Im Suso-Gymnasium findet die zweiwöchige Sommerschule für angehende Fünft- bis Zehntklässler statt, seit Coronazeiten auch für Gymnasiasten. Dreisatz, Wahrscheinlichkeitsrechnung oder die Zeiten im Englischen: Hier wird in kleinen Gruppen fleißig Stoff wiederholt.
Der elfjährigen Lina von der Gebhardschule gefällt die Sommerschule: „Ich finde es richtig cool hier, die Lehrer erklären den Stoff nochmal anders. Manches hatte ich bislang nicht verstanden, jetzt kann ich es“, sagt sie.
Die elfjährige Ylvi aus Linas Parallelklasse war zunächst nicht so begeistert von der Vorstellung, in den Sommerferien lernen zu müssen: „Meine Mutter hat mich einfach angemeldet, das fand ich doof. Aber jetzt gefällt es mir. In Deutsch übe ich Diktate, in Mathe schriftliches Dividieren, das bringt mir was.“ Das rechtzeitige Aufstehen findet sie nicht schlimm: „Es ist ja später als während der normalen Schulzeit“, sagt Ylvi und grinst.

Kathrin Schaub, Lehrerin für Englisch, Kunst und Sport, unterrichtet eigentlich am Schloss Gaienhofen. Sie ist zum zweiten Mal bei der Konstanzer Sommerschule dabei, weil die 33-Jährige vom Konzept überzeugt ist: „In der Sommerschule herrscht kein Druck, wir müssen keine Noten verteilen und haben mehr Zeit. Im normalen Unterricht kann ich nicht jeden so individuell fördern wie hier.“

Marius Hauser, Student der Wirtschaftspädagogik an der Uni Konstanz, unterstützt die Sommerschule zum ersten Mal. „Ich habe was Sinnvolles gesucht, um die Semesterferien zu gestalten“, erzählt der 24-Jährige, der sich sonst bei Ferienfreizeiten engagiert, die aufgrund der Pandemie nicht stattfinden. Auch er ist begeistert.

Lena Hommel vom Amt für Bildung und Sport ergänzt: „Die Schüler haben so viel nachzuholen und sie saugen hier alles auf. Einige haben sich sogar selbst angemeldet.“ Doch das Wiederholen von Unterrichtsstoff ist nicht alles, was die Teilnehmer von der Sommerschule mitnehmen sollen. Auf dem Stundenplan steht auch eine tägliche Einheit „Lernen lernen“ mit Coaching, dem Thema Lernmotivation, Tricks zum besseren Behalten von Vokabeln oder Fragen der Berufswahl.

In Jahren ohne Corona wurde morgens gelernt und nach einem gemeinsamen Mittagessen waren nachmittags erlebnispädagogische Angebote und Sport angesagt. „Wir hoffen sehr, dass dies in Zukunft wieder möglich sein wird“, sagt Lena Hommel. Aber auch so ist sie begeistert davon, wie schnell sich über die Schulen hinweg neue Freundschaften bilden.
Während in der Sommerschule ein Team aus hauptsächlich ausgebildeten Lehrern unterrichtet, werden in den zehn Lernbrücken vorwiegend Studierende eingesetzt, aber auch Lehr- und Betreuungskräfte aus den Schulen.
Gedacht sind die zweiwöchigen Lernbrücken hauptsächlich für Kinder und Jugendliche, die Nachholbedarf in den Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen haben und die während der Schulschließungen schwerer erreicht wurden als ihre Mitschüler.
Dieses Jahr soll es auch hier einen Fokus auf sozial-emotionales Lernen geben, wie Landeskultusministerin Theresa Schopper schreibt. „Dabei geht es um eigenverantwortliches Lernen sowie die Unterstützung von Mitschülern“, erläutert Frank Raddatz.
Der Leiter der Theodor-Heuss-Realschule und Geschäftsführender Schulleiter (aller Schularten außer Gymnasien) fügt hinzu: „So sollen wieder Solidarität, Hilfsbereitschaft und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickelt werden. Qualitäten, die im vergangenen Schuljahr mit Sicherheit gelitten haben.“

Patrick Hartleitner, Suso-Rektor und Geschäftsführender Schulleiter der Konstanzer Gymnasien, findet dagegen: „Sozial-emotionale Defizite, die in der Pandemiezeit entstanden sind, müssen wohl eher im vertrauten Klassenverband angegangen werden.“ In den Lernbrücken seien Schüler aus fast allen Konstanzer Schulen gemischt.
Wo aber soll es hinführen, wenn immer mehr Kinder und Jugendliche während der Ferien eine Förderung in Anspruch nehmen? Noch vor zwei Jahren gab es keine Lernbrücken, und an der Sommerschule waren nur 60 Teilnehmer.
Raddatz und Hartleitner sind sich einig: Wenn das kommende Schuljahr durchgehend in Präsenzunterrichtet stattfindet, sinkt der Bedarf an Ferien-Lernangeboten wieder. Frank Raddatz formuliert es so: „Im Moment möchte ich gerne davon ausgehen, dass wir ein Jahr ohne größere Schließungen bewältigen können und dadurch die Kapazität der hervorragenden Sommerschule ausreichen wird.“