Ausnahmsweise lässt Luise Mitsch, Vorsitzende des Altenhilfevereins Konstanz, ihr Montagstraining ausfallen. Zwei Litzelstetter Ortschaftsräte informieren sich vor Ort über den Bewegungsparcours am Schänzle. Sie wollen in ihrem Konstanzer Teilort ebenfalls ein derartiges Angebot schaffen. Das kostenlose Freiluft-Fitness-Studio am Schänzle erfreut sich nämlich großer Beliebtheit. Längst werden die Geräte von allen Generationen genutzt. Je nach Witterung ist jede Station belegt. Darüber freut sich Luise Mitsch natürlich, denn: "Bewegung ist ein kostenloses Medikament."

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"Bewegung beugt Altersgebrechen vor, man wird nicht so schnell dement und bleibt schlank", weiß Luise Mitsch und fügt zum Gruppen-Angebot des Altenhilfevereins an: "Man trifft andere Leute und ist nicht einsam." Bereits im Jahr 2015 kam sie auf die Idee, den bestehenden 3000-Schritte-Pfad in der Innenstadt mittels einer neuen Anlage zu ergänzen, und involvierte Fachleute. Sportwissenschaftler der Universität Konstanz erarbeiteten den Parcours und wählten entsprechende Fitnessgeräte für ein funktionales Ganzkörpertraining.

So ist's richtig: Carmen Braun gibt Luise Mitsch am Bewegungsparcours wertvolle Tipps.
So ist's richtig: Carmen Braun gibt Luise Mitsch am Bewegungsparcours wertvolle Tipps. | Bild: Aurelia Scherrer

Fachämter der Stadt Konstanz kümmerten sich um den Platz und sind jetzt für Pflege und Wartungsarbeiten zuständig, während der Altenhilfeverein Spenden für die Finanzierung sammelte. Seit zwei Jahren ist der Parcours in Betrieb und es gibt viele Interessenten, die sich Tipps von Luise Mitsch holen, weil sie in ihrem Ort ebenfalls ein solches Angebot schaffen wollen. "Man erkennt jetzt, dass wir präventive Maßnahmen ergreifen müssen", so Mitsch, womit sie nicht nur auf den demografischen Wandel, sondern auch auf die zu fördernde Lebensqualität älterer Menschen abzielt.

Ein weiterer Parcours ist in Planung – aber noch fehlt es an Geld

Das Schänzle als Trainingsort findet Luise Mitsch ideal. "Dort, wo Menschen zusammenkommen, muss man solche Angebote schaffen. Und hier sind wir zudem ganz in der Nähe von Sportanlagen." Sie hat schon das nächste Projekt in Petto: Den Bewegungsparcours nahe des neuen Schwaketenbads. Auch dort sollen zehn Ganzkörper-Trainingsgeräte aufgestellt werden. "Wir sammeln bereits Spenden", so Mitsch, die auf die benötigten 45.000 Euro zu sprechen kommt. "Es ist ein weiteres Zukunftsprojekt für die Bevölkerung", stellt sie fest.

Sie arbeitet gerne mit den Senioren: Sportstundentin Carmen Braun.
Sie arbeitet gerne mit den Senioren: Sportstundentin Carmen Braun. | Bild: Aurelia Scherrer

Luise Mitsch ist jetzt noch einen Schritt weiter gegangen, um Menschen aller Altersklassen für Bewegung und Fitnesssteigerung zu begeistern. Studenten der Sportwissenschaften der Universität Konstanz bieten jetzt am Schänzle drei Mal in der Woche offene Trainingsstunden an, und zwar für die Teilnehmer kostenlos. "Wir haben die AOK mit sind Boot geholt, die den Studierenden einen Obolus bezahlen", berichtet Luise Mitsch. Die Übungen, die jeder an den Geräten absolvieren kann, sind zwar auf Info-Tafeln beschrieben, eine Einführung ist jedoch sinnvoll, bestätigt Sportstudentin Carmen Braun, die falsch ausgeführten Übungen vorbeugen will.

Für die Nutzer gibt es ein persönliches Trainingsprogramm – gratis

Vor allem gehe es darum, für jeden ein individuelles Trainingsprogramm zu erarbeiten, das bestehende Handicaps berücksichtigt. Der Parcours beinhalte Geräte, die für ein gezieltes Ganzkörpertraining geeignet seien. "Ausdauer, Dehnung, Kräftigung von Beinen, Rumpf und Armen, Feinmotorik, Schulter- und Wirbelsäulenbeweglichkeit, Lendenstärkung", skizziert Carmen Braun, die anfügt: "Und das Schöne: Das Training findet an der frischen Luft statt, da wird auch das Immunsystem gestärkt."

Auch der Litzelstetter Ortschaftsrat Wolfgang Flick testet den Bewegungsparcours am Schänzle, denn der Litzelstetter Ortschaftsrat ...
Auch der Litzelstetter Ortschaftsrat Wolfgang Flick testet den Bewegungsparcours am Schänzle, denn der Litzelstetter Ortschaftsrat möchte nach diesem Vorbild in dem Konstanzer Teilort ein ebensolches Angebot schaffen. | Bild: Aurelia Scherrer

Ihre aktuelle Gruppe ist aber schon längst weiter. Die Damen und Herren sind schon bestens vertraut mit dem Geräteparcours, den sie eigenständig absolvieren. Deshalb werden nach dem üblichen Aufwärmtraining zusätzliche Übungen mit einfachen Hilfsmitteln angeboten, die Kraft, Ausdauer, Koordination und Gleichgewichtssinn fördern. "Es sind alles alltagsbezogene Übungen, die auch zu Hause gemacht werden können", so Carmen Braun. Sie muss sich immer wieder andere Trainingseinheiten einfallen lassen, denn die interessierten Teilnehmer wollen noch mehr, nämlich Abwechslung, wie Carmen Braun schmunzelnd anmerkt.

"Jeder kann mitmachen, das Alter ist nicht entscheidend"

Drei Mal in der Woche bieten Studierende derartige kostenlose Trainingsstunden. "In einer Gruppe, sind so viele Leute, dass das Gerätetraining mit Therapiebändern, Bällen und Matten zu einem Zirkeltraining ausgeweitet wurde. Das ist ganz schön taff", berichtet Carmen Braun. Damit spannt sie den Bogen zu einer wichtigen Aussage: "Hier kann jeder mitmachen. Entscheidend ist nicht das Alter, sondern der Fitnessgrad." Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Gruppenangebote.