Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass Oberbürgermeister Jürgen Roth einen Tag bevor der Gemeinderat über den Haushaltsplan berät, zu einer Pressekonferenz lädt. Um gemeinsam mit dem Investor HBB und dem zuständigen Architekten Jens Thormeyer noch einmal die Pläne für das Rössle-Areal zu erläutern.
Zuletzt wurde das Konzept bei den Haushaltsberatungen im Technischen Ausschuss in Frage gestellt. Zudem gab es Kritik an der ersten Kostenschätzung von knapp 20 Millionen Euro. Olaf Wuttge-Greimel, Architekt und sachkundiger Bürger im Technischen Ausschuss, kam in seinen Berechnungen auf rund 35 Millionen Euro, also 15 Millionen Euro mehr, als vom Investor veranschlagt.
Das sind die Pläne
Kurz vor Weihnachten wurden im Gemeinderat die neuen Pläne für das ehemalige Einkaufszentrum Rössle vorgestellt. Ein Kulturzentrum könnte es werden. Mindestens 20 Millionen Euro würde es kosten. So die Pläne des Investors HBB.
Nach der Machbarkeitsstudie könnten in dem Gebäude die städtische Volkshochschule, die Stadtbibliothek sowie Büros für die Stadtverwaltung untergebracht werden. Zudem wäre ein Parkhaus mit 286 Parkplätzen, und der Bau einer neuen, begrünten Fassade angedacht.

Auf der überbauten Brückenpassage könnten neue Gebäude errichtet werden: beispielsweise etwa für einen Kindergarten oder die Städtische Galerie.
Es wäre erst der Anfang
OB Roth betonte nun im Pressegespräch: „Wenn wir im Haushaltsplan die Mittel drin lassen würden, dann wäre das kein Beschluss. Dann geht‘s erst los.“ Der Gemeinderat hätte dann die Möglichkeit, alle Kosten auf Herz und Nieren zu prüfen. Und im Februar oder März könnte dann ein Beschluss für oder gegen das Projekt gefasst werden.
„Die Zahlen liegen auf dem Tisch“, sagt OB Roth. „Und wenn der Gemeinderat das nicht will, ist trotzdem die Frage, was passiert mit den anderen Gebäuden.“ Denn, fügt er hinzu, „eins muss uns klar sein. Mit einer Nullnummer kommen wir aus keiner der Maßnahmen raus“.
Denn wenn Volkshochschule, Stadtbibliothek und Kindergarten nicht ins ehemalige Rössle ziehen, dann müssten die jeweiligen Bestandsgebäude saniert werden. 18 Millionen Euro würde das kosten. Vermutlich sogar mehr, da die Kostenschätzung dafür schon einige Jahre zurückliege, so Harald Ortner, Geschäftsführer von HBB, dem Investor.
Was ist nun mit den Kosten?
Was die Sache mit den Kosten angeht, da betont Ortner: „Es wird nicht gemauschelt.“ Die Stadt wisse zu jedem Zeitpunkt über alle Kosten bescheid. Die Berechnungen des sachkundigen Bürgers kann er so auch nicht nachvollziehen. „Er hat sich das ganze nie vor Ort angesehen und war nie bei den Gesprächen mit dabei“, sagt Ortner. „Einfach eine Zahl aus der Hüfte zu schießen ist sehr verwegen.“
Nicht mit eingerechnet in den 20 Millionen Euro sind bislang Nebenkosten und der Grundstückspreis. „Das war aber auch nicht unser Auftrag“, sagt Ortner. In Absprache mit der Stadt sollten sie lediglich vorlegen, was sich in dem ehemaligen Einkaufszentrum realisieren lasse für eben jene 18 Millionen Euro, die sonst für die Sanierung von Bestandsgebäuden benötigt würden.
Eingerechnet bei der Kostenschätzung jedoch sei die energetische Sanierung. Dazu gehört der Austausch der kompletten Haustechnik, eine begrünte Außenfassade und neue Fenster.
Zwei Faktoren sind entscheidend
Für OB Roth sind vor allem zwei Punkte entscheidend. Zum einen der zeitliche Faktor. Würde die Stadt das Rössle kaufen und selber umgestalten müssen, würden durch europaweite Ausschreibungen mehrere Jahre ins Land gehen, bis überhaupt mit dem Bau begonnen werden könne.
Der zweite Punkt sind die Kosten. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Stadt günstiger ist, als ein privater Investor“, sagt Harald Ortner. Öffentliche Vergaben seien meist um rund 25 Prozent höher, als es ein privater erzielen könne. Aus dem einfachen Grund, dass die Stadt nicht nachverhandeln kann.
Würde man die Pläne von HBB umsetzen, dann könnte, so sagt Architekt Jens Thormeyer, bei einer Bauzeit von rund 18 Monaten und einer Umbaugenehmigung Anfang 2025, das ganze Mitte 2026 fertig sein.