Die Pläne, die sie zu sehen bekamen, ließen ihnen den Atem stocken. Die Anwohner rund um das Büdingen-Areal an der Seestraße hatten eigentlich gedacht, es nehme alles eine gute Entwicklung mit dem geplanten Luxushotel. Der Hubschrauberlandeplatz gestrichen, das Versprechen einer Öffnung des Parks für die Allgemeinheit fixiert, die Baugrenzen weitgehend eingehalten. Das klang für Henrich Tiessen oder Anneliese Fearns nach einer akzeptablen Lösung.

Anwohner und Parkschützer glaubten an gute Lösung

Dass das Gelände irgendwann bebaut würde, kam für die beiden langjährigen Aktivisten beim Verein Bürgerpark nicht überraschend. Aber das, was Hans Jürg Buff jetzt bei der Stadt beantragt hat, sorgte für Entsetzen. Der Investor hatte das Gelände vor etwa zwei Jahren gekauft und arbeitet seither an seinen Plänen. 

Das Szenario: Die Bildmontage ist nicht genau maßstäblich, betont der Verein Bürgerpark Büdingen. Aber sie zeige, wie sehr das geplante ...
Das Szenario: Die Bildmontage ist nicht genau maßstäblich, betont der Verein Bürgerpark Büdingen. Aber sie zeige, wie sehr das geplante Luxus-Gesundheitshotel die heutige Grünfläche verstelle. | Bild: Verein Bürgerpark Büdingen

Haus soll um ein Viertel größer werden als erlaubt

Und genau diese stoßen nicht nur den direkt betroffenen Anwohnern inzwischen sehr sauer auf. 53.000 Kubikmeter sieht der rechtskräftige Bebauungsplan für das Gebäude vor, mehr als 70.000 will Buff laut seinem Bauantrag vom 18. Januar bauen. Und das, obwohl die Stadtverwaltung schon bei der Bauvoranfrage empfohlen hatte, bei den damals eingereichten 63 000 Quadratmetern Abstriche zu machen. Und: Das Gebäude soll mehrere Meter höher werden als eigentlich zulässig.

Investor: Brauche viele Personalzimmer

Buff selbst bestätigt dem SÜDKURIER auf Anfrage seine Pläne. Er müsse größer bauen, sagt er, um das Personal unterzubringen. Zu den 113 Gästezimmern seien 60 bis 70 Personalzimmer nötig, weil die Mitarbeiter in Konstanz kaum eine andere Chance auf eine Wohnung hätten. Außerdem brauche die geplante ökologisch orientierte Holzbauweise, die er für ein Luxus-Gesundheitshotel als besonders geeignet erachte, deutlich mehr Platz als ein Stahlbetonbau.

Muss die Stadt Ja sagen? Jura-Professor widerspricht

Zu den Vorgaben im Bebauungsplan erklärte er am Mittwoch: "Ich gehe davon aus, dass wir damit keine nachbarschaftlichen Rechte verletzen, also muss es genehmigt werden." Dies hätten ihm Top-Juristen bestätigt. Ein anderer Rechtsexperte hat da allerdings seine Zweifel. Beim Treffen des Bürgerpark-Vereins sitzt Marcel Kau vorn am Tisch. Er ist Jura-Professor an der Universität Konstanz und sagt: "Die Stadt wäre in einer sehr einfachen rechtlichen Position, wenn sie diesen Bauantrag ablehnt." Denn geringfügige Abweichungen vom Bebauungsplan seien zwar möglich, aber die jetzt von Buff geforderten eher nicht. Die Bauverwaltung im Rathaus, argwöhnt Kau aber auch, "hat sich bisher sehr investorenfreundlich gezeigt" und die Widersprüche von Anwohnern gegen den in der Vorstufe beantragten Bauvorbescheid nicht sehr eingehend geprüft. 

Großes Interesse: Mehr als 50 Besucher zu Gast beim Verein Bürgerpark Büdingen. Vorsitzender Patrick Pfeiffer (rechts) und ...
Großes Interesse: Mehr als 50 Besucher zu Gast beim Verein Bürgerpark Büdingen. Vorsitzender Patrick Pfeiffer (rechts) und Jura-Professor Marcel Kau (links) erklären, wie man sich gegen das Projekt wehren kann. Kaus Botschaft: Wer kein direkter Anlieger ist, kann nicht klagen, aber politisch Druck aufbauen. | Bild: Jörg-Peter Rau

Wie öffentlich wird der öffentliche Park?

Buff wiederum wirft den Kritikern vor, sie arbeiteten mit falschen Zahlen. Patrick Pfeiffer, der den Verein Bürgerpark Büdingen derzeit leitet, sagt unter Berufung auf den Bauantrag, es würden 80 bis 90 Prozent der Bäume gefällt. Buff weist das zurück: "Wir versuchen, alle Bäume, die eine bestimmte Größe haben und in den Park passen, zu erhalten." Was das genau bedeutet? Das, so Buff, stehe erst fest, wenn der Park geplant sei. Und wird die Öffentlichkeit das auch sehen können? Der Bebauungsplan schreibt die Öffnung des Parks eindeutig vor, Pfeiffer und seine Mitstreiter bezweifeln dies angesichts nur zwei kleiner Wege, die im Plan eingezeichnet sind. Buff sagt, es werde "keine Sichtmauern und Zäune geben". Der Park werde "begehbar" sein, aber: "Da können Sie kein Picknick machen."

Kritiker formieren sich

Trotz des Verkaufs an einen Investor fordert der Verein Bürgerpark Büdingen nach wie vor, dass das Gelände ein unbebauter öffentlicher Park wird. Gegen die Bauabsichten wollen Mitglieder am Donnerstag, 22. Februar, 17.30 Uhr, am Kaiserbrunnen auf der Marktstätte demonstrieren und um 18 Uhr die Bürgerfragestunde des Gemeinderats für kritisches Nachhaken nutzen.