Für die Veranstalter ist eines klar: "Auf Teufel komm raus wollen wir keinen Eintritt erheben oder die Standgebühren erhöhen", betont Daniel Groß, Vorsitzender des Wollmatinger Dorffest-Vereins. Aber: "Auch bei uns sind die Sicherheitsauflagen hoch, und damit steigen auch unsere Kosten", fügt dessen Stellvertreter Kilian Stadelhofer an. Durchfahrtsperren, zulässige Höchstbesucherzahl, Personenzählung und vieles mehr belasteten die Kasse auch des Wollmatinger Dorffests. Am Wochenende ist es wieder soweit.
Geld-Not macht erfinderisch – und die Lösung liegt in der Vergangenheit
Wie aber gelingt es, die zusätzlichen Kosten zu decken, ohne Eintritt zu verlangen oder die Standgebühren zu erhöhen? Die Wollmatinger sind erfinderisch, an der Spitze Vereinsvorsitzender und Historiker Daniel Groß. "Das Fest wird zum Geschichtsbuch", sagt er. Das wird der rote Faden am Wochenende sein.
"Die schönen, alten Kleider. So nobel!" Die Ur-Wollmatingerin Elisabeth Stadelhofer blättert gerade gemeinsam mit Daniel Groß in einem alten Fotoalbum mit Motiven des einst selbständigen Orts. "Schau, das ist mein Urgroßvater Julius. Der hat doch ein wirklich typisches Gesicht, oder?", meint Groß. Sein Fundus an historischen Bildern ist groß. "Ich hab Guckeln voll mit alten Alben", schmunzelt er.

Seitdem Daniel Groß 16 Jahre alt ist, sammelt er Fotos, Postkarten, Glasnegative, die Wollmatingen und die Dorfbewohner in historischen Ansichten zeigen. Warum? "Ich habe damals bei der Oma in der Schublade eine alte Postkarte von Wollmatingen gefunden. Ich war ganz erstaunt, dass von diesem Dorf tatsächlich Postkarten gedruckt wurden." Schon war Daniel Groß' Neugier geweckt und er begann zu sammeln. Mehr als 250 Glasnegative und weit mehr als 1500 Fotos hat er mittlerweile im Archiv. Die ältesten Ansichten Wollmatingens und des dortigen Dorflebens stammen von 1897.
Die Idee: Das Wollmatinger Dorffest in ein großes Fotoalbum verwandeln
Das Stöbern in den alten Fotos ist sozusagen ein Auftakt für das, was noch kommen wird. Um das Wollmatinger Dorffest mit einem Fotoalbum zu versehen, hat der Verein mehrere große Banner drucken lassen. Die ersten hält Daniel Groß in der Hand. "Die Bildmotive kommen sehr schön raus", sagt er. Vier Prototypen mit Bezug zum Dorffestplatz Engelsteig sind es: Eine Aufnahme des Kriegerdenkmals von 1910, eine Dreschmaschine mitsamt Bauernhof-Idyll von 1925, eine Gruppe Kinder im Engelsteig anno 1930 und ein Foto mit Blick auf Kirche und Hafner von anno 1897. "Ganz ohne Bäume. Die Rebstöcke reihten sich wie Zinnsoldaten", beschreibt Daniel Groß das letzte Motiv.

Und was machen nun die Dorffest-Aktiven mit den etwa 3,50 auf 2 Meter großen Bildern auf Leinwänden? "Wir haben Betriebe gesucht, die sich finanziell beteiligen. Die Sponsoren konnten die Patenschaft für die Bilder übernehmen. Und jetzt stellen wir sie anstelle der Schilfmatten auf, die bislang als Absperrung dienten", berichtet Kilian Stadelhofer. Sie werden also immer wieder auf dem Festgelände im Engelsteig zu sehen sein.
Die Idee, den Wollmatinger Festplatz mit historischen Bildmotiven zu gestellten, kommt bei all jenen, die bislang davon hörten, wohl gut an. So werde der Festplatz aufgehübscht – und die Fotos bringen das benötigte Geld ein.
Im vergangenen Jahr blühte die Veranstaltung nach Ausfällen wieder auf
Längst vergessen sind bei den Organisatoren die schwierigen Zeiten, in denen die Wollmatinger und auch Gäste von außerhalb des Orts auf das Dorffest verzichten mussten. Das zwar zwei Mal hintereinander der Fall. Nach Schwierigkeiten und Uneinigkeiten über den Veranstaltungsort ist die Veranstaltung im vergangenen Jahr wieder aufgeblüht. Trotz schlechten Wetters kamen zahlreiche Besucher.
"Im kommenden Jahr werden wir das Ganze noch ausweiten", sagt Vize-Vorsitzender Kilian Stadelhofer zur Fotoalbum-Idee für das Dorffest. "Wir werden dann ganz gezielt Firmen ansprechen und noch mehr Bilder auf dem Festplatz aufhängen." Daniel Groß hat schließlich eine Vision: "Den Festplatz als Fotoalbum zu gestalten."
Das Programm
Das Wollmatinger Dorffest findet vom 31. August bis 2. September im Engelsteig in Wollmatingen statt. Acht Vereine und drei Gewerbetreibende sind mit Ständen präsent. Das Programm:
- Freitag, 31. August, Standöffnung um 17 Uhr; um 19 Uhr ist Eröffnung mit mit Oberbürgermeister Uli Burchardt, der Gemeinschaft Konstanzer Fanfarenzüge, Fahnenschwinger und historischer Stadtwache. Anschließend spielt die Band Klanghaus.
- Samstag, 1. September, ist um 16 Uhr Standöffnung. Der Musikverein Wollmatingen spielt ab 19 Uhr auf der Bühne auf.
- Sonntag, 2. September, ist um 10 Uhr ein Ökumenischer Gottesdienst mit Karsten Beekmann, Pfarrer der evangelischen Christuspfarrei Wollmatingen, und der katholischen Pastoralreferentin Sabine Tebel, begleitet von einem Ensemble der Jugendkapelle Wollmatingen. Die Stände öffnen um 11 Uhr, die Jugendkapelle Wollmatingen musiziert. Ab 14 Uhr sind Kinderaktionen, Freibiermusik erklingt um 15 Uhr.