Esel begleiten den Menschen seit Jahrtausenden, sie finden sich auf antiken Darstellungen und dürfen in der Weihnachtskrippe nicht fehlen. Obwohl sie genügsam und geduldig sind, stehen sie im Ruf, störrisch, stur und dumm zu sein. „Ein Esel ist kein Fluchttier wie das Pferd und anders geprägt“, erklärt Tina Zielinski.
„Er überlegt zunächst, ob er sich einer Aufgabe stellt“. Aufgrund seiner Herkunft aus heißen Ländern müsse er mit seinen Energien sparsam umgehen. Aus seiner Vergangenheit als Wüstentier stammt auch seine Ernährungsweise: „Esel haben einen kleinen Magen und vertragen Obst und frisches Grün nicht“, sagt Tina Zielinski vom Welschinger Eselhof. Seit 2010 gibt es den Eselhof unter dem Hohenhewen, nun haben die Tierschützer den zweiten Platz bei der Verleihung des Deutschen Tierschutzpreis gemacht. Kurz vor Weihnachten ein schönes Geschenk für die Vereinsmitglieder. Im vergangenen Jahr hatten sie bereits den Landestierschutzpreis erhalten. „Das macht uns schon stolz“, so Leiterin Tina Zielinskli.
Als Amour gerettet wurde, war er nur noch Haut und Knochen und zu schwach, auf seinen Beinen zu stehen. Dass das Eselchen noch lebt, hat es den Rettern vom Eselhof Merlin in Welschingen zu verdanken. Der Hof ist das Zuhause von derzeit 72 Eseln und Mulis, die aus schlechter Haltung gerettet oder abgegeben wurden.

Beim Eselhof landen Tiere aus schlechter Haltung, Tiere, die misshandelt oder falsch gefüttert wurden, Tiere, die vom Veterinäramt beschlagnahmt oder von überforderten Haltern abgegeben werden.
Heu und Stroh und hochgewachsenes Gras sind ihre Hauptnahrung. Da Esel keine natürliche Fressbremse haben, kommt es so oft zur Überfütterung. „Die Esel, die wir aufnehmen, sind entweder viel zu dünn oder zu dick“, so die Tierschützerin.
Dadurch, dass Esel Schmerzen spät anzeigen – in der Natur würden sie dadurch Raubtiere anlocken – merken viele Besitzer nicht oder nicht rechtzeitig, dass es dem Tier schlecht geht“, so Zielinski. Zur falschen Haltung gehört auch, dass die hochsozialen Tiere alleine gehalten werden. „30 Jahre Einzelhaft“, so Zielinski, habe beispielsweise „Robin“ erlebt. Der nun kastrierte Eselhengst konnte nie ein normales Sozialleben mit Seinesgleichen führen. „Er war sehr aggressiv und traumatisiert“, so Tina Zielinski. Eselstute Klara steht mit ihrer Tochter ebenfalls im Stall. Die Stute wurde mit vier Eselhengsten gehalten, stand folglich ständig unter Stress, war berührungsscheu und hochtragend als sie ankam. Tochter „Moya“ – der Name bedeutet „Herz“ auf Swahili – ist im August geboren und das jüngste Mitglied in der großen Herde.

Der Eselhof Merlin selbst vermittelt nur einen Bruchteil seiner Tiere, aber es gibt seit dem vergangenen Jahr Eselseminare für Interessenten. „Aufklärungsarbeit ist wahnsinnig wichtig“, so Zielinski. Hier wird alles rund um Haltung, Krankheiten, richtige Fütterung und Hufpflege vermittelt. Neue Helfer und Vereinsmitglieder sind jederzeit willkommen. Die derzeit acht Mitarbeiter sind voll ausgelastet. „Außerdem möchten wir eine Jugendgruppe gründen“, so Tina Zielinski. Auch Patenschaften für die Tiere werden vergeben. Damit Esel wie Amour wieder glücklich leben können.