Auf dem Weg von der Seeblickhalle hinunter zu dem kleinen Steg am Litzelstetter Ufer ist vor allem zu sehen: Blaulicht. Unzählige Fahrzeuge von Feuerwehr und Polizei, Rettungswagen und DLRG-Autos stehen an der Zufahrt zu dem Ort, der zum Schauplatz trauriger Szenen werden soll. Was die Einsatzkräfte, ob ehren- oder hauptamtlich, nach dem Alarm von 11.53 Uhr erwartet, wissen sie zunächst selbst nicht. Eine Wasserrettung heißt es zunächst, vielleicht eine Notlandung mit Überlebenden. Die DLRG bringt Boot um Boot zu der kleinen Slipanlage, Taucher machen ihre Neoprenanzüge und Pressluftflaschen fertig. Als sie am späten Nachmittag das Litzelstetter Ufer wieder verlassen haben, werden sie niemanden gerettet und dafür den wohl größten Bergungseinsatz der vergangenen Jahre geleistet haben.

Für die DLRG-Kräfte ist der Einsatz ernüchternd, wie Pressesprecher Clemens Menge einräumt. Als klar ist, dass die Flugzeugteile in über 50 Metern Tiefe liegen, wissen sie, dass sie am Seegrund nichts ausrichten können. 30 Meter, sagt Menge, sind bei einem Einsatz möglich, vielleicht auch einige wenige mehr. Doch wer 50 Meter tief taucht, braucht ganz andere Ausrüstung. Tec-Diving, technisches Tauchen, wäre das dann. In den Flaschen ist nicht mehr Druckluft, sondern eine Mischung aus technischen Gasen. Und der Aufstieg muss noch viel kontrollierter erfolgen als sonst. So scheitert die Idee, dass Taucher zum Wrack vordringen und leere Luftsäcke an den Teilen anbringen. Werden sie unter Wasser mit Pressluft befüllt, stiegen sie auf und befördern tonnenschwere Teile an die Wasseroberfläche. Die DRLG kann das – aber eben nicht in dieser Tiefe.

Ein aufreibender Einsatz ist er aber auch für die Feuerwehr. 22 Einsatzkräfte sind vor Ort, weitere sechs in Reserve, wie Christopher Kutschker sagt. Ihre Boote haben sie zwischen Litzelstetten, der Mainau und Unteruhldingen zusammengezogen, und gemeinsam mit den rund 30 DLRG-Leuten unterstützen sie die Polizei bei der Suche nach Teilen und beim Transport von Fundstücken an Land. Auf der Wiese neben dem Steg sammeln sich immer mehr Gegenstände. Auch Leichenteile werden an Land gebracht, mit Ruhe und Respekt.

Als das Wetter schlecht wird, ist der Einsatz zu Ende – für den Tag. Am Mittwoch sollen die Boote wieder hinausfahren weiter nach allem suchen, was das Unglück von diesem Dienstag, 8. August, 11.53 Uhr, erklären könnte. Wann es eine Antwort gibt, sagt Polizei-Sprecher Bernd Schmidt am Nachmittag gleich mehrfach in Fernsehkameras, Radiomikrofone und Reporter-Notizblöcke, weiß niemand.

Gemeinsam aktiv

Der große Einsatz vom Dienstag war nach Einschätzung von Clemens Menge (DLRG), aber auch von Kräften anderer Organisationen ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit. Menge sagte am Abend, das Miteinander mit der Feuerwehr und der Polizei habe sehr gut funktioniert. Gemeinsam hätten sich alle Einsatzkräfte auf die zunächst unerwartete Lage – Bergungseinsatz statt Seerettung – eingestellt. Wegen der teils schlimmen Erlebnisse wurden die Beteiligten vor Ort betreut.