Wenn Elif Cangür aus dem Fenster schaut, dann muss sie mit den Tränen kämpfen. 3500 Kilometer von Villingen-Schwenningen entfernt liegt ihr Heimatdorf in Trümmern.

Dort in Maksutuşağı in der Türkei, wo ihre Eltern, aber auch Bekannte und Freunde leben, ist die kleine Siedlung mit etwa 1000 Einwohnern nach dem verheerenden Erdbeben zerstört. Da schmerzt die Idylle in VS-Pfaffenweiler doppelt, sie versucht, Kontakt aufzunehmen und zu helfen. Doch wie geht das?

Anfangs keine Nachrichten

Am schlimmsten war die Zeit, als sie nach dem 6. Februar zunächst keine Nachrichten von ihren Eltern aus Maksutuşağı erhielt. Der erste Helfertrupp kam erst am Mittwoch, 8. Februar, an und brachte Zelte sowie Nahrungsmittel, zuvor erhielt Cangür nur bruchstückhafte Informationen, doch die waren schlimm genug. „Elf Verwandte, Bekannte, Cousins oder Cousinen“ seien tot, wurde ihr berichtet. Ein großer Lichtblick immerhin: Die Eltern lebten.

Doch die mussten wie die anderen Dorfbewohner auch seitdem in ihren Autos übernachten – bei bitterer Kälte. Die Motoren konnten zum Aufwärmen nur kurzzeitig angemacht werden, da keiner wusste, wie lang der Sprit halten würde. Das Haus der Eltern und das vieler anderer ist verwüstet.

„Die Dorfbewohner organisieren wirklich alles selbst, Lebensmittel, Wasser.“
Elif Cangür, Grünen-Stadträtin

Cangürs Schwester reiste nach der Katastrophe von Antalya aus an Bord eines Lastwagens in den Nordosten, um die Eltern zu suchen. Als sie in dem Dorf zwischen den Großstädten Kahramanmaraş und Gaziantep ankam, fand sie sie unverletzt.

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Über das Handy erreichten sie Elif Cangür. Immer wieder wurde die Verbindung unterbrochen, doch immerhin konnte sich die Grünen-Stadträtin so überzeugen, dass sie noch lebten. Die Eltern konnten das Haus gerade noch rechtzeitig verlassen, als sie das Beben bemerkten. Das gelang nicht jedem: In der Nachbarschaft rettete sich nur noch Vater und Mutter, der 28-jährige Sohn starb in den Trümmern.

Nach dem schweren Erdbeben waren die Dorfbewohner zunächst auf sich allein gestellt, die Retter konzentrierten sich auf die größeren, ebenfalls zerstörten Städte. „Die Dorfbewohner organisieren wirklich alles selbst, Lebensmittel, Wasser.“ Sie mussten sogar, soweit es ging, die Toten selbst bergen.

Wie am besten helfen?

Nun denkt Cangür selbst ans Helfen. Viele Lastwagen seien schon unterwegs: aus den großen türkischen Städten, aber auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Daher glaubt sie, dass es am besten sei, Geld einzusammeln und es an die Betroffenen direkt weiterzuleiten. Cangür möchte dies über den kürzlich gegründeten Kultur- und Solidaritätsverein Maksutuşağı tun. Wer sie dabei unterstützen möchte, kann sich direkt über eine Mail an Elif Cangür wenden: elifcanguer@hotmail.de.