaften.
  • Der Dritte, Jan Kaiser, spielte ab der zwölften Klasse schon professionell das Videospiel Hearthstone, verdiente monatlich damit etwa 1500 Euro und war mehr auf Turnieren unterwegs als in der Schule anwesend. Trotzdem schaffte er ein Abitur mit dem Notendurchschnitt 1,9. Nicht umsonst nennt man ihn das „Brain“, das IT-Hirn des Unternehmens.

Kaiser ist vielseitig interessiert, an Religion genauso wie an Biologie oder Psychologie, zweisprachig mit Chinesisch und Deutsch aufgewachsen, im Studium kamen noch etwa zwanzig Programmiersprachen dazu, ein Bachelorabschluss in Informatik an der HTWG, inzwischen dort schon Dozent. Nebenbei macht er gerade den Masterabschluss in „Data Science“ und schult Mitarbeiter, die er neu einstellt.

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Und obendrein bringt er noch „Xanevo“, die Firma, die er mit Jeffrey Lim und Timo Tzschetzsch gegründet hat, zum Laufen. Keiner der drei Männer ist älter als 23 Jahre. Sechs weitere Mitarbeiter gibt es auch schon.

Seit Januar 2021 gibt es ihr Start-Up, der Umsatz lag im ersten Halbjahr bei etwa 100.000 Euro. „Wir zahlen uns selbst aber im Moment noch ein Friseurgehalt“, sagt das Trio. Auch wenn die drei Firmenbetreiber 60 bis 70 Stunden pro Woche arbeiten: Es gehe vorwärts, sie hätten ein tolles Team, es mache riesigen Spaß.

Worum geht es bei Xanevo?

Versuch einer verständlichen Erklärung: Es geht um eine künstliche Intelligenz, die Texte verstehen, verarbeiten und dann daraus neue Texte generieren, also herstellen soll. Zum Beispiel Produktbeschreibungen für eine Firma, die Kleidung herstellt, Hosen, Pullover, Jacken. „Nehmen wir an, sie haben 5000 Produkte im Sortiment“, beginnt Jan Kaiser zu erklären. „Würden Sie als Journalist nun 5000 einzelne Produktbeschreibungen formulieren wollen?“

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Xanevo mache nun Folgendes: Die Firma greift auf einen muttersprachlichen Texter zurück, einen Sachverständigen der Firma und dazu zwei Programmierer. Xanevo gibt den Sprachstil vor, sodass die Marke deutlich wird, es macht detaillierte Angaben zu den Produkten, sodass der Schreibende Muster-Texte erstellen kann. Mit denen wird der Computer dann gefüttert. Der muss nun die Struktur des Textes erfassen, verstehen, wie und wovon da gesprochen wird. Aufgabe der Programmierer von Xanevo ist es als Nächstes, daraus „Rezepte“ zu erstellen.

Das heißt, so fährt Kaiser fort, die künstliche Intelligenz könne nach den eingegebenen Vorgaben selbst entscheiden, welche passenden Attribute sie den Schlagwörtern zuordnet, welchen Satzbau sie wählt, mit welchen Füllwörtern und firmeneigener Sprache sie den Text auffüllt. So, dass jeweils Produktbeschreibungen entstehen, die nicht langweilig standardisiert klingen, sondern wirken, als wären sie von einem kreativen Individuum einzeln geschrieben.

Umzug ins Gründungszentrum

Im Januar und Februar hat das Xanevo-Team seinen ersten Auftrag bearbeitet. Für ein Portal sollten etwa 40.000 FAQs erstellt werden, das sind die am häufigsten zu einem Produkt gestellten Fragen und die passenden Antworten dazu. 5000 Euro hat die Firma dafür bekommen, der Kunde war zufrieden, ein Folgeauftrag kam. Heute muss das Gründerteam nicht mehr selbst programmieren, dafür hat es Mitarbeiter.

Jeffrey Lim ist jetzt für die Verkaufsstrategie der Firma, Jan Kaiser für das Projektmanagement und alles Technische und Timo Tzschetzsch für das gesamte Marketing und den Webauftritt zuständig. Noch hat Xanevo keine eigene Firmenräume. „Aber demnächst ziehen wir in der Bücklestraße 3 ein.“ Dort ist Farm untergebracht, das Gründungszentrum der Stadt Konstanz.

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