Schafft es Villingen-Schwenningen in den nächsten 15 Jahren zur Großstadt zu werden? Dazu hat das Stadtplanungsamt eine Prognose bis in das Jahr 2040 erstellt. Diese sogenannte Bevölkerungsvorausrechnung soll dazu dienen, sich besser auf die damit verbundenen Herausforderungen einzustellen.
Für die statistischen Berechnungen gibt es einen oberen möglichen Verlauf (Szenario 1) und einen unteren möglichen Verlauf (Szenario 2). Nach dem ersten Szenario soll die Einwohnerzahl von VS bis 2040 von 89.240 (Stand 31. Dezember 2023) auf 105.586 Einwohner steigen. Dem zweiten Szenario zufolge steigt die Zahl lediglich auf 90.570 Einwohner.
VS kratzt an der Grenze zur Großstadt
Aus den beiden Szenarien wurde zusätzlich der Mittelwert (mittel) beider Extreme ausgerechnet. Dieser soll nun als Wert für weitere Prognosen und Rechnung verwendet werden. Demnach soll Villingen-Schwenningen in den nächsten 15 Jahren um knapp zehn Prozent auf 98.042 Einwohner wachsen. Bis zur Großstadt mit 100.000 Einwohner reicht es dann also noch nicht.
Diese Stadtteile sind besonders betroffen
Doch wie verteilen sich die rund 8.800 Einwohner, die bis 2040 in VS leben werden? Auch das lässt sich aus der Prognose herauslesen. In Villingen sollen die 40.844 Einwohner (Stand Dezember 2023) einen Zuwachs von 11,3 Prozent, sprich 4625, erhalten. Besonders die Stadtviertel Schilterhäusle, Hubenloch und Steppach werden in den nächsten Jahren wachsen.
Auf Schwenningens 36.587 Einwohner (Stand Dezember 2023) sollen bis 2040 weitere 5.495 dazukommen. Das entspricht einem Plus von 15 Prozent. Der Zuwachs betrifft insbesondere die den Neckarstadtteil und die Stadtteile Sauerwasen/Dickenhardt und Sturmbühl/FH für Polizei.
Ortschaften werden schrumpfen
Im Gegensatz zu Villingen und Schwenningen sieht die Lage in den Ortschaften deutlich anders aus. Dort wohnen aktuell (Stand Dezember 2023) 11.809 Einwohner. 2024 sollen es nur noch 10.491 sein, also 11,3 Prozent weniger. Vor allem die Ortschaften Rietheim, Pfaffenweiler und Weilersbach sollen laut Berechnung schrumpfen. In Herzogenweiler hingegen wird ein Plus von rund 75 Prozent erwartet.
Grundsätzlich weist das Stadtplanungsamt jedoch darauf hin, die Vorhersagen mit Vorsicht zu betrachten. In die Berechnungen fließen Faktoren wie die Geburten- und Sterberate, erwartete Zu- und Wegzüge sowie das Potenzial von Wohnraum. Äußere Einflüsse wie globale Ereignisse und politische Unsicherheiten können die Zuverlässigkeit solcher Annahmen erheblich beeinflussen.
„An Grundstücken mangelt es in VS nicht“
Insgesamt erwartet VS also bis 2040 eine positive Entwicklung der Einwohnerzahl. Fast zehn Prozent mehr Menschen sollen in Villingen-Schwenningen leben. Doch gibt es dafür überhaupt genügend Platz? „An Grundstücken mangelt es in Villingen-Schwenningen nicht“, sagt Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft VS. Das Problem sei eher der bezahlbare Wohnraum.

Momentan ist das Mietpreisniveau in VS im Vergleich zu Konstanz, Tübingen und Reutlingen immer noch sehr moderat, so Müldner. Ein Anstieg sei trotzdem festzustellen. „Wenn wir aktuell bauen würden, müssten wir Mieten von 18 bis 20 Euro für den Quadratmeter verlangen“, sagt der Wohnbauexperte.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Bei den Prognosen von rund zehn Prozent mehr Zuwachs rechnet Rainer Müldner zukünftig mit einem noch mehr verschärften Mietwohnungsmarkt. Um dem entgegenzuwirken, müsse in der Politik noch die ein oder andere Entscheidung getroffen werden, meint er. „Ob das so kommt, wissen wir alle nicht.“
Trotzdem blickt Rainer Müldner optimistisch in die Zukunft: „Wir werden Wege finden, wie wir aus der momentanen Wohnbaukrise wieder herauskommen.“ Bei einem langen Zeitraum wie bis zum Jahr 2040 ist er überzeugt, dass es Wege und Möglichkeiten geben wird.