In Villingen-Schwenningen und im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis fehlen Hausärzte, Frauen- und Kinderärzte. Deswegen strebt die Stadt die Gründung von zwei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an, mit Standort in Schwenningens und in Villingens Innenstadt. Mit ungefähr 1,5 Millionen Euro Kosten wird gerechnet.
Die Stadträte im Verwaltungsausschuss befürworteten jetzt dieses Vorhaben und fassten einstimmig den Empfehlungsbeschluss für den Gemeinderat. Die Gründung der MVZ hatte die CDU-Fraktion im Gemeinderat mit einem Antrag initiiert.
„Es ist formell keine Aufgabe der Stadtverwaltung“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Roth. Dennoch gelte es, die Versorgung sicherzustellen und „den Bürgerinnen und Bürgern ein Angebot zu machen.“
Genossenschaft statt GmbH
Zwei Möglichkeiten gebe es für Kommunen: entweder die Gründung einer GmbH oder eine Genossenschaft. Für letztere hatte man sich im Vorfeld entschieden.

„Wir brauchen Räumlichkeiten, die Freude bereiten und motivieren, dort arbeiten zu können“, so Roth. Die Ärzteversorgung müsse als Standortfaktor gesehen werden. Unter anderem gehe es um Entfernungen, die die Eltern zurzeit mit ihren Kindern zurücklegen müssten.
André Saliger, Seniorberater und Projektmanager der Firma Diomedes GmbH, die bereits einige MVZ auf den Weg gebracht hat, zuletzt das Gesundheitsnetz Heuberg eG, stellte den Stadträten Modelle und Voraussetzungen vor.
Die Zielsetzung der MVZ in Villingen-Schwenningen sei die Sicherung der hausärztlichen und kinderärztlichen Versorgung.
Wie will man die dafür nötigen Mediziner anwerben? Finanzielle Anreize, Work-Life-Balance, die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit und Anstellung statt Selbstständigkeit seien einige Punkte, die Ärzte lockten, in einem MVZ mitzuarbeiten.
Gesellschafter könnten grundsätzlich unter anderem Krankenhäuser, Vertragsärzte und Kommunen werden. „So etwas braucht aber auch Glauben und Zuversicht, wir können nicht sagen, wir gründen eine Genossenschaft und sind dann alle Probleme los“, betonte Saliger.
Breite Unterstützung im Rat
Katharina Hirt (CDU) erklärte, ihre Fraktion sei zufrieden mit dem Genossenschaftsmodell und werde zustimmen. Veronika Bastian (Freie Wähler) berichtete, sie sei mit dem Problem selbst konfrontiert worden und das Vorhaben sei „mehr oder minder alternativlos.“ „Wir unterstützen das und stimmen zu“, so Bastian. „Alternativlos“ fand auch Ulrike Merkle (Grüne) die Gründung von MVZ.
„Wir sind dieser Idee gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen“, sagte auch Olaf Barth (AfD). Er war aber der Meinung, das MVZ sei eine gesetzliche Aufgabe des Landkreises und der Landrat müsse Verantwortung übernehmen.
Dem widersprach allerdings OB Jürgen Roth: „Der Landkreis ist zuständig für Gesundheitsversorgung, das bezieht sich aber auf die Krankenhausversorgung.“
Der Landkreis sei ebenso gefordert wie jede Gemeinde und der Landrat engagiere sich bereits unter anderem in Gesundheitsnetzwerk und der Ärztefortbildung. „Wir versuchen zu erreichen, dass der Landkreis unser Partner wird“, erklärte der OB.
Der nun gefasste Empfehlungsbeschluss lautet: „Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit dem Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen GmbH vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates alle Unterlagen zur Gründung einer gemeinnützigen Genossenschaft vorzubereiten und in einer der nächsten Sitzungen des Gemeinderates zur Beschlussfassung vorzulegen.“