Die Verpachtung der Jagdbezirke ist seit knapp einem Jahr immer wieder Thema im Engener Gemeinderat. Denn dieser hat im vergangenen April erneut das Amt als Jagdvorstand der Jagdgenossenschaften Biesendorf und Engen angenommen.
Ende März laufen die meisten der aktuellen Jagdverpachtungen aus und so war es nun Aufgabe des Gemeinderats, über die neue Vergabe an Pächter zu entscheiden. Den Beschluss trafen die Räte in der jüngsten Gemeinderatssitzung mit drei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen. Sie folgten damit mehrheitlich der Vorlage der Stadtverwaltung. Zuvor gab es eine ungewohnt emotionale Debatte zwischen Räten, Kämmerei und Revierförster Thomas Hertrich.
Neues Verfahren sollte mehr Chancen für alle bringen
Hintergrund der Diskussion ist das neutrale, transparente und diskriminierungsfreie Vergabeverfahren auf dessen Basis zum ersten Mal die sogenannten Jagdbögen, also Reviere, vergeben wurden. Die letzte Vergabe 2013 hatte viel Konfliktpotential geborgen, so die Stadtverwaltung im vergangenen Frühjahr.
Der Grund: Der überwiegende Teil der Jagdbögen ging erneut an die bisherigen Pächter. Aus diesem Grund sollte die diesjährige Vergabe deutlich offener, neutraler und damit letztlich auch gerechter verlaufen. Jeder interessierte Jäger oder Jagdgemeinschaft konnte sich anhand eine Vergabematrix auf höchstens zwei Jagdbögen bewerben.
Die Matrix beinhaltete insbesondere die Kriterien Jagdkonzept, örtliche Verfügbarkeit der Pächter und den Pachtpreis. Der Gemeinderat hatte dem Vergabeverfahren im letzten Juli und den einzelnen Kriterien im Oktober zugestimmt. Die Interessenten konnten sich dann von Dezember bis Mitte Januar bewerben. Nachverhandlungen wurden ausgeschlossen.
Kritik auch vom Revierförster
Revierförster Thomas Hertrich, der die Beurteilung der eingereichten Jagdkonzepte vorgenommen hatte, gab zu verstehen, dass diese Bewertung sehr schwierig gewesen sei. „Das würde ich nicht wieder machen“, gab er zu verstehen. Er verwies dabei auf die im Umfang sehr unterschiedlichen Konzepte. Hertrich kritisierte außerdem, dass die Kriterien kaum Chancen für junge Jagdpächter geboten hätten.
Tatsache ist, dass einige ehemalige Pächter durch dieses Verfahren leer ausgingen. „Die Emotionen sind hochgekocht“, so UWV-Rat Jörg Schmidbauer. Er hätte gerne vor Veröffentlichung des Bewerbungsergebnisses die Möglichkeit zu Rückfragen gehabt: „Ich habe echt ein Problem, darüber heute abzustimmen“, sagte er.
Rat fehlt Einblick in das Verfahren
Mehr Einblick in das Verfahren wollte auch Stadtrat Heinrich Holl (UWV): „Ich habe meine eigene Meinung und meine eigene Vorstellung“, gab er gegenüber Kämmerin Katja Muscheler zu verstehen. Unter ihrer Ägide hatte das Verfahren stattgefunden. Die sagte wiederum, dass alle Kriterien vorab im Rat besprochen und beschlossen wurden.
Besonders ärgerlich sei gewesen, äußerte Holl seinen Unmut, dass die Ergebnisse mit nicht öffentlichen Einzelheiten zur Punktevergabe den Bewerbern bekannt waren. Besonders ärgerlich sei gewesen, so Holl, dass den Bewerbern auch nicht-öffentliche Einzelheiten zur Punktevergabe vorab bekannt geworden seien. „Warum soll der Gemeinderat da noch abstimmen?“, formulierte Holl verärgert.
Verständnis für hochgekochte Emotionen
Auf Nachfrage des SÜDKURIER gab Hauptamtsleiter Jochen Hock zu verstehen, dass diese Informationen nicht über das städtische Informationssystem veröffentlicht wurden. Für die emotionale Diskussion zeigte der Hauptamtsleiter hingegen Verständnis: „Bei jedem Ausschreibungsverfahren gibt es letztlich Verlierer, die nicht zum Zug kommen.“
Auf Antrag der CDU-Fraktion wurde dem Beschluss hinzugefügt, dass der Jagdbogen am Ballenberg, für den es keine Bewerbung gab, noch einmal ausgeschrieben wird. So hätten diejenigen, die bisher leer ausgegangen sind, die Möglichkeit, sich erneut auf ein Revier zu bewerben.