Herr Tinner, wie lange gibt es die Internationale Vorbereitungsklassen (VKL) an der Geschwister-Scholl-Schule schon?
Also die VKL-Klassen gibt es jetzt schon im fünften Schuljahr, das heißt, wir haben im Schuljahr 2011/12 angefangen.
Aus welchen Ländern kommen die VKL-Schüler?
Momentan kommen die VKL-Schüler aus 13 verschiedenen Ländern und schreiben vier verschiedene Schriften.
Wie viele VKL-Klassen gibt es an unserer Schule?
Aktuell gibt es vier Klassen mit über 80 Schülern.
Wie ist der Unterricht aufgebaut?
In der VKL lernen die Schüler vor allem Deutsch. Die Schüler lernen aber Deutsch auf Deutsch. Sie müssen also die Sprache, die sie noch gar nicht können in der Sprache lernen, die sie nicht können. Das ist das Schwierige. Das heißt, wir müssen so anfangen, dass die Schüler möglichst wichtige Wörter lernen, damit wir mit ihnen reden können. Dafür haben wir Listen, was denn wichtig ist. Am einfachsten ist es, Hauptwörter zu lernen, da kann man mit Bildern lernen. Bei den Verben geht es auch noch einigermaßen, denn die kann man vormachen. Die wichtigsten Verben sind Schulverben, wie schreiben, lesen, zuhören.
Und die wichtigen Wörter danach?
Die nächsten wichtigen Wörter sind solche, damit ich mich zu Recht finde, solche wie Klassenzimmer, Klo, Hausmeister, Mensa, Sekretariat, Lehrer/Lehrerin. Die Schüler müssen schnell sagen können, wer sie sind. Sie müssen so eine Art Steckbrief sagen können. Was man auch ganz schnell braucht, sind Farben. Ich muss ja wissen, was das ist, wenn da steht, du brauchst ein blaues Heft. Da muss ich wissen, was ein Heft und Blau ist. Das geht dann immer weiter. Man lernt in der Regel nach Themen. Man macht ein bestimmtes Thema, zum Beispiel alle Wörter, die mit Einkaufen zu tun haben und schaut dann, dass man alle anderen Sachen da drum herum bastelt. Dann müssen die Schüler ganz schnell Grammatik lernen, sie müssen ja auch irgendwann Sätze sagen können. Das ist auf Deutsch gar nicht so einfach. Seid froh, dass ihr selbst nicht Deutsch als Fremdsprache lernen müsst. Das ist viel schwieriger als Englisch.
Wie sind die VKL-Schüler vom Verhalten her?
Nicht anders als ihr auch.
Wie unterhalten sich die VKL-Schüler untereinander?
Mir ist es ganz wichtig, dass die Schüler auch ihre Sprache benutzen. Das ist mir so wichtig, weil sie ihre Sprache brauchen, um Deutsch zu lernen. Wenn man denen das verbietet, dann wird das nichts. Zum Beispiel wäre es ja toll, wenn sie miteinander etwas besprechen, einer kann schon relativ gut Deutsch und hat verstanden, was er machen muss. Dem jetzt zu verbieten, einem anderen Schüler, der es nicht verstanden hat, auf Bulgarisch zu erklären, wäre ja blödsinnig. Deswegen benutzen wir das.
Wenn jemand Deutsch lernt, so wie Schüler aus eurer Klasse, dann versucht er erst mal, Deutsch so zu sprechen, wie er auch Bulgarisch sprechen würde. Das heißt, er benutzt die bulgarische Grammatik mit den deutschen Wörtern. Wenn ich ihm das nicht erlaube, verstehe ich nicht, warum er etwas falsch macht. Das heißt, ich muss so ein bisschen etwas über jede Sprache, die die VKL-Schüler sprechen, wissen. Deswegen habe ich ein besonderes Buch, in dem über jede Sprache etwas drin steht, wie die Grammatik funktioniert. Dann verstehe ich besser, welche Fehler der Schüler macht. Der macht nämlich gar keine Fehler, der benutzt halt das, was er an Grammatik weiß. Deshalb ist die eigene Sprache so wichtig, wenn man die nicht benutzt, dauert das Deutschlernen viel länger.
Wie lange arbeiten Sie schon an der Geschwister-Scholl-Schule?
Ich arbeite im fünften Jahr hier. Das heißt, ich bin hierher gekommen, als die VKL-Schüler zum ersten Mal da waren. Ich habe sie also nicht eingerichtet. Ich kam her und es gab bereits die erste VKL-Klasse.
Warum haben Sie sich entschieden, die Internationalen Vorbereitungsklassen zu unterrichten?
Ich habe das gelernt, wie es geht. Ich bin seit 18 Jahren Lehrer. Als ich studiert habe, musste jeder Lehrer, der Deutsch studiert hat, an der Pädagogischen Hochschule das Fach Deutsch als Zweitsprache belegen, das war Pflicht für jeden. In Stuttgart habe ich das unterrichtet. Als ich hierher kam, hat Ursula Rothaupt angefangen, nur ist die dann in Pension gegangen. Dann musste es jemand anders machen. Die anderen konnten das nicht, also habe ich das übernommen. Dieses Jahr bin ich nun zum ersten Mal nicht mehr selbst im Unterricht, da es nun an unserer Schule Lehrer gibt, die das genauso gut unterrichten können, wie ich.
Zur Person
Dirk Tinner ist 48 Jahre alt und bereits seit 18 Jahren als Lehrer tätig. Nach seiner Schulzeit studierte er Grund- und Hauptschullehramt an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg. Zunächst war er als Lehrer in Stuttgart und Singen tätig, bevor er nach Konstanz kam. Seit fünf Jahren ist Dirk Tinner als Rektor der Abteilung Werkrealschule an der Geschwister-Scholl-Schule beschäftigt. Diese Schule beitet Realschule, Werkrealschule, Gymnasium und Orientierungsstufe.Die Schule im Internet: www.gss-kn.de
