VS wählt – schon wieder. Nachdem im ersten Wahlgang 511 Stimmen für eine Entscheidung gefehlt haben, darf das Oberzentrum nun eine Ehrenrunde drehen: Von Wahlkampf bis Wahlkrampf, eine Analyse:

  • Was entscheidet die Wahl? Eine OB-Wahl ist eine Persönlichkeitswahl. Aber in diesem Falle ist da mehr. Es ist überall in der Stadt zu spüren. Die großen Entscheidungslinien heißen: Generationswechsel oder Systemwechsel. Anders ausgedrückt: Der 38-jährige Jörg Röber oder der 55-jährige Jürgen Roth. Und: Der Kandidat, der seit zweieinhalb Jahren nicht nur Mitglied der Verwaltung ist, sondern einer, der wie Röber auch ganz nahe dran war an OB Rupert Kubon? Oder eben Roth, der von außen kommt, der als Klein-Gemeindebürgermeister mit 2900 Bürgern auch imstande ist, vorübergehend seine Kämmerei oder das Hauptamt selbst zu führen.
  • Wie reagierten die Favoriten? Roth wie Röber haben nach Wahlgang eins umplakatiert. Röber stemmt sich gegen den Eindruck, der Weiter-so-Kandidat zu sein und plakatiert das auch unübersehbar. Und Jürgen Roth? Bei ihm wird am Abend des 21. Oktober die Frage zu stellen sein, ob er auf seiner modifizierten Wahlwerbung nicht vielleicht zu früh Danke gesagt haben könnte.
  • Kann Röber das Ding drehen? 3500 Stimmen haben Jörg Röber im ersten Wahlgang von Roth getrennt. In Prozentzahlen klingt das so: 48,1 (Roth) zu 35,4 (Röber). Vor allem Prozentzahlen täuschen. Mächtig Bewegung erzeugen könnte beispielsweise eine urplötzlich deutlich höhere Wahlbeteiligung. Oder auch eine noch schlechtere Quote könnte das Pendel markant in eine neue Richtung ausschlagen lassen. Somit gilt: Sonntag ist alles drin.
  • Wie wählen V und S?: In Schwenningen konnte Roth bei schlechter Wahlbeteiligung (28 Prozent) mit 53,5 Prozent punkten. Unklar ist, ob sich viele hier ihre Stimme für den zweiten Wahlgang aufgehoben haben. Offen ist auch, ob sich die Lager in Villingen verschieben: Roth (43,3 Prozent) und Röber (40,1 Prozent) lagen am ersten Wahlsonntag wie insgesamt erwartet eng beisammen. Kann Röber in Villingen zulegen? Oder bestätigt Roth seinen Vorsprung?
  • Wahlbeteiligung: Unüberhörbar ist: Es gibt viele, die schlicht nicht ein zweites Mal zur Wahl gehen wollen. Dies berichteten Wahlhelfer. Andererseits: Etliche waren beim ersten Wahlsonntag Radfahren oder Spazieren, beim Wahlgang eins würde sich ja ohnehin nichts entscheiden, meinten sie.
  • Wie verhalten sich die Favoritenlager? Roth und Röber ziehen einen getakteten Wahlkampf durch. Bis zuletzt versuchen sie auch an Haustüren in V und S in Einzelgesprächen für sich zu werben. In den Unterstützerlagern steigt die Nervosität, die Kandidaten selbst bleiben nonchalant. Gelingt es bis Sonntagabend, diesen Zustand zu erhalten, hat VS die Chance, mit dem neuen OB vereint einen Neustart zu vollziehen. Auch darum geht es in diesen Tagen.
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