In die laufende Debatte um das umstrittene Straßenbauprojekt B523 hat sich jetzt auch der Filmemacher und ehemalige Journalist Klaus-Peter Karger aus Villingen eingeschaltet.
Er hat zu diesem Thema einen neuen Film gemacht. Uunter dem Titel „Weiter so?“ stellt er den Weiterbau des Autobahnzubringers B523 nördlich von Villingen in Frage.

Karger (68) ist in diesem Sinne ein Wiederholungstäter. Bereits 1987, als der erste Bauabschnitt der Bundesstraße 523 fertiggestellt wurde, hat er seinen ersten Film zur Problematik des Straßenbaus auf Super-8-Zelluloid gebannt.
„Straßen des Wahnsinns“
1991 hat er diesen Film noch ergänzt um den Widerstand von Anwohnern in den Wohngebieten Haslach-Wöschhalde, die sich damals wie heute gegen den Weiterbau der Straße zur Wehr setzen. Der Filmtitel „Straßen des Wahnsinns“ weist darauf hin, was der Autor von der damaligen Straßenbau-Euphorie hält.

An dieser Haltung hat sich bei Karger bis heute nichts geändert. Allerdings hat der ehemalige Zeitungsredakteur der Badischen Zeitung und spätere Rundfunkjournalist des SWR keineswegs einen platten politischen Agitationsfilm abgespult.
Recherchierte Fakten und persönliche Ansichten
Karger ordnet seinen neuen Film „Weiter so?“ in die Kategorie des klassischen Autorenfilms ein: Einerseits liefert er eine Fülle journalistisch sauber recherchierter Informationen zum aktuellen Sachstand und der Vorgeschichte des Nordzubringers. „Andererseits beziehe ich als Filmemacher auch klar Position“, unterstreicht der Filmemacher.
Es ist die Position gegen den Weiterbau dieser Straße, „der nach meiner Auffassung unnötig ist und gegen die Ziele des Klima- und Artenschutzes verstößt“. Mit einem persönlichen Blick und sonorer Stimme verleiht er an mehreren Stellen des Films dieser seiner persönlichen Sicht ihren Ausdruck.
Neben der Historie des Straßenbaus und der Darstellung eines Jahrzehnte währenden kontroversen politischen Meinungskampfes um ein sechs Kilometer langes Straßenstück sind die Aufnahmen aus den 80er- und 90er-Jahren auch ein interessantes Stück Zeitgeschichte und filmischer Dokumentation.
Der Film damals entstand auch einer gewissen Enttäuschung heraus, dass wir nichts haben verhindern können“, schildert Karger seine Motivation.
In seinen neuen 25-minütigen Streifen hat er viele Szenen aus den „Straßen des Wahnsinns“ eingebaut. Sie dokumentieren vom Boden und aus der Luft den Straßenbau und den Landschaftsverbrauch des ersten Bauabschnitts. Das vermittelt einen guten Eindruck, welche Eingriffe der Landschaft beim zweiten Bauabschnitt bevorstehen.
„Noch fragwürdiger als damals“
„Ich denke, dass heute – 35 Jahre später – der Bau des zweiten Abschnitts noch fragwürdiger geworden ist als damals“, sagt der Filmautor. Die Welt habe sich weitergedreht und werde mittlerweile mit einer die Menschheit bedrohenden Erderwärmung konfrontiert. Einen Wert dieser Ortsumgehungsstraße für die Wohngebiete von Villingen stellt er in Abrede. Im Verkehrswegeplan des Bundes, so Karger, werde der Entlastungsfaktor als gering bewertet.

Die Bedenken der Umwelt- und Naturschützer sowie der Vertreter der Landwirtschaft lässt Karger in seinem Film von Katharina Baudis, der Regionalgeschäftsführerin des Bundes für Natur- und Umweltschutz (BUND) formulieren. Sie beklagt die Zerschneidung von Naherholungsgebieten und die Zerstörung oder Bedrohung von wertvollen Biotopen und Naturschutzgebieten. Sie betrachtet den Straßenbau als klaren Verstoß gegen das Klimaschutzgesetz und die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung.
Der Autor selbst stellt am Ende die Frage, ob die kapitalistische Gleichung von Zeit ist Geld noch zeitgemäß sei. Oder ob die Entschleunigung unseres Lebens im Einklang mit der Natur nicht die bessere, neue Leitlinie sein sollte.