Am vergangenen Freitag, 26. Mai, stellte sich Roth den Bürgern in Nordstetten und Weilersbach. Begleitet wurde er von den Fachleuten Silvia Lamla vom Grünflächen und Tiefbauamt, Henning von Schnakenburg – Sachgebietsleiter Straßen und Verkehrsplanung, Agnes Hewelt, die für den Bereich Altlasten zuständig ist, Matthias Hausmann vom Stadtplanungsamt und Heiko von Holz, der Fragen zum Thema nachhaltige Planung und Umweltschutz beantwortete.

In den Ortsteilen schlug Oberbürgermeister Roth Kritik für sein Engagement bei „IG-Lückenschluss“ entgegen, ein Interessenverband, der den Lückenschluss durchsetzen will und deren Sprecher Roth ist. „Ich bin der Meinung, dass der Lückenschluss gesamtstädtisch einen Vorteil bietet. Natürlich brauchen wir Ausgleichsflächen für die durch den Bau entfallenden Gebiete“, betonte Jürgen Roth vor gut 50 anwesenden Nordstettern. Wie man neue Flächen generieren wolle, wisse man allerdings noch nicht.

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Anschluss ein rotes Tuch

Eine große Sorge der Nordstetter Anwohner neben der Zerstörung von Wald- und Grünflächen, stellte sich gleich zu Beginn des Bürgerdialoges heraus: Der Anschluss der Straße K5709 an die geplante Bundesstraße, welche die Ortschaftsräte in Obereschach und Weilersbach fordern würden.

Die täglich 6000 Fahrzeuge, welche Nordstetten momentan ertragen müsse, würden sich beim Lückenschluss laut Prognose des Regierungspräsidiums auf 11.500 Fahrzeuge täglich erhöhen.

Bild 1: Kritik an Verbandsarbeit und K5709-Anschluss: OB Roth diskutiert mit Bürgern zum Lückenschluss
Bild: Dominik Zahorka

Für viele Anwohner ein rotes Tuch: „Wir wollen keinen Krieg zwischen Weilersbach und Nordstetten“, unterstreichen die anwesenden Bürger aus Nordstetten. „Wir stehen hinter allem, was Weilersbach fordert, nur die Anbindung der K5709 wollen wir nicht“, meint Anwohner Ernst Reiser und erntet sofort deutliche Gegenstimmen.

„Ob die Straße kommt oder nicht kommt, wird doch in Berlin und Freiburg entschieden“, ist sich Reiser sicher. Es sei vollkommener Blödsinn, wenn die Bevölkerung hier versuchen wolle, mitzureden.

Ganz anders sehen das Marianne Fleig und Anita Jäckle, Landwirtinnen aus Nordstetten: „Wir sind gegen den Lückenschluss, wie der Großteil der Menschen in den Gemeinden“, stellen sie klar. Es sei wichtig, dass die Menschen überhaupt gehört würden und deshalb sei es durchaus positiv, dass sich so viele Anwohner zum Bürgerdialog eingefunden hätten.

Ein klares „Nein“ zum Lückenschluss äußern Marianne Fleig und Anita Jäckle, Landwirtinnen aus Nordstetten.
Ein klares „Nein“ zum Lückenschluss äußern Marianne Fleig und Anita Jäckle, Landwirtinnen aus Nordstetten. | Bild: Dominik Zahorka

Nicht gegenseitig ausspielen lassen

Ebenfalls gut 50 Personen versammelten sich zwei Stunden später in Weilersbach zum Dialog mit OB Roth. Ein nicht geringer Teil der anwesenden war offensichtlich aus Nordstetten mitgereist, um sich ein Bild von der Stimmung im Nachbarort zu machen. „Nicht ganz Weilersbach sagt ja zum Lückenschluss“, ist auch hier der Grundton.

Oberbürgermeister Jürgen Roth stellt sich den Fragen beim Bürgergespräch in Weilersbach.
Oberbürgermeister Jürgen Roth stellt sich den Fragen beim Bürgergespräch in Weilersbach. | Bild: Dominik Zahorka

Auch hier gab Kritik am IG-Lückenschluss-Engagement des Oberbürgermeisters. Man habe keine Stuttgarter Verhältnisse im Schwarzwald und die Region brauche den Lückenschluss der B523 nicht.

Ein Gewinn an Arbeitsplätzen und Profit und dafür eine großflächige Zerstörung der Natur seien kein guter Deal für die Region: „Haltet zusammen und lasst euch nicht als einzelne Gemeinden gegeneinander ausspielen“, fordert Harald Ziuber, Anwohner aus Weilersbach.

Zum Bürgergespräch in Weilersbach reisen auch zahlreiche Bürger aus Nordstetten an.
Zum Bürgergespräch in Weilersbach reisen auch zahlreiche Bürger aus Nordstetten an. | Bild: Dominik Zahorka

„Ich wollte heute einfach mal meine Meinung sagen. Die Notwendigkeit des Lückenschlusses stellt sich für viele Bürger einfach nicht“, ist er sich sicher. Der Verkehr nehme zu, ob der Lückenschluss nun käme oder nicht.

Außerdem traue Ziuber den entsprechenden Gutachten nicht: „Wenn man sich anschaut, wer hinter den Gutachten steckt, ist das sehr erhellend“, meint er.

Er sieht keinen Bedarf am umstrittenen Bauprojekt: Harald Ziuber, Einwohner von Weilersbach.
Er sieht keinen Bedarf am umstrittenen Bauprojekt: Harald Ziuber, Einwohner von Weilersbach. | Bild: Dominik Zahorka

Die „Interessengemeinschaft Weilersbach“, ebenfalls anwesend und vertreten durch Vorstand Christoph Stern, erhofft sich durch den Lückenschluss eine Verkehrsberuhigung in der Gemeinde und ist dem Bauvorhaben gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt.

„Die Verkehrsbelastung bei uns nimmt massiv zu. Wir haben in Weilersbach so schmale Straßen, dass Busse oft auf den Bürgersteig ausweichen müssen. Das sorgt für Chaos“, erklärt Stern.

Christoph Stern, Vorstand der „Interessengemeinschaft Weilersbach“ ist gegenüber dem Lückenschluss grundsätzlich positiv ...
Christoph Stern, Vorstand der „Interessengemeinschaft Weilersbach“ ist gegenüber dem Lückenschluss grundsätzlich positiv eingestellt. | Bild: Dominik Zahorka