Die Villinger Jugendherberge muss dringend saniert werden. Kostenpunkt: um die 2,5 Millionen Euro. Oder dem Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) wird ein neuer Standort in Innenstadtnähe angeboten. Das wäre Geschäftsführer Karl Rosner in Stuttgart am liebsten, aber in beiden Fällen bräuchte er finanzielle Unterstützung der Stadt. Die kann allerdings nur freiwillig erfolgen, denn der Unterhalt einer Jugendherberge ist keine kommunale Pflichtaufgabe. Allerdings hat Rosner seit längerem nichts mehr gehört, „es herrscht mit Villingen-Schwenningen leider Funkstille“, stellt er auf Anfrage bedauernd fest.

Unterschiedliche Vorstellungen über den Standort

Das wird sich nun ändern: Wirtschaftsförderin Beate Behrens hat seit kurzem die Aufgabe auf dem Tisch, einen Lösungsvorschlag mit dem DJH-Landesverband auszuloten. Ihr Ziel: Sie soll herausfinden, welchen Standort der Landesverband favorisiert und mit welchem Kostenanteil die Stadt rechnen muss. Allerdings: Derzeit gibt es unterschiedliche Vorstellungen, wo sich eine neue Jugendherberge ansiedeln könnte, falls sich die Sanierung in der St. Georgener Straße nicht mehr rentiert: Das „Maison de France“ auf dem Mangin-Gelände ist im Gespräch oder das IHK-Gebäude, wenn die Industrie- und Handelskammer ihren Neubau im Zentralbereich bezieht, selbst das Gefängnis, wenn das Großgefängnis in Rottweil gebaut ist, wurde schon genannt. Am liebsten wäre es Rosner, wenn ihm die Stadt eine zentrale Immobilie anböte. Als Vorbild sieht er Rottweil, die modern ausgebaute Jugendherberge ist in einem ehemaligen Kloster untergekommen, sie boomt und wird besonders gerne für Schulklassen genutzt.

Solange solch ein neuer Standort nicht in Sicht ist, nutzt das DJH das Haus in der St. Georgener Straße und investiert, was „unbedingt notwendig ist“. Das Gebäude befindet sich auf einem Erbbaugrundstück der Stadt. Wird es aufgegeben, muss die Stadt das DJH mit dem Verkehrswert entschädigen. Die Alternative wäre eine Sanierung. „Derzeit stehen bei uns im Land andere Standorte auf der Prioritätenliste ganz oben“, räumt Rosner unumwunden ein.

Dennoch: Das Villinger Haus werde nach wie vor gebraucht, zuletzt wurden hier auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Rottweil untergebracht. Das Jugendherbergswerk beteilige sich bei der Aufnahme, falls die Räume nicht für Gäste benötigt werden. Da sich in Rottweil eine größere Gruppe angemeldet hatte, kamen die Flüchtlinge dann vorübergehend in Villingen unter.

Stimmen aus der Politik

Was denken die großen Fraktionen über einen Zuschuss für die Jugendherberge?

Renate Breuning
(CDU): „Die Jugendherberge ist zwar eine Institution", aber eine Unterstützung gehöre nicht zur kommunalen Pflichtaufgabe. Bei der Suche nach einem Standort solle die Stadt helfen, dabei gehe es vor allem um die geeignete Größe. Vorstellbar sei, auf dem Mangin-Gelände das„Maison de France" zu prüfen, das bereits unter den Franzosen als Hotel genutzt wurde und das unter Denkmalschutz stehe. Die Stadt könne dem Verband aber finanziell nicht unter die Arme greifen.

Edgar Schurr
(SPD): „Wir müssen wissen, um welche Objekte es sich handelt und wie hoch unser Kostenanteil sein soll." Die SPD wolle nicht über mögliche Standorte spekulieren und „ins Blaue hineinreden". Die Verwaltung solle eine Liste der in Frage kommenden Immobilien vorlegen, dann könnte auch darüber diskutiert werden.

Ulrike Heggen
(Freie Wähler): „Wir warten auf einen Vorschlag der Verwaltung." Von vornherein solle ein neuer Standort nicht abgelehnt werden. Die Stadt könne mit einer schönen Jugendherberge um die Jungen werben, irgendwann kämen sie dann wieder. Das sei auch für den Tourismus in der Stadt wichtig. Gerade für Familien, die nicht gleich in ein Hotel gehen wollten, sei dies eine Alternative. Die alte Jugendherberge sei sehr weit vom Stadtzentrum entfernt. (gha)