Alfred Hitchcock soll ihn als seinen ersten wirklichen Film bezeichnet haben. The Lodger, der Mieter, ist ein Thriller, der schon 1927 Hitchcocks klare Handschrift trug. Das Besondere ist diese schwarz-weiße Stummfilmgeschichte mit dem Charme der 20 er Jahre, als der Charleston so populär war, die einen durchaus in Bann ziehen kann.
Und Stummfilme hatten es in sich, heute mag man sich vielleicht über diese Mimik und Gestik der Schauspieler mit ihren großen Augenaufschlägen und extremen Verzögerungen in den Bewegungsabläufen amüsieren. Allerdings gilt es zu Bedenken, dass ohne Worte die Botschaft an den Zuschauer übertragen werden musste und der Zuschauer wissen sollte, woran er ist. Sehr viele Zwischentexte gibt es bei The Lodger nicht, Hitchcock vertraute selbstbewusst auf die Wirkung seiner Bilder.
Und was er schon herrlich in Szene setzen konnte, waren die falschen Fährten, die er legte, der unterschwellige Grusel seiner Geschichten. Die Figur des vermeintlichen Täters, der unschuldig verfolgt wird, die angelegten Horrorelemente mit flackernden Lichtern und dunklen Gängen, Eifersucht und Liebe spielen in diesem Erstlingswerk ebenfalls ihre Rolle und das Happy End ist der Zuschauergunst geschuldet. Was allerdings diesen Filmabend besonders macht und was zu Recht viele Menschen in den Innenhof zieht, sind die Musiker.
Alles ist handgemacht
Fünf Studenten der Trossinger Musikhochschule haben ein halbes Jahr an der Musik für diesen Film gearbeitet. Was sie darbieten, ist nicht weniger als eine Premiere. Und die hat es in sich. Da werden mit diversen möglichen und unmöglichen Dingen Gitarren malträtiert. Sägen, Feilen, Akkubohrschrauber, womit Martin Schäfer, György Michelberger, Robert Menczel und Marius Schnurr die Saiten zum Jaulen, Krächzen oder Kreischen bringen, ist erstaunlich. Dabei können die Musiker auch anders. Eine hübsche Melodie mit der Oboe (Ximena Poveda), die immer wieder zwischendurch anklingen wird, ist das Grundthema und begleitet die Szenen.
Und vor allem ist alles handgemacht, wenig elektronischer Schnickschnack wird eingesetzt und wenn, dann akzentuiert. Wenn der eigenartige Fremde erstmals auftaucht und als Mieter in dem Haus der Familie einzieht, wird die Musik, nein, der Geräuschvorhang entsprechend. Mit den Bewegungen des Darstellers verändern sich Klänge und Rhythmen, zunehmend wird die Klangkulisse bedrohlich. Dunkle Gänge, Treppenläufe, an denen Hände entlangtasten, eine Frau, die entgeistert aus ihrem Bett starrt und nicht weiß, was da draußen vor der Türe geschieht.
Das Drama treibt seinem eigentlichen Höhepunkt entgegen, die Geräusche werden bedrohlicher, das Kratzen und Flimmern, das Rasseln und Krächzen drängender. Man kann die Musiker für ihr hochkonzentriertes Arbeiten über 80 Minuten Film nur bewundern. Und das tut das Publikum auch, am Schluss mit Standing Ovations, wie es sich gehört.
So geht's weiter
Heute Abend wird die Gruppe „Wildes Holz“ mit Blockflöte, Konzertgitarre und Kontrabass den Innenhof zum Toben bringen, wie die Ankündigung verspricht. Am Donnerstag gibt es die Band „77 Bombay Street“ mit Pop. Beide Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr.