VS-Marbach – Überwältigt blickte die Ortsvorsteherin von Marbach, Irina Ebauer, auf die mit 140 Personen besetzten Tischreihen in der Turn- und Festhalle bei der Informationsveranstaltung zur Gründung eines Nachbarschaftshilfevereins. „Mit so einer Resonanz habe ich nicht gerechnet und das bestärkt mich, dass wir es gemeinsam schaffen werden, die Nachbarschaftshilfe in Marbach auf den Weg zu bringen“, so Ebauer. Man müsse den Mut zum Start haben, um die Aufgaben gemeinsam voranzutreiben.

Unterstützung für das Vorhaben kommt von vielen Seiten. Da ist zum einen das in Freiburg ansässige Netzwerk Nachbarschaftshilfe, das Gemeinden und Menschen unterstützt, die sich im Bereich Nachbarschaftshilfe engagieren oder neue örtliche Vereine aufbauen wollen. „Der demografische Wandel stellt viele Dörfer vor neue Herausforderungen“, sagte Susanne Hartmann vom Netzwerk Nachbarschaftshilfe. Es stelle sich die Frage, wie ältere, kranke und hilfsbedürftiges Menschen unterstützt werden, um ihre Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten. Wichtig sei auch, dass für junge Familien die Gemeinde attraktiv bleibe. Es werde schon viel getan, aber durch einen Verein sei es professioneller und einfacher. Aus diesem Gedanken heraus wurde vor 15 Jahren in Gaienhofen der Nachbarschaftshilfeverein „Hilfe von Haus zu Haus“ gegründet, berichtete Hartmann. Nach dessen Vorbild gibt es mittlerweile 90 Vereine. „Das Netzwerk unterstützt unter anderem die Helfer an 16 Abenden mit einem kostenlosen Qualifizierungskurs ,Begleitung im Alter‘, um sie auf die künftigen Aufgaben vorzubereiten“, so Hartmann.

Pfaffenweiler steht Pate

Wie ein so ein Verein in der Praxis funktioniert, darüber informierte Sigrid Hall, Vorsitzende vom Nachbarschaftshilfeverein Aasen/Heidenhofen, der 2021 gegründet wurde. „Wir unterstützen dort, wo ein guter Nachbar auch helfen würde, die Pflege aber ist in der Hand der Pflegedienste“, so Hall. Auch stehe der Verein nicht in Konkurrenz zu Handwerksbetrieben. „Wir fegen das Laub zusammen, dürfen aber keine Bäume schneiden. Wir wechseln eine Glühlampe, aber verlegen keine Leitungen“, macht es Hall an zwei Beispielen fest. Es sind die alltäglichen Dinge wie Einkaufen, Fahrten zum Arzt, zur Kirche, ein gemeinsamer Spaziergang oder einfach nur da zu sein, um zuzuhören. „Die Wohnung werden wir aber nicht putzten“, betont Hall. Dass zunehmend Bedarf an der Nachbarschaftshilfe besteht, zeigt die Statistik von Hall. „Im Gründungsjahr 2021 verbuchten wir 58 Helferstunden, ein Jahr später waren es schon 799 Stunden – und im letzten Jahr 2823 Helferstunden“, berichtete Hall. 209 Mitglieder hat der Verein mittlerweile.

„Ich möchte euch Mut machen, den Weg zu gehen und werde euch auch dabei unterstützen“, bot Martin Straßacker an, der als Ortsvorsteher von Pfaffenweiler den Nachbarschaftshilfeverein „Vergiss mein nicht“ mitgegründet hat und dessen Vorsitzender ist. Für Michael Stöffelmaier ist angesichts des geplanten „Seniorenwohnen Marbach“, in dem die Caritas Betreuungsträger werden soll, die Nachbarschaftshilfe ein wichtiges Angebot, das er auch unterstützen werde.

Wie es mit dem „Seniorenwohnen Marbach“ weitergehen wird, darüber informierte der Geschäftsführer des Bauträgers, Matthias Günter von Dossenheimer Hausbau- und Grundstücksgesellschaft FWD. Ein Betriebskonzept für den Gemeinschaftsraum soll von der Gemeinde und der Caritas sowie ein Betreuungskonzept von Caritas und FWD erstellt werden. Auf Anregung von FWD soll eine Befragung der Marbacher Bürger über 50 Jahren über den Bedarf an seniorengerechten Wohnen erfolgen. Bei einer Vorstellung der Ergebnisse im Ortschaftsrat Marbach erfolgt eine Beratung über das weitere Vorgehen.

Ebauer zeigte sich dankbar für die vielen Unterstützer, darunter auch das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis, und zeigte sich zuversichtlich, dass es auch in Marbach mit dem Nachbarschaftshilfeverein klappen wird. In Ihrer Zuversicht gestärkt zeigte sich die Ortsvorsteherin einen Tag nach der Veranstaltung: „Auf der Liste, die in der Halle im Umlauf war, haben sich 25 Personen eingetragen, die im Verein mithelfen möchten – und fünf davon würden im Vorstand mitarbeiten“, freute sich Ebauer.