Der Griff zur Gießkanne gehört zum Arbeitsalltag an den Bügelstationen im Integrationsbetrieb Indigo. Jeder muss viele Male am Tag den Kanister nachfüllen, in dem der Dampf für sein Bügeleisen entsteht. Alle zwei bis drei Stunden sollten sie Geräte herunterkühlen und entkalken. Auch 14 Jahre nach dem Start arbeiten die Beschäftigten der Tochtergesellschaft des Hilfsvereins für seelische Gesundheit und der paritätischen Sozialdienste mit Bügeleisen, die allenfalls auf die Bedürfnisse einer Großfamilie ausgerichtet sind, nicht auf einen Acht-Stunden-Dauerbetrieb.

Neue Geräte müssen her

Jetzt kommen die Geräte an ihre Belastungsgrenzen, wie Ralf Rosbach sagt. Er ist ehrenamtlicher Geschäftsführer des Bügeldienstes. Für die Umstellung auf neue Bügelstationen stehe Indigo vor einer Investition in der Höhe von 35.000 Euro. Er hofft auf Spenden, die den Weiterbestand des Betriebs sichern, der Menschen mit Handicaps Beschäftigung und Ausbildung bietet. Die alten Bügelstationen, die immer anfälliger für Defekte sind, möchte der Betrieb durch ein System ersetzen, bei dem drei zentrale Dampferzeuger jeweils drei Bügeleisen versorgen. Sie könnten ohne Wartungspausen den ganzen Tag in Betrieb sein, berichten Teamleiterin Ulrike Schmidt und Ralf Rosbach.

Der Bügelservice des Integrationsbetriebs Indigo für Menschen mit Handicaps muss sich von überalterten Eisen und Dampfbereitern trennen, ...
Der Bügelservice des Integrationsbetriebs Indigo für Menschen mit Handicaps muss sich von überalterten Eisen und Dampfbereitern trennen, die ständig mit der Gießkanne neu befüllt werden müssen. Geschäftsführer Ralf Rosbach (vorn), Kerstin Hoffmann (von links hinten), Preeti Jaiter sowie Teamleiterin Ulrike Schmidt hoffen auf Spenden für neue Profigeräte. | Bild: Claudia Rindt

Trotz guter Auftragslage würde aber die Investitionssumme den Betrieb überfordern, denn dieser baue bewusst auf besonders viel Handarbeit. „Wir setzen auf Menschen, nicht auf Maschinen“, sagt Ralf Rosbach. Das Problem: Am Markt, wo auch die Betriebe sind, die den umgekehrten Weg gehen, ließen sich nach Angaben Rosbachs nicht die Preise erzielen, die es dem sozialen Unternehmen ermöglichen würden, alle Investitionen voll zu tragen. Wenn er höhere Preise ansetze, überlegten viele Kunden, ob sie das Bügeln nicht vielleicht doch selbst übernehmen. Dabei benötige man schon eine Ausbildung, um bei allen Stoffen die Qualität zu erreichen, wie sie der Integrationsbetrieb biete. Grundsätzlich sei das Unternehmen auf einem guten Weg.

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Gemeinsam mit der IHK Ausbildung entwickelt

Mit sechs Mitarbeitern war der Bügelservice von Indigo vor 14 Jahren an den Start gegangen, inzwischen hat der Betrieb 12 Beschäftigte. Die Hälfte von ihnen hat psychische und seelische Behinderungen, die es ihnen erschweren, in der Berufswelt zu bestehen. Bei Indigo finden sie die Unterstützung und Anleitung, die sie benötigen. Der Integrationsbetrieb hatte zusammen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) die auf Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps zugeschnittene Ausbildung zum Textilhelfer entwickelt. Sechs Personen hat der Bügelservice schon ausgebildet und drei als Beschäftigte übernommen.

Aktuell ist die neue Mitarbeiterin Kerstin Hoffmann dabei, sich zur zweiten Ausbilderin im Betrieb weiter zu bilden. Die gelernte Restaurantfachfrau sowie Mode- und Textilnäherin hatte im Frühjahr im Bügelservice begonnen. „Mit meinem Fachwissen kann ich in einer Bügelei oder Wäscherei arbeiten.“ Als sie bei Indigo vor der Tür stand, habe sie spontan angefragt, ob es für sie Arbeit in dem Betrieb gebe, und landete einen Volltreffer. Das Unternehmen benötigte ihre Kompetenzen. Hofmann kennt sich nicht nur im Textilwesen aus. Sie berichtet, sie habe auch im Bekanntenkreis persönlich viel Umgang mit Menschen mit Handicaps: „Ich bin so aufgewachsen. Ich kenne das.“ Es sei ihr nicht schwer gefallen, sich einzuarbeiten. „Ich bin offen für alles Neue, was auf mich zukommt.“ Noch vor Ostern wolle sie die Fortbildung zur Ausbilderin abgeschlossen haben.

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Bis dahin hofft das Team auf Ersatz für die alten Geräte. Diese fielen inzwischen oft aus. Nur Dank der großen Hilfe eines Wartungstechnikers gelinge es überhaupt noch, alle neun Bügelstationen in Betrieb zu halten, sagt Ralf Rosbach.

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