Die Debatten um den geplanten Neubau der städtischen Wohnbaugesellschaft Wobak in der Martin-Schleyer-Straße – der sogenannten Ortsmitte – werden mittlerweile seit Jahren geführt. Jetzt liegt der Bauantrag vor, über den das Regierungspräsidium Freiburg befinden wird. Vier Einsprüche seitens der Anlieger sind eingegangen. Aber auch die Ortschaftsräte sind nicht glücklich. Kritisiert werden vor allem die Gebäudehöhe von 14 Metern sowie die Tiefgarageneinfahrt direkt an der viel befahrenen Hauptstraße.
Kein Wunschkonzert – Ein Kommentar zu den neuen Entwicklungen bei der Ortsmitte Litzelstetten
"Wir hofften auf eine städtebauliche Aufwertung und auf eine gelungene Dorfmitte", erinnerte Ortsvorsteher Wolfgang Gensle. Die Bürgerbeteiligung und das Wettbewerbsverfahren seien gut verlaufen und das Ergebnis habe seinerzeit sowohl Preisgericht als auch die Bürger überzeugt. "Es war alles perfekt", so Gensle, bis die Wobak das Projekt habe nacharbeiten lassen. Zu wenig Wohnfläche war berücksichtigt worden. Eben diese benötigten Flächen hätten eigentlich in die Auslobung des Wettbewerbs gehört. "Wir hatten das damals auch angeregt, andere wiederum meinten, das würde zu sehr einschränken. Beim Wettbewerb Marienweg standen die Daten drin", so Hans-Joachim Lehmann, Referent der Wobak-Geschäftsführung.
Von der überarbeiteten Variante waren die Litzelstetter geschockt. Das Projekt wurde im Gestaltungsbeirat beraten und kritisiert. Die Fachleute bestätigten damals, dass die neue Planung von Größe und Anmutung nicht in das Umfeld passe und kaum etwas mit dem Siegerentwurf des Wettbewerbs gemein habe. Der Gestaltungsbeirat forderte eine Rückbesinnung auf den Siegerentwurf und eine Wiedervorlage. Das Architekturbüro Kopperoth Architektur und Stadtumbau beherzigte die Einwände. Die nochmalige Umplanung wurde vom Gestaltungsbeirat gelobt. "Nach Auf und Ab und Für und Wider war es unsere Aufgabe, den öffentlichen Raum und den Baukörper harmonisch gegenüberzustellen und eine ruhige Dachform zu planen", gab Architekt Marcus Kopper zwei Beispiele. Ebenso wurde das Gebäude von der Martin-Schleyer-Straße und vom Kornblumenweg in Richtung Norden abgerückt, um mehr Freiraum zu schaffen. Diese vom Gestaltungsbeirat gelobte Planung wurde nun als Bauantrag eingereicht.
Heftig von den Ortschaftsräten und den Bürgern kritisiert wurde die Lage der Tiefgarageneinfahrt, welche direkt in die viel befahrene Martin-Schleyer-Straße münden soll. Dies sei mit der Straßenverkehrsbehörde eingehend besprochen, wandte Hans-Joachim Lehmann ein. Hoch schlugen die Wogen bezüglich der Gebäudehöhe von 14 Metern. Insbesondere Brigitte Fuchs (FWL) kritisierte diese Dimension. Bernfried Treude, er war seinerzeit als sogenanntes Spurgruppenmitglied aktiv in den Prozess der Bürgerbeteiligung eingebunden, stellte fest: "14 Meter Höhe kann ich nicht verstehen. Das Gebäude steht hundert Jahre und wir müssen damit leben.
" Auch der Anwohner Siegbert Riehle monierte vehement: "Für mich ist das ein fauler Kompromiss." Bei der Erstplanung war die Firsthöhe 11,10 Meter, wuchs in der Umplanung auf 14,80 Meter. "Der Kompromiss kann nicht bei 14 Metern liegen", so Siegbert Riehle. Auch das Abrücken des Gebäudes gen Norden wurde kritisiert, da die dortigen Angrenzer sich künftig einer 14 Meter hohen Wand gegenüber sehen. Die Frage stellte sich, ob der Abstand zu den Nachbargebäuden ausreiche.
Hans-Joachim Lehmann ist überzeugt, dass der Bauantrag genehmigungsfähig ist. Dies wird das Regierungspräsidium Freiburg entscheiden. Der Ortschaftsrat wies bei seiner Entscheidung über den Bauantrag explizit darauf hin, genannte Kritikpunkte genau zu prüfen. Die Diskussionen im Ortschaftsrat beschränkten sich nicht auf den Bauantrag an sich. So wollten Brigitte Fuchs (FWL) und Karin Müller (CDU), dass die Wobak eine Pflege-Wohngemeinschaft in das Gebäude integriere. "Es ist sinnvoll, aus dem Pilotprojekt in Dettingen zu lernen", entgegnete Hans-Joachim Lehmann. Bei den Planungen im Marienweg, die erst ganz am Anfang stehen, könnte durchaus dementsprechendes berücksichtigt werden.
Jürgen Puchta (SPD) gab zu bedenken, dass die Hauptproblematik auf der Betreiberseite liege. "Für uns ist es sinnvoll, erst einmal jemanden einzuladen, der die verschiedenen Begrifflichkeiten und Möglichkeiten auseinander dividiert und wir dann sehen, welches Konzept wir mit welchem Betreiber realisieren könnten", so Puchta. Auch Wolfgang Gensle (CDU) gab der Wobak Rückenwind und bremste die neuen Ideen für die Ortsmitte ein, denn: "Irgendwann ist Redaktionsschluss."
Das Projekt
Die Wobak will auf dem Areal Martin-Schleyer-Straße 29 in Litzelstetten ein generationengerechtes Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage (16 Stellplätze) erstellen. Geplant sind 16 Wohneinheiten (Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen) im mittleren Mietpreissegment. "Etwa 8,50 Euro sind der Maßstab für uns", so Hans-Joachim Lehmann, Referent der Wobak-Geschäftsführung. Im Erdgeschoss Richtung Kornblumenweg sind Gewerberäume für eine Physiotherapie-Praxis sowie für ein Straßencafé vorgesehen. Der Litzelstetter Ortschaftsrat stimmte nun dem Bauantrag zu. Vier Einsprüche seitens der Angrenzer liegen vor. Der Bauantrag wird vom Regierungspräsidium Freiburg beschieden. (as)