Eigentum verpflichtet, heißt es im Grundgesetz. Die Randegger Unternehmerfamilie Fleischmann will diese Verantwortung ernst nehmen und statt nur den wirtschaftlichen Erfolg des Mineralwasserbetriebs der Randegger Ottilien-Quelle zu bilanzieren, auch die Gemeinwohl-Ökonomie unter die Lupe nehmen.
Nachhaltigkeitsexperte Jürgen Linsenmaier hat das Familienunternehmen dabei begleitet. „Es ist mittlerweile ein wichtiges Kriterium bei der Suche nach neuen Mitarbeitern und für die Handelspartner eines Unternehmens“, so sein Eindruck zu den Ideen des österreichischen Gemeinwohl-Initiators Christian Felber.
Erstes Zertifikat im Hegau
Bei Wein, Mineralwasser und Dünnele stellte die Randegger Ottilien-Quelle auf dem Weingut Vollmayer in Hilzingen die erste, auditierte Gemeinwohlbilanz vor. Dabei konnte Clemens Fleischmann, der zusammen mit seinem Bruder Christoph das Unternehmen in der vierten Generation leitet, von einer hohen Wertung für eine Erstbilanz berichten. Die Randegger Ottilien-Quelle ist damit nach eigenen Angaben das erste Unternehmen im Hegau, welches nach dem Gemeinwohl-Verfahren zertifiziert ist.
„Die weltweit agierende Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung, 2010 ins Leben gerufen, basiert auf den Ideen des österreichischen Publizisten Christian Felber“, führte der Nachhaltigkeitsexperte Jürgen Linsenmaier aus. Er hatte das Familienunternehmen während der Erstellung seiner Gemeinwohlbilanz begleitet. Mittlerweile sind 500 Unternehmen und andere Organisationen sowie 60 Kommunen nach dem Verfahren bilanziert. Seit 2018 gibt es den internationalen GWÖ-Verband, in dem sich die neun nationalen Vereine abstimmen.
Drei Säulen der Nachhaltigkeit
Die Gemeinwohl-Ökonomie deckt alle Aspekte der Nachhaltigkeit ab und basiert auf den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und soziale Aspekte. Für Linsenmaier war es hochspannend, wie bei der Ottilien-Quelle das Zusammenspiel zwischen den drei Säulen funktioniert. Die Berührungsgruppen Lieferanten, Eigentümer und Finanzpartner, Mitarbeiter, Kunden und Mitunternehmen sowie das gesellschaftliche Umfeld wurden hinsichtlich Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung bewertet.
Als erste Stufe musste sich der Unternehmer – also die Familie Fleischmann – selbst bewerten. Das Ergebnis wurde in einem externen Audit überprüft mit dem Ergebnis, dass sich die Bilanzsumme erhöhte. Besonders positive Bilanzwerte erreichte Randegger in den Aspekten der ethischen Kundenbeziehungen, ökologischen Auswirkungen durch die Entsorgung von Produkten und Dienstleistungen und mit einer Bewertung von 100 Prozent beim Beitrag des Unternehmens zum Gemeinwesen.
Jährlich werden bei Randegger Quelle 20 Millionen Flaschen abgefüllt. Mit einem Cent pro Flasche also mit 200 000 Euro unterstützt die Quelle die Arbeit von Vereinen und Schulen sowie soziale Projekte.