Liebe Schwenninger, ich schreibe Euch hier als Villinger einen Brief der Aufmunterung und Solidarität. Okay, so ein ganz waschechter Villinger bin ich auch nicht, ich wurde vor 62 Jahren als Kleinkind von meinen Eltern hierhergebracht, geboren bin ich in Donaueschingen, der schönsten Stadt nach Engen, Tengen und Blumenfeld.

Autor Uwe Spille
Autor Uwe Spille | Bild: SK

Aber das ist nebensächlich, heute bin ich Villinger. Das hat sich auch nicht wesentlich verändert, nachdem Ihr Schwenninger dann zehn Jahre später mit uns Villingern, wie soll man sagen, zwangsverheiratet wurden.

Um ehrlich zu sein bekam ich damals gar nichts davon mit, was juckt einen Elfjährigen schon die Weltpolitik. Und Schwenningen lag irgendwo weit weg über den Bergen bei den sieben Zwergen.

Besser gesagt: Von Schwenningen kamen die zwergenhaften Fußballspieler her, die mit dem Knopf am Kopf, der, wenn man draufdrückt, ein Bein vorschnellen lässt und man damit einen eckigen Ball kicken kann, Tipp-Kick eben.

Natürlich war mir Tipp-Kick schon früh bestens bekannt, mein Vater hatte ein Spiel von einem Arbeitskollegen geschenkt bekommen, einem Schwenninger, der wie mein Vater in der Villinger Firma Spritzguss-Burger arbeitete.

Da ist er, der nicht ganz faktensicher recherchierte Artikel aus der „Süddeutschen Zeitung“, der den Bundeskanzlerbesuch bei Tipp-Kick ...
Da ist er, der nicht ganz faktensicher recherchierte Artikel aus der „Süddeutschen Zeitung“, der den Bundeskanzlerbesuch bei Tipp-Kick in Villingen verortet. | Bild: Uwe Spille

Die damals berühmte Kugelschreiberfabrik gibt es schon lange nicht mehr, das weiterhin so benannte Gebäude ist zu einer Edelimmobilie umgebaut worden. Die Firma Tipp-Kick dagegen baut immer noch die Zwergenfußballer.

Aber, und nun müsst Ihr lieben Schwenninger ganz stark sein: Das macht Tipp-Kick bei uns in Villingen. Eine große deutsche Tageszeitung, genauer die „Süddeutsche Zeitung“ aus München, hat es jedenfalls genau so geschrieben – und dann wird das auch gewiss stimmen.

Olaf Scholz, so beschreibt es der Autor, der die Wahlkampftour der Kanzlerkandidaten begleitete, war der erste Bundeskanzler in der hundertjährigen Geschichte des Tischfußball-Herstellers Tipp-Kick, der die Produktionshalle „in Villingen“ von innen sah.

Schwenningen bleibt gänzlich unerwähnt

Mehrmals nennt der Autor in seinem Beitrag Villingen ausdrücklich, Schwenningen findet bei ihm keine Erwähnung.

Allerdings weiß man nicht genau, welchen Eindruck der Autor von Villingen, pardon, Schwenningen mitgenommen hat. Denn er schreibt wörtlich: „Alles hier in Villingen ist symptomatisch für einen Bundeskanzler, der es nicht schafft, mehr mit seinen durchaus existenten Erfolgen verbunden zu werden als mit seinen Misserfolgen“.

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Liebe Schwenninger, Euer Städtchen ist zwischen Dickenhardt und Club Sodom wahrlich nicht schön zu nennen. Aber so viel „Symptomatik“ habt Ihr, abgesehen vielleicht vom neu gestalteten Marktplatz und dem Rössle, wirklich nicht verdient.

Nur gut für Euch, dass das jetzt mit uns Villingern heimgeht. Und natürlich spielt Tipp-Kick weiterhin in Schwenningen, faktensichere Wahrheit hin oder her.

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