Nach vielen Jahrzehnten im Schuldienst ist er immer noch nicht amtsmüde: Jürgen Kaz, Leiter des Humboldt-Gymnasiums, geht erst ein Jahr später in Pension als ursprünglich geplant. Den entscheidenden Anteil daran hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, wie Kaz dem SÜDKURIER am Telefon erzählt.
Doch der Landesvater rief nicht persönlich in Konstanz an. „Kretschmann schrieb einen Brief an die Lehrer im Land und bat darum, dass man länger im Dienst bleibt, wenn möglich“, sagt Jürgen Kaz. Hintergrund ist der akute Lehrermangel. Er erklärte sich daraufhin bereit, ein Jahr länger im Schuldienst zu bleiben.
Sein Pensions-Alter findet der Schulleiter trotzdem in Ordnung: „Ich werde im Januar 65 Jahre alt und gehe dann mit 66 in den Ruhestand. Die jüngeren Kollegen müssen aber bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten“, so Kaz. Über das zusätzliche Jahr an der Schule freut er sich: „Ich bin sehr glücklich über meine Aufgabe und froh, dass ich in der Nach-Corona-Zeit noch ein Schuljahr ohne Einschränkungen erleben kann.“
Jürgen Kaz ist nun schon seit 20 Jahren Rektor des Humboldt-Gymnasiums, zeitweise war er gleichzeitig Geschäftsführender Schulleiter aller Konstanzer Gymnasien. Vor seiner Zeit am Bodensee leitete er ein Gymnasium in Pfullendorf und war dort Prozessbegleiter für Unterrichtsentwicklung für das Regierungspräsidium.

Digitalisierung soll weiter vorankommen
Die Verlängerung seiner Dienstzeit möchte er vor allem der Qualitätsoffensive in Sachen Digitalisierung widmen. Für einen sinnvollen Unterricht mit Geräten wie Tablets (flache Computer) fehle jedoch teilweise noch immer die Grundlage. So gibt es weiterhin kein flächendeckendes Drahtlosnetzwerk (WLAN) an den Konstanzer Schulen, auch Tablets müssen die Schülerinnen und Schüler teilweise privat mitbringen.
Jürgen Kaz blickt nun voller Tatendrang auf seine letzten Schuljahre bis zur Pensionierung im Sommer 2024. „Ich spüre eine Leidenschaft, pädagogisch zu arbeiten und eine gute Lernumgebung zu schaffen“, sagt er. „Die Schulleitertätigkeit bringt zwar auch viele Verwaltungsaufgaben mit sich, aber im Vordergrund steht für mich die Arbeit mit den Kindern. Dieser Arbeit liegt ein Zauber inne.“

Wer die Nachfolge von Jürgen Kaz antritt, wird zum gegebenen Zeitpunkt ein öffentliches Bewerbungsverfahren klären. Sein Stellvertreter Frank Stöcker jedenfalls hat kein Problem mit der Situation, im Gegenteil: „Ich freue mich über die Verlängerung von Herrn Kaz, weil wir sehr gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten“, sagt er auf SÜDKURIER-Nachfrage und ergänzt: „Die Frage einer Bewerbung stellt sich für mich aktuell nicht.“