Die Liste der Themen, mit denen Cyberlago zu tun hat, ist lang. „Denn wir beschäftigten uns mit Themen, die momentan alle Unternehmen umtreibt“, sagt Geschäftsführer Tobias Fauth. Und das seien vor allem Innovation, Digitalisierung und Informationstechnik. Tobias Fauth empfängt seine Gäste in den Geschäftsräumen in der Bücklestraße. Dort sitzen unter anderem die „farm“ und viele weitere Gründer.
Bei Cyberlago geht es also ums Digitale, um Künstliche Intelligenz, um Verarbeitung und Analyse von meist großen Datenmengen. Und darum, wie Technologien Vorgänge in Betrieben optimieren können. Kurz gesagt hilft das Unternehmen dabei, den digitalen Wandel einzuleiten. Oder zu prüfen, welche Technologien Firmen wirklich brauchen.
Inzwischen gehören 130 Firmen zum Netzwerk
Generell sei es das Ziel, die Innovationen in der Bodenseeregion voranzubringen. Es gehe um die Zukunft und all das, was dieses „Cyber-Zeitalter“ so mit sich bringt. Das Netzwerk gibt es als eingetragenen Verein seit 2013. Initiiert hat es die Stadt Konstanz im Jahr 2011, insbesondere in Person von Friedhelm Schaal, dem ehemaligen Leiter der Wirtschaftsförderung, der alle IT-Firmen der Stadt einmal zusammenbringen wollte.
Bei der Gründung des Netzwerks dabei waren etablierte Unternehmen wie Optimal Systems oder Seitenbau, die zum Beispiel die Software für die Service-Seite des Landes Baden-Württemberg entwickelt haben. Dreißig Firmen und die beiden Konstanzer Hochschulen waren von Anfang an am Start, viele neue sind dazugestoßen. 2019 wurde das 100. Mitglied begrüßt. Die Zahl hat sich bis heute auf 130 erhöht.
Darunter sind Firmen, die schon einige Preise abräumen konnten, wie „wirsindhandwerk“. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die Handwerksbetriebe empfiehlt und bewertet, 2018 den Cyberone-Award des Landes Baden-Württemberg gewonnen hat und zudem jedes Jahr Auszeichnungen für das beste Online-Portal erhält. Oder „Sklls“, die den virtuellen Business-Coach Sally entwickelt haben, wofür es 2019 den Bodensee-Pionier-Award gab.
„Uns geht es vor allem um den Aufbau von Wissen und die Vernetzung in der Region.“ Fauth hat unter anderem Angewandte Literaturwissenschaft in Berlin studiert und auch im Verlagswesen gearbeitet. Er kennt die Bedeutung von Kommunikation und gutem Netzwerken. Allein in den letzten beiden Jahren hätten sie 77 Veranstaltungen organisiert, darunter den „Hack and Harvest Hackathon“.
Was passiert eigentlich beim „Hackathon“?
An zwei Tagen treffen sich dabei alle Interessierten (während Corona eben digital) und können in Projektgruppen Themen bearbeiten, die vorher bekannt gegeben werden. Studierende, Unternehmer, Experten bearbeiten gemeinsam Zukunftsfragen und aktuell brennende Probleme. „Und jeder lernt etwas dabei“, so Fauth. „Sogar die Experten-Mentoren, die die Teams betreuen.“
Eine weitere Veranstaltung, an der Cyberlago als Mitorganisator beteiligt ist, ist die „Fuckup Night“, in der Gründer „humorvoll und todernst zugleich“, wie es im Internet heißt, von ihren persönlichen Erfahrungen des Scheiterns berichten. „Denn gerade diese Nicht-Bilderbuchgeschichten“, so steht da weiter zu lesen, „sind es wert, gehört und verbreitet zu werden.“
Doch die Bilderbuchgeschichten sind bei Cyberlago in der Mehrzahl. Viele gute Ideen sind Fauth schon untergekommen. Die Liste sei lang. Da sei zum Beispiel „8tree“, die mit einem Scanverfahren Schäden auf Flugzeugtragflächen erkennen. Da sei „Subsequent“, die automatisch Bilddaten erheben, um damit in Mannschafts- und Einzelsportarten taktische Analysen in Echtzeit zu ermöglichen. Um nur zwei zu nennen.
Was darf künstliche Intelligenz?
„Wir sind das Netzwerk für Digital-Experten“, fasst Fauth zusammen. Wobei Cyberlago nicht unbedingt selbst der Experte sein müsse. „Aber wir brauchen das Gespür für die Themen und Probleme, die die Unternehmen auf ihrem Weg ins digitale Zeitalter bewegen.“ In diesem spiele auch das Thema Künstliche Intelligenz eine Rolle. Im Rahmen des Projekts „KI-Lab Bodensee“ wurde dazu im Juli eine Themenwoche veranstaltet.
Dabei gingen die Teilnehmer der Frage nach: Was müssen Unternehmen wissen und wie können sie KI nutzen? Und eine Podiumsdiskussion mit dem Philosophen Richard David Precht stellte eine andere: „Was darf künstliche Intelligenz?“ Und wo so soll man sie einsetzen? Fauths Antwort ist pragmatisch: „Überall dort, wo es dem Menschen nutzt.“
Am Ende des Gesprächs betont Fauth noch einmal die Innovationskraft und Kompetenz am Bodensee. „Ich bin immer wieder überrascht, dass wir bisher bei jedem neuen Thema auch Experten in der Region finden konnten.“ Cyberlago mit seinen vier Mitarbeitern wird also weiter netzwerken und Kontakte vermitteln, mit verschiedenen Anlässen und Veranstaltungen. Sodass die Zukunft kommen kann. Wie sie dann auch immer aussehen mag.