Es kommt selten vor, dass im Gottmadinger Gemeinderat so kontrovers diskutiert wird wie über das Thema Radwege. Vielleicht liegt es an der Länge der Debatte, vielleicht aber auch daran, dass fast jeder Bürger mitreden kann.

Ob als Radfahrer, Autofahrer oder auch als Fußgänger. Jedenfalls wird es schnell hitzig, wenn die Ansichten über die Verkehrsführung aufeinanderprallen. So auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung, als es um die Schutzstreifen für Radfahrer in der Ortsmitte ging.

Schwierige Verkehrssituation

Joachim Dutt, beim Bauamt zuständig für die Verkehrswege, wollte eigentlich nur vom ersten Vor-Ort-Termin der Verwaltung mit Vertretern des Regierungspräsidiums, des Landratsamtes, der Verkehrsbehörde und der Polizei berichten. Es geht um die viel befahrene Hauptstraße und das Zusammenspiel von Auto- und Radverkehr.

Die B 34 ist eine Bundesstraße, deren Sanierung in Kürze ansteht. Diese Gelegenheit will die Gemeinde nutzen, um die Sicherheit für Fahrradfahrer zu erhöhen. Besonders in der Ortsmitte, rund um das alte Rathaus, ist die Lage verzwickt. Hier zweigen in einer Kurve zwei Straßen ab: die Bahnhofstraße und die Hilzinger Straße. Dann gibt es eine dritte Abzweigung in die Lindenstraße nach der Brücke über den Riederbach.

Radler müssen sich Weg suchen

Während es vor der Volksbank aus Richtung Bietingen für Autofahrer eine Linksabbiegespur in die Bahnhofstraße und in die Hilzinger Straße gibt, müssen sich die Radfahrer ihre Spur im fließenden Verkehr suchen. Nicht selten nutzen sie die Fußgängerampeln, um sicher die Straßenseiten zu wechseln.

Umgekehrt werden viele Radfahrer, die aus der Hilzinger Straße kommen und über die Lindenstraße oder den Kohlbergweg zur Realschule wollen, auf dem Gehweg vor der Allianz zu Geisterfahrern. Obwohl das Radnetz Baden-Württemberg die Radfahrer schon offiziell durch die Lindenstraße schickt, ist und bleibt diese Einmündung mit Fußgängerüberweg eine Engstelle.

Kein Mitspracherecht für Gemeinde

Joachim Dutt berichtete eigentlich nur, dass die Verkehrsbehörden sich die Situation angeschaut hätten, und dass sie noch mehr Zeit für Entscheidungen benötigten. Das nächste Treffen findet am 2. März statt. Zusammen mit Bürgermeister Michael Klinger stellte er klar, dass die Gemeinde zwar Anregungen beisteuern kann, letztlich aber kein Mitspracherecht hat. Damit hätte das Thema für diesen Moment abgehakt sein können. Doch es kam anders.

Zuletzt hatte der Gemeinderat nach längerer Diskussion die Verwaltung mehrheitlich beauftragt, mit der Verkehrsbehörde über die Einrichtung von Schutzstreifen für Radfahrer zu verhandeln. Auch das Freiburger Büro Fichtner, das für die Gemeinde Gottmadingen unter Einbeziehung einer Bürgerwerkstatt ein Radverkehrskonzept erarbeiten soll, hatte schon solche Schutzstreifen sowie eine Abbiegespur gezeichnet.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch dieser Vorschlag kommt bei einigen Freien Wählern nicht gut an. Eberhard Koch kämpft dafür, dass die Radfahrer ganz von der Bundesstraße verschwinden. Unterstützung bekommt er von Markus Bruderhofer und Norbert Fahr. Letzterer hält eine Abbiegespur zur Bahnhofstraße für lebensgefährlich. Ganz anders sieht es Bernhard Gassner (SPD/UL). Er sieht mehr Sicherheit durch die Schutzstreifen: „Und wenn wir dann noch Tempo 30 einrichten, werden viele Probleme gelöst“.

Während einige Räte der Meinung sind, dass nach der Markierung von Schutzstreifen nicht mehr genug Platz für Autos und Lastwagen bleibt, klärten Thomas Barth und Bernd Schöffling (beide CDU) auf, dass sich an der Spurbreite nichts ändert. „Der Streifen ist nur ein Hinweis, dass Radfahrer unterwegs sein können“, sagte Thomas Barth.

Zustimmung für Radweg über Hebelplatz

Zustimmung fand der Vorschlag von Eberhard Koch, einen Radweg über den Hebelplatz zu führen. Das ist Gemeindesache und kann in eigener Regie erledigt werden. Sein Vorschlag, bei der Lindenstraße eine zweite Brücke für Fußgänger über den Riederbach zu schlagen, damit der jetzige Gehweg inklusive der Parkplätze vor der Allianz für Radfahrer zur Verfügung gestellt werden kann, soll einer kritischen Finanzprüfung unterzogen werden.

Vor der Hebelschule soll ein Radweg über den Hebelplatz führen. Hier hat die Gemeinde Gottmadingen die Entscheidungshoheit.
Vor der Hebelschule soll ein Radweg über den Hebelplatz führen. Hier hat die Gemeinde Gottmadingen die Entscheidungshoheit. | Bild: Trautmann, Gudrun

Michael Klinger versuchte die Diskussion wieder einzufangen, indem er daran erinnerte, dass die Schutzstreifen längst beschlossene Sache sind. Im übrigen erinnerte er daran, dass die Gemeinde bei der B 34 nur Bittsteller ist und keine Entscheidungen treffen kann. Ein Antrag von den Freien Wählern, erneut über Schutzstreifen abzustimmen kam am Ende dann doch nicht. Man darf gespannt sein, wie sich die Straßenverkehrsbehörde dazu stellen wird. Immerhin: Die Spur für Radfahrer über den Hebelplatz ist nun beschlossene Sache.