Dividieren und Multiplizieren, Rechtschreibung und die Zeitenfolge im Englischen: Dies und mehr sind Themen, mit denen sich 180 Konstanzer Schüler in den Sommerferien beschäftigen. Sie besuchen zwei Wochen lang die Sommerschule, die seit 2012 vom Amt für Bildung und Sport jährlich organisiert wird.
In diesem Jahr war die Anfrage so groß wie nie, berichtet Koordinatorin Petra Leising: „Uns war schnell klar, dass wir die Kapazitäten ausweiten müssen, weil durch Corona viel Stoff verpasst wurde.“
Viele Schularten vertreten
So sitzen im Suso-Gymnasium dreimal so viele Kinder und Jugendliche wie in den Vorjahres-Sommerschulen, erstmals auch Gymnasiasten. 14 Lehrer aus dem Landkreis Konstanz sowie 22 ehrenamtlich engagierte Lehramts-Studierende der Universität Konstanz geben ihr Bestes, um die Schüler in kleinen Gruppen aufs neue Schuljahr vorzubereiten.

Einer von ihnen ist Mathelehrer Dietmar Raether, der sonst an einer Gottmadinger Realschule unterrichtet. Der 33-Jährige ist begeistert vom Konzept: „Hier betreue ich nur acht Kinder und dies gemeinsam mit einer Studentin. Normalerweise stehe ich vor 30 Schülern. Gerade als junger Lehrer kann ich hier methodisch einiges ausprobieren.“
„Viele Kinder haben vor Freude geweint, als sie endlich wieder in die Schule durften“
Raether geht es vor allem um Bildungsgerechtigkeit. „Während des Lockdowns blieben einige auf der Strecke, die keinen Laptop haben oder deren Eltern sich nicht richtig kümmern konnten“, so der Pädagoge.
„Als wieder ein paar Schüler in die Klassenzimmer durften, kamen wir mit dem Unterricht auch nicht richtig voran. Ich musste sie erstmal fragen, wie es ihnen geht. Viele Kinder haben geweint, als sie endlich wieder in die Schule durften. Da hat ein Umdenken stattgefunden.“

Der 33-Jährige freut sich deshalb, dass die Sommerschüler sein Angebot dankbar annehmen und dies auch kundtun. Und das, obwohl viele eher unfreiwillig angemeldet wurden, weil Lehrer und Eltern Bedarf sahen. So ging es auch der zehnjährigen Chiara, die nun die Grundrechenarten wiederholt. „Mathe ist nicht mein Lieblingsfach, aber es geht schon“, sagt die künftige Geschwister-Scholl-Schülerin.
„Jetzt freue ich mich auf die richtige Schule mit meinen Freunden“
Der zehnjährige Alexander aus Dingelsdorf hat Spaß in der Sommerschule: „Hier sind geduldige Lehrer und wir haben keine Hausaufgaben“, sagt er. Dass er sich während der Schulschließung zu Hause die Arbeitszeit selbst einteilen konnte, gefiel Alexander gut. „Aber jetzt freue ich mich auf richtige Schule mit meinen Freunden.“

So geht es auch Vivien, die in die sechste Klasse des Suso-Gymnasiums kommt. „Während des Lockdowns fehlte mir die Gesellschaft“, sagt sie. Auch ohne die Sommerschule wäre ihr zu Hause langweilig. „Die Lehrer hier kommen gut mit uns klar, weil sie selbst noch so jung sind“, sagt Vivien. Und der zwölfjährige Tamino schätzt es, „dass in der Sommerschule mehr Zeit zum Wiederholen ist“, sagt er.
Lehramtsstudenten mögen es, in der Sommerschule zu unterrichten
Die 27-jährige Lehramtsstudentin Tina Merzan erklärt gerade die Kommasetzung bei wörtlicher Rede. Für die angehende Pädagogin, die demnächst ihr Praxissemester im Ellenrieder-Gymnasium beginnt, ist die Sommerschule eine wertvolle Erfahrung: „Hier dürfen wir zu zweit selbst die Gruppen leiten“, freut sie sich.

Und falls die Studierenden doch Unterstützung brauchen, stehen erfahrenere Lehrer sowie drei Schulsozialarbeiter zur Verfügung. Einziger Wermutstropfen: Das ergänzende Sportprogramm der Vorjahre entfällt Corona-bedingt. „Ich habe aber die Vision, nächstes Jahr wieder so viele Schüler aufzunehmen und trotzdem das Freizeitprogramm anzubieten“, sagt Petra Leising.