Sie waren einst die beliebteste Villinger Boygroup und die musikalischen Lichtgestalten der heimischen Fastnacht: Die Spittelsänger begeisterten von den 1960er-Jahren bis zu ihrem Abschiedskonzert 2014 mit ihren Liedern über die Fasnet und übers Villinger Städtle die Jungen wie die Alten in ihrer Heimatstadt.
Längst ist die legendäre Sangestruppe verstummt und von den Akteuren nur noch Albert „Benne“ Sauter (83) am Leben. Doch welche Überraschung: Die Geschichte der Spittelsänger, sie ist noch nicht zu Ende erzählt.
Demnächst, darauf werden sich gewiss viele Einheimische im alten Zähringerstädtle richtig freuen, erscheint ein Buch über die Ur-Villinger Fastnachtsbarden. Der Titel lautet: „D´Villinger Spittelsänger – ein Leben für die Musik – mit Erinnerungen von Benne Sauter“.
Wer kennt sie nicht, die Fasnet-Hits „Mir gon jetzt uff Gaß, „Die schöne alte Jungfere“ sowie der erste große Hit der Spittelsänger über den „Spital-Mathis“? Generationen sind mit dem genialen Mundartlied „Hät denn kon kon Kamm“ aufgewachsen, das Karl Heinz „Schanko“ Ummenhofer einst für die Spittelsänger getextet hatte.
Ein Vorbild für viele Nachfolger
Mit ihrer Mischung aus frechem Witz und romantisierender Heimatliebe zu ihrem Städtle wurden sie zum Vorbild für zahlreiche Nachfolger in der Riege der singenden Fastnachtsgruppen in Villingen.
Und auch heute, neun Jahre nach dem großen Abschiedskonzert in der Neuen Tonhalle, an dem Albert „Benne“ Sauter und Hans Messmer nur noch zu zweit auftreten konnten, prägen die Lieder der Spittelsänger bis heute die Villinger Fasnet. 2003 war Tschäbet Hirt verstorben, 2016 starb Hans Messmer und Benne Sauter blieb als letzter des Trios zurück. Doch mit ihren Liedern haben sich die Spittelsänger in ihrer Heimatstadt unsterblich gemacht. Und im November gibt es jetzt auch noch ein Buch über ihr Leben und Wirken.

Die Söhne geben den Anstoß
Dass es zu dieser Veröffentlichung gekommen ist, bedurfte es allerdings des Anstoßes der jüngeren Generation. Christoph und Michael Sauter, die Söhne von Benne Sauter, waren der Meinung, dass die Geschichte der Spittelsänger es wert ist, aufgeschrieben und erzählt zu werden. Zumal der letzte direkte Zeitzeuge, der noch befragt werden kann, ihr Vater, auch nicht mehr der Jüngste ist. Die Zeit war also reif für dieses Buch.

In dem Werk beschreibt Bene Sauter die Zeit der Spittelsänger von der Gründung 1965 bis zum Abschlusskonzert 2014. „Wir kannten uns alle vom Fußball. Der „Schanko“, Karl Heinz Ummenhofer, war beim FC 08 Villingen, Wilhelm Wildi und ich bei der DJK Villingen“, erzählt Sauter, der dieses Jahr 84 Jahre alt wird. 1966 hatten sie den erste Auftritt beim Zunftball der Narrozunft Villingen und waren dort fortan über 24 Jahre umjubelter Programm-Abschluss.

Ein Jahr nach der Gründung der Gruppe stieß Hans Messmer für Wilhelm Wildi zu den Spittelsänger. Und nach dem tragischen Tod von Karl Heinz Ummenhofer 1988 füllte Werner „Tschäbet“ Hirt die Lücke.
Über drei Jahre Vorbereitung
Vor über drei Jahren, im Mai 2020, begannen Benne Sauter, seine Söhne Michael und Christoph, Dirk Leute von der heimischen Druckerei Leute, sowie Chris Münch, die Geschichte der Spittelsänger in ihrer Freizeit aufzuschreiben.
Zahlreiche Veröffentlichungen in der Presse, viele Bilder, die gemacht wurden, ein umfangreiches Archiv von Werner Hirt und nicht zuletzt die Erinnerungen von Benne Sauter trugen dazu bei, die Geschichte des Trios festzuhalten.
So manche Enthüllungen
Viele Ereignisse, Anekdoten und Hintergründiges wurden auf 110 Seiten zusammengetragen und beschreiben die Ereignisse in fünf Jahrzehnten, in denen die Spittelsänger über 1000 Auftritte absolvierten „Es gibt in der Biografie viele Dinge, die noch keiner kennt“, verspricht Dirk Leute. Beispielsweise die Hintergründe einer gaudihaften „Floß-Wette“, bei der Hans Messmer und Tschäbet Hirt auf der Brigach vom Groppertal bis zur Villinger Tonhalle schipperten.

Ein Glücksfall für das Redaktionsteam war die akribische Dokumentationsfreude des 2003 verstorbenen Werner Hirt.

Der hatte in zahlreichen Fotoalben sämtliche Auftritte, an denen er dabei war, in Bild und reichlich Text protokolliert. Erst vor einem Jahr, so berichtet Dirk Leute, stieß das Redaktionsteam auf diesen Fundus. „Damit konnten wir den Inhalt des Buches auf fast 120 Seiten verdoppeln“, freut sich Leute, der für den Text, das Layout, die Grafik und den Druck des Buches verantwortlich zeichnet.
Eine CD gehört zum Buch
Unterstützt wurde das Quartett von Chris Münch aus dem Freundeskreis der Familie Sauter. Er hat eine neue CD zusammengestellt und produziert mit den 16 bekanntesten Liedern der Spittelsänger. Sechs dieser Lieder werden ausführlich in dem Buch mit Noten zum Nachspielen beschrieben. „Wir haben zudem die allerersten Aufnahmen der Urbesetzung digitalisiert“, berichtet Chris Münch. Noch ist das Werk nicht ganz vollendet, aber die ersten Exemplare fühlen sich bereits sehr gut an.
Der Verkaufsstart
Die Biografie „D´Villinger Spittelsänger – ein Leben für die Musik – mit Erinnerungen von Benne Sauter“, erscheint am 25. November in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Das Buch ist ausschließlich im Heimathafen in der Oberen Straße 2 in Villingen erhältlich.
Benne Sauter wird zum Verkaufsstart auf Wunsch die Bücher signieren. Der Reinerlös aus dem Verkauf wird in Spittelsängermanier einem guten Zweck gespendet. Der genaue Verkaufspreis steht noch nicht fest. Interessenten müssen sich auf den Verkaufsstart gedulden, denn Vorbestellung sind keine möglich.