„Ziel ist, in einen echten geschlossenen Wertstoffkreislauf zu kommen“, erklärt Manuel Häußler. Wiederverwertbarer Kunststoff – der Markt wäre riesig und Millionen Tonnen Müll müssten nicht mehr verbrannt werden. Deshalb hat sich der 31-jährige Wissenschaftler recht früh an die Start-up-Initiative „Kilometer 1“ der Universität und der Hochschule Konstanz für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) gewandt und ein Beratungsgespräch geführt.
Damit kam all das in Gang, was es braucht, um erfolgreich mit einem eigenen Unternehmen auf den Markt zu kommen. Im Moment sind Fördergelder im Umfang von 1,5 Millionen Euro beantragt. Das klingt zunächst nach viel Geld. Aber, so Häußler, er habe an der Uni die Erfahrung gemacht: „In der Wissenschaft ist alles unendlich teuer.“ Insofern sei der Betrag eher angemessen. Man müsse Gehälter zahlen, teure Geräte kaufen, da sei das Geld sicher bald aufgebraucht. Denn im nächsten Schritt geht es darum, das entwickelte Laborverfahren auf echte Kunststoffabfälle in einem größeren Maßstab anzuwenden.
In der Abfallverwertung wird nach ganz verschiedenen Kriterien sortiert, es entstehen „Stoff-Ströme“. Diese gilt es nun zu untersuchen: Welche Kunststoffe können zu welchem chemischen Produkt wiederverwertet werden? Die Grundlagenforschung ist getan und es folgt das anwendungsnahe Experimentieren. Häußler hat sich dafür einen Mitstreiter gesucht: Lukas Odenwald, 26 Jahre, der gerade sein Chemie-Studium abschließt. Die beiden kennen einander von der Uni.
Ideen scheitern oftmals an der Finanzierung
Die Arbeit und die Aufgabenstellungen seien schon enorm, aber die Kunst bestehe darin, „das Begeisternde über allem stehen zu lassen“, sagt Häußler. Soll heißen: Sich nicht ablenken zu lassen von den vielen kleinen Problemen und Alltagswidrigkeiten, sondern an den großen Wurf zu glauben, an die Idee, welcher sie gerade folgen. Lisa Kuner, die das Projekt bei „Kilometer 1“ betreut, weiß aus Erfahrung: „Es gab schon viele gute Ideen, aber viele scheitern entweder an der Finanzierung oder daran, dass es Unstimmigkeiten im Team gibt.“
Auf die Zusage aus dem Fördertopf warten die beiden Firmengründer gerade noch. Dann hätten sie zumindest für drei Jahre ein festes Gehalt, könnten Mitarbeiter beschäftigen und weiter forschen. Ein Beratungsteam von Experten haben sie schon zusammengestellt. Dazu gehören wissenschaftliche Berater, ehemalige Projektmanager, lokale Unternehmer aus der Chemiebranche und einer der führenden Kunststoffrecycling-Experten. Viele Hausaufgaben sind also schon erledigt, am Ziel sind sie jedoch noch lange nicht. Aber jeder, der Umweltbewusstsein besitzt, kann ihnen nur Erfolg wünschen.