Das zukünftige Neubaugebiet Ziegelhütte ist bei den Ortschaftsräten umstritten. Vor allem stören sich einige Räte daran, dass die Bebauung möglichst schnell erfolgen soll. So gab es vier Gegenstimmen (davon drei von der CDU) bei sieben Ja-Stimmen (davon fünf von der SPD). Eindeutiger fiel der Beschluss im Haupt- und Finanzausschuss des Konstanzer Gemeinderats aus, wo es lediglich eine Enthaltung bei 13 Ja-Stimmen gab. Die abschließende Entscheidung fällt nun in einer Abstimmung im Gemeinderat Konstanz, und zwar am Donnerstag, 23. März.

Werden im Gebiet Ziegelhütte Wohnhäuser gebaut, wirkt sich dies weiter aus. „Die Landwirtschaft ist im großen Stil betroffen“, erläuterte Christoph Sigg vom Amt für Liegenschaften und Geoinformation. Er versprach, dass die Verwaltung mit den Landwirten sprechen würde. „Ersatz zu schaffen, wo nötig“ versprach er. Jedoch: „Klar ist, dass unsere Möglichkeiten begrenzt sind.“

Ortsvorsteher Roger Tscheulin (CDU) gehört zu den Skeptikern in puncto Bebauung. Mit Schmidtenbühl Nord in Dettingen sei ein großes Wohngebiet in Dettingen entstanden. In Wallhausen sei Linzgaublick Ost entstanden. Mit den Brühläckern und der Brunnenhalde entstünden zwei weitere Wohngebiete in Dettingen. Innerhalb einer kurzen Zeitspanne wäre die Ziegelhütte die fünfte entwickelte Fläche. „Es stellt sich die Frage, ob das sinnvoll ist.“ Er sehe mit Skepsis, dass die letzten Reserven in relativ kurzer Zeit aufgebraucht seien. Das Gebiet Ziegelhütte liege zudem an der Landschaftsschutzgrenze. Zwar gebe es einen Beschluss, diese zu verlegen, was aber noch nicht erfolgt sei.

Auch Alfred Reichle (SPD) sieht ein Gebiet Ziegelhütte als „nicht ganz unproblematisch“, zumal es relativ seenah liege. Andererseits sei der Bedarf an Wohnraum unstrittig. Er könne sich vorstellen, die Wiese so zu belassen oder eine Bebauung erst einmal zurückzustellen.

„Ich teile die Bedenken des Ortsvorstehers“, erklärte Kurt Demmler (CDU), was auch seine Fraktion so einschätze. Zwar sei eine Bebauung dort grundsätzlich denkbar, aber: „Ich habe oft gesehen, dass, wenn zu schnell gebaut wird, die sozialen Strukturen und die Infrastruktur kaputtgehen.“ Die Entwicklung der Brunnenhalde gehe relativ langsam voran. „Es besteht die Gefahr, sich zu verzetteln“, mahnte er. Daher sollten in Dettingen zuerst die beiden anderen Gebiete bebaut werden.

Christian Broghammer (SPD) schloss sich Demmler an. „Wir kriegen viele neue Bewohner“, erinnerte er. Es sei bedenklich, dass es zu wenig Infrastruktur geben werde. Er habe das Gefühl, dass sich Dettingen-Wallhausen zur Vorstadt entwickelt. Die Bedürfnisse der Bewohner seien wichtiger. Außerdem könne sich Dettingen-Wallhausen nicht industriell weiterentwickeln, „weil alles zugedätscht wird“.

Das Gebiet Ziegelhütte liegt zwischen der Straße Zum Hofgut und den Grundstücken Uferstraße 40 bis 46. Das größte Grundstück gehört dem Land Baden-Württemberg, drei kleinere privaten Eigentümern. Letztere wollten laut Christoph Sigg derzeit nicht verkaufen. „Für uns aus nachvollziehbaren Gründen“, berichtete er. Laut Reichle handelt es sich dabei um steuerliche Gründe. „Ein Eigentümer soll was vom Geschäft haben“, betonte Sigg. Alfred Reichle befürchtet eine Grundstücksspekulation. Daher möchte er, dass der zukünftige Bebauungsplan auch die drei privaten Grundstücke umfasst.

Entstehen sollen 35 bis 40 Wohneinheiten in zwei- bis dreigeschossiger Bauweise. „Das ist nicht die Welt“, erklärte Sigg. Das Gebiet ist Teil des Handlungsprogramms Wohnen. Die Baugebiete seien bewusst über das ganze Stadtgebiet verteilt. Es solle auch geförderten Wohnungsbau geben, "das gibt es in Wallhausen gar nicht". Die Wobak wolle sich dabei engagieren.


Das Areal Ziegelhütte

Das Grundstück, das dem Land gehört, ist 7879 Quadratmeter groß. Es wird im Westen von Grundstücken an der Heinrich-von-Tettingen-Straße und im Osten auf Höhe des südwestliches Ecks des Parkplatzes beim Vereinsheim des Yachtclubs Dettingen begrenzt. 60 Prozent davon – also rund 4727 Quadratmeter – will die Stadt zum Rohlandbaupreis von 120 Euro pro Quadratmeter kaufen. Inklusive sogenannter Erwerbsnebenkosten müssten rund 600 000 Euro ausgegeben werden. (nea)