Beim städtischen Jugendamt brennt es offenbar an allen Ecken und Enden. Deswegen entschieden sich die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses bei ihrer Sitzung in der Neckarhalle in Schwenningen ohne Wenn und Aber quer durch alle Fraktionen, neun zusätzlichen Projektstellen zuzustimmen. Insgesamt sind es jetzt elf zusätzliche Stellen, weil zwei bereits in den Bereichen Unterhaltsvorschuss und Wirtschaftliche Jugendhilfe mit Zustimmung des Gemeinderates eingerichtet worden waren.
Jugendamt benötigt elf Stellen
“Ich kann nicht mehr so einfach weitermachen“, erklärte Oberbürgermeister Jürgen Roth, dass es sich hier um Aufgaben handele, die gesetzlich vorgegeben und nicht nur unter dem Gebot der Effizienz zu sehen seien. Immerhin entsteht ein jährlich ungedeckter Aufwand von 693.411 Euro. Der Landkreis müsste nach Auffassung von Roth die elf Stellen übernehmen, wenn das städtische Jugendamt in das des Kreises integriert würde, eine Option, die allerdings an diesem Nachmittag nicht diskutiert würde.
„Wir brauchen dringend Personal, um nicht in eine Schieflage zu kommen.“Joachim Wöhrle, Hauptamtsleiter
Roth räumte ein, dass es unterschiedliche Rechtsauffassungen zwischen Stadt und Kreis zur Kostenerstattung gebe. Darüber verhandele man noch. Grundsätzlich sei der erforderliche Aufwand zu erstatten. „Aber was bedeutet erforderlicher Aufwand“, fragte der Oberbürgermeister, der auch eine Übernahme von zwei Dritteln in den Raum stellte.
Keine Einigung mit Kreis
„Bevor eine Einigung nicht vorliegt, können wir keine verlässlichen Zahlen vorlegen“, erklärte er dem Gremium. Dessen Interesse an der Sitzung schien allerdings auf den ersten Blick gering. „Ich habe den Eindruck, dass viele Leute fehlen“, stellte Roth mit Blick auf den noch nicht einmal halb gefüllten Sitzungssaal fest.
Unabhängig von der „immensen Zunahme der Fälle“ und der „Mehrfachbelastung der Mitarbeiter“, die Hauptamtsleiter Joachim Wöhrle schilderte, „brauchen wir“, so Jürgen Roth, „dringend Personal, um nicht in eine Schieflage zu kommen.“
Fachkräftemangel macht zu schaffen
Angesichts des Fachkräftemangels müsse jetzt die Chance genutzt werden, qualifizierte Mitarbeiter einzustellen. Die Projektstellen sollen zwar unbefristet eingerichtet, aber zunächst nicht dauerhaft in den Stellenplan integriert werden. Mit Zustimmung des Gemeinderates könne man das dann nachholen.
Bleibt Arbeit liegen?
„Wenn nicht mehr verantwortungsvoll gehandelt werden kann, bleibt uns nichts anderes übrig, als die neun Stellen auszuschreiben“, sagte Katharina Hirt (CDU). Man dürfe das Jugendamt nicht allein unter monetären Gesichtspunkten sehen. „Was passiert, wenn wir keine qualifizierten Kräfte kriegen“ , fragte sie. Schon jetzt fahre man aufgrund einer Erkrankung eine Art Notprogramm, antwortete Amtsleiter Stefan Assfalg. „Irgendwann bleibt ein Großteil der Arbeit liegen.“
Nicola Schurr (SPD) dankte den Jugendamtsmitarbeitern, „die einen Superjob machen“. Nur Olaf Barth (Afd) war anderer Meinung und forderte, dass das Jugendamt „so bald wie möglich an den Kreis verkauft“ werden müsse. „Wir verkaufen nichts“, widersprach Roth vehement. Mit 13 zu neun Stimmen wurde der Einrichtung von neun zusätzlichen als Empfehlung an den Gemeinderat zugestimmt.