Seit über einem halben Jahr quält sich der Durchgangsverkehr auf der viel befahrenen Peterzeller Straße in Villingen einspurig über die dortige Brigachbrücke. Nicht minder quälen sich Stadt und Gemeinderat mit dem Thema.

Eine baldige Lösung ist noch immer nicht in Sicht. Der Neubau der maroden Brücke wird sich wohl um mindestens ein Jahr verzögern. Den geplanten Baubeginn im zweiten Quartal 2024 haben die Verantwortlichen längst abgeschrieben. Aktuell kämpften Stadtverwaltung und Gemeinderatsgremien mit der Frage, welche Ausbauvariante die richtige ist.

Auswirkungen der Ahrtal-Katastrophe

Das Bauvorhaben ist komplex und wird durch massiv gestiegene Anforderungen an den Hochwasserschutz infolge der Ahrtal-Katastrophe noch schwieriger und kostspieliger. In einer weiteren Sitzungsrunde werden sich die Gremien des Gemeinderats mit dem Thema befassen.

Die Herausforderung, die sich Planer, Umweltbehörden und politische Entscheider stellen müssen, wurde schon im vergangenen Herbst angerissen: Muss das Brückenbauwerk zur Gewährleistung des Hochwasserschutzes deutlich höher gebaut werden als bisher?

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Diese Frage wurde im letzten halben Jahr ausführlich erörtert. Das Ergebnis wird am Dienstag, 16. April, den Gemeinderäten des Technischen Ausschusses zur Entscheidung vorgelegt. Die Räte müssen zwischen drei Ausbauvarianten entscheiden.

4,8 Millionen für die optimale Lösung

Die einzige Variante, die den Anforderungen des Hochwasserschutzes vollauf gerecht wird, würde bedeuten, dass die Oberkante der Brückenfahrbahn um 1,27 Meter erhöht werden müsste. Denn wäre unter dem Brückenbauwerk genügend Luft für einen Durchfluss, der auch ein sogenanntes 100-jähriges Hochwasserereignis verkraften würde. Kostenschätzung: Rund 4,8 Millionen Euro.

So stellt sich die Verkehrslage vor der Bahnunterführung in der Peterzeller Straße da. Die Fahrbahn an der Brigachbrücke um fast 1,3 ...
So stellt sich die Verkehrslage vor der Bahnunterführung in der Peterzeller Straße da. Die Fahrbahn an der Brigachbrücke um fast 1,3 Meter anzuheben ist auch technisch ein nachteiliges Unterfangen, sagt die Stadt. Unser Bild stammt von Oktober 2023. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Allerdings will die Stadtverwaltung diese Lösung nicht: Sie ist teuer und weist aus Sicht des Tiefbauamtes mehrere technischen Nachteile auf. Insbesondere die Anhebung des Straßenniveaus um 1,27 Meter unmittelbar nach der Bahnunterführung, so wird argumentiert, führe „zu erheblichen Herausforderungen mit neuen Steigungs- und Gefällestrecken im Straßenverlauf“.

Stadt für Abstriche am Hochwasserschutz

Die Verwaltung schlägt deshalb dem Gemeinderat vor, die mittlere Variante in Auftrag zu geben, die auf rund 4,3 Millionen Euro geschätzt wird. Mit dieser würde die jetzige Fahrbahnhöhe um lediglich 50 Zentimeter angehoben. Damit könnte die Brücke ein 30-jähriges Hochwasserereignis verkraften, nicht aber ein Jahrhunderthochwasser. Das Landratsamt hat diese Kompromissvariante allerdings als genehmigungsfähig in Aussicht gestellt.

Die dritte Variante, die Fahrbahnhöhe auf dem aktuellen Niveau zu belassen, kommt offenbar nicht Frage, da diese den Hochwasserschutz kaum verbessern würde. Jetzt liegt es an den Stadträten, die Ausbauvariante festzulegen, um die weitere Planung und den Bau voranzubringen.

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Verzögerung durch Laichzeiten

„Frühestens Frühjahr 2025 wird der Bau der Peterzeller Brücke in Angriff genommen werden“, erklärt die Stadtverwaltung aktuell auf Nachfrage. „Dabei ist auch zu beachten, dass aufgrund des Naturschutzes die Laichzeiten berücksichtigt werden müssen und vor April keine Arbeiten stattfinden dürfen.“ Noch offen ist, ob der Neubau 2025 abgeschlossen werden kann oder sich bis 2026 hinziehen wird. Für die Verkehrsteilnehmer also noch eine lange Durststrecke.