Niedrige Löhne, kompromisslose Arbeitgeber und steigende Mieten bringen Familien unter Druck. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) berichtet von einer zunehmenden Zahl von Menschen, denen es trotz Arbeit nicht gelinge, nennenswerte Rücklagen zu schaffen. Für sie werde jede ungeplante finanzielle Belastung zum Kraftakt, sei es der Ersatz einer kaputten Waschmaschine oder der notwendige Kauf von neuen Winterschuhen. Der SkF leistet in besonderen Notfällen Überbrückungshilfen. Ohne Spenden wäre dies nicht möglich.
Manche Arbeitgeber nicht zu Kompromissen bereit
Manchmal scheiterten bessere Verdienstmöglichkeiten an Arbeitgebern, die zu keinerlei Kompromissen bei den Arbeitszeiten für Frauen mit Kindern bereit seien, berichtet Claudia Eisenmann, Leiterin des SkF-Teams. Im Verkauf und auch in der Pflege seien vielfach Schichtdienste zu Zeiten gefordert, in denen es keine Betreuungsangebote gebe. Dies treffe vor allem Alleinerziehende. Manche Arbeitgeber seien nicht bereit, sich auf deren besondere Lage einzustellen und nach Lösungen zu suchen, die beide Seiten zufrieden stellen.
Für die Betroffenen fielen so oft Verdienstmöglichkeiten weg, sie müssten nach dem Elterngeld Arbeitslosengeld II beantragen, und so am Existenzminimum leben. Bis nach einem Antrag die staatlichen Gelder tatsächlich fließen, vergehe oftmals einige Zeit. Ein Drama für eine Familie, die keinerlei Rücklagen habe, und manchmal vor dem buchstäblich leeren Kühlschrank stehe. Der SkF springe mit Überbrückungsgeldern ein.
Anträge sind oft kompliziert
Die Beratungsstelle helfe Familien auch, an die Leistungen zu kommen, die ihnen zustehen. Der bürokratische Aufwand sei oft hoch, die Anträge kompliziert, die Wartezeiten lang, berichten Eisenmann und ihre Kolleginnen. Ganz besonders belastend seien für arme Familien die teilweise hohen Zuzahlungen, die sie für ärztliche Vorsorgeleistungen oder Zahnersatz erbringen sollen. Die gesundheitliche Vorsorge bleibe dadurch auf der Strecke, so Birigt Zillich, Sozialpädagogin beim SkF Betreuungsverein.
Der SkF stellt einige Fälle aus seiner Praxis vor. Besonders dramatisch stellt sich die Lage einer Frau mit zwei Kindern dar, die wegen Blockaden durch den ehemaligen Ehemann keine Anträge auf staatliche Hilfen stellen kann: dieser verweigere nach SkF-Angaben notwendige Unterschriften. Hier springt der SkF mit Übergangsgeldern ein und unterstützt die Frau, an die staatlichen Leistungen zu kommen. Dass eine Schwangere im Betrieb nicht willkommen ist, diese Erfahrung musste eine Frau machen, die im Bewerbungsgespräch ehrlich war, und bekannt gab, ein Kind zu erwarten. Prompt wurde sie nicht eingestellt. Aktuell sei die Betroffene völlig mittellos, berichtet der SkF. Bis staatliche Hilfeleistungen greifen, springt auch hier der SkF ein.
Hohe Wohnkosten bringen Familie in Not
Auf dem Sprung ins Berufsleben ist eine Alleinerziehende, die ab Januar für ihren Sohn einen Platz in einer Kindertagesstätte hat und ab Februar Teilzeit arbeiten kann. Bis dahin benötige auch sie Hilfen. In Nöten ist auch eine Familie mit drei Kindern im Alter von drei, fünf und acht Jahren. Bei dieser verschlängen die Wohnkosten in Höhe von 1350 Euro einen Großteil des Einkommens. Trotz Wohngelds könnten die Eltern nur das Notwendigste finanzieren, berichtet der SkF. Jetzt bräuchten sie Mittel für die Winterkleider der Kinder und für den Kinderwagen. Der SkF nimmt keine Sachspenden entgegen, greift aber aus dem Spendentopf Familien unter die Arme.
In einem anderen Fall bringt der Ausfall von zwei Haushaltsgeräten eine Familie, die gerade ihr viertes Kind bekommen hat, finanziell ins Schleudern. Die Partner sind berufstätig, doch während der Elternzeit fällt ein Einkommen weg, und wird durchs Elterngeld nicht voll ersetzt. Die nun anfallenden Kosten für den Ersatz der Geräte belasten den Familienetat so übermäßig, dass an Geschenke zu Weihnachten für die Kinder kaum zu denken ist. Wie knapp die Mittel sein können, zeigt sich auch an einer Alleinerziehenden mit drei Kindern (3 Monate, vier Jahre, sieben Jahre). Wegen einer unerwartet hohen Nachzahlung für den Strom musste sie alle ihre Ersparnisse aufbrauchen. Jetzt sucht sie für das älteste Kind eine Matschhose und Gummistiefel. Beides habe sie bisher nicht gebraucht finden können. Die Sachen neu zu kaufen, könne sie sich nicht leisten.