Vorbei an hohen Kalkfelsen zogen große Rentierherden durch das Brudertal. Engstellen wie die am Petersfels waren ideal für Jäger, um die Tiere mit Speeren sowie Pfeil und Bogen zu erlegen. Vor gut 15.000 Jahren war das Brudertal ein ideales Jagdrevier und mit seinen Höhlen gleichzeitig Rückzugsort für die Menschen in der späten Eiszeit.
Bei den 15. Petersfelstagen am vergangenen Wochenende war es nach der Corona-Pause wieder möglich, einen hautnahen Einblick in die eiszeitliche Vergangenheit zu bekommen. Hierfür hatten sich an zwei Tagen Historiker, Archäologen sowie Fans der Zeit zusammengefunden und gaben ihr Wissen an die Besucher weiter.

„Im Brudertal gab es vor allem Pferde, Rentiere, Schneehühner und Schneehasen“, gab Maddy McCartin den Besuchern am Informationsstand der Uni Tübingen zu verstehen. Und wo viele Tiere waren, war auch der Mensch nicht weit. Davon zeugen die Ausgrabungen, die im vergangenen Jahrhundert am Petersfels gemacht wurden.
Am Petersfels war offenbar ein Ort, an dem Leder und Felle verarbeitet wurden. „Hier wurden mehr als 2000 Nadeln gefunden“, so Maddy McCartin. Und die mussten aufwendig mit Steinwerkzeug aus Knochen herausgeschnitten werden. „Vermutlich wurden hier Kleidung und Zelte hergestellt“, so die Archäologin. Besucher durften alle ihre Fragen direkt an die Wissenschaftler stellen.

Wer es praktischer angehen wollte, der konnte sich bei den Petersfelstagen aber auch beispielsweise im prähistorischen Speerschleudern ausprobieren.
Speerschleudern wie vor vielen Jahrhunderten
Gezielt wurde auf einen Bären, wenn auch nur auf einer Styroporwand. Einmal ausprobiert, machte das dem neunjährigen Tobias Sauter aus Welschingen so großen Spaß, dass er vor Ort Schleuder und Speer kaufte und am Sonntag beim Speerwettbewerb den dritten Platz belegte. Ohne Frage ein Erlebnis, das er so schnell nicht vergessen wird.
Miriam Haidle von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften leitete die Besucher beim Speerschleudern an und machte Führungen am Petersfels. Sie lobte die Veranstaltung, die Wissen und Spaß ganz selbstverständlich vereint. „Es gibt hier sehr viel Angebot kostenlos – auch Führungen und das Kinderprogramm. Das kann nur dank der Stadt Engen stattfinden“, so Haidle.

Richtig was los war in der Kinderwerkstatt. Dort konnten Kinder mit und ohne Eltern unter professioneller Anleitung prähistorischen Schmuck, Lederbeutel und Schwirrhölzer anfertigen, die zu tönen beginnen, wenn sie durch die Luft gewirbelt werden. Moritz Kuhn, Student für Ur- und Frühgeschichte an der Uni Tübingen war einer von vielen Helfern. Schon seit seiner Kindheit fertigt er steinzeitliche Replikate und möchte seine Begeisterung gerne weitergeben.
An den Ständen wurde gezeigt, wie in der späten Eiszeit Werkzeuge aus Stein, Holz und Sehnen hergestellt wurden. Und natürlich wie mit diesen die Jagdbeute zerlegt wurde. Wer sich stärken wollte, konnte das aber ganz bequem und ohne Jagd beim Grill- und Kuchenstand der Feuerwehrabteilung Bittelbrunn tun.

Zwei Fotomotive hatten es den Besuchern bei den diesjährigen Petersfelstagen besonders angetan. Das waren ein lebensgroßes Mammut mit Kalb und Tobias Walter aus Calw. Der war nämlich als prähistorischer Jäger gekleidet unterwegs und erzählte den Besuchern gerne etwas zu seinem Gewand aus Wolfshundjacke, Hirschlederhose, Fuchs-Deko sowie Pfeil und Bogen. Er ist bereits seit 2004 immer bei den Petersfelstagen mit dabei und das einfach ganz privat aus Spaß an der Freude, wie er erzählt.
Die Freude war definitiv auch auf Seite der Besucher, so dass die Vorfreude auf die nächsten Petersfelstage 2024 umso größer sein dürfte.