Es war der erhoffte perfekte Einstieg für das diesjährige Innenhof-Festival. Schon zum Auftakt am Freitag gab es den ganzen Tag sommerliche Temperaturen, strahlend blauen Himmel und der Abend bot dann im milden Licht der untergehenden Sonne das perfekte Wetter für ein Konzert im Freien. Genau die richtige Stimmung also, um sich auf die extrem tanzbaren Rhythmen und Melodien der Schweizer Popformation Carrousel einzulassen. Und siehe, der Innenhof hatte eine großzügig bemessene Tanzfläche zu bieten, nur etwa die Hälfte der üblichen Bänke standen vor der Bühne, die Band hatte wohlweislich die Anweisung gegeben, Platz zu machen für all die, die tanzen wollten.

Das Duo Sophie Burande und Leonard Gognat waren schon vor einigen Jahren erstmals zu Gast in Villingen, damals noch im Café Limba, später dann organisiert durch Bernhard Zipfel auch in der Scheuer mehrmals zu sehen und hören, Caroussel hat sich also schon seit geraumer Zeit einen guten Namen in der Region erarbeitet. Französische Texte verbunden mit eingängigen Melodien und zweistimmigem Gesang durch die beiden Hauptprotagonisten, die durch einen Schlagzeuger und einen Pianisten unterstützt werden. Und das über 300-köpfige Publikum lässt sich nicht lange bitten, irgendwann ist die Schar der ausgelassenen Tänzer und Tänzerinnen groß und bewegt.

Der Samstag zeigte sich von der musikalisch eher ruhigeren Seite. Besser könnte man sagen, sehr kontemplativen. Die kolumbianische Liedermacherin Lucia Pulido sollte Latin-Folk, der sich als eine Mischung aus Blues, Folklore und Jazz ankündigte, bieten. Tatsächlich gab es Jazz vom Feinsten. War der Vorabend eher eingängigen und schlichten Melodien und Rhythmen gewidmet, die das Publikum dafür jedoch zu ausgelassenem Tanz animierten, gestaltete sich dieser Abend in einer fast meditativen Stille.
Das Cello, mit hingebungsvoller Freude gespielt von Juan Pablo Balcazar brummte und schrummte, das Schlagzeug von Juan Rodriguez Berbin tapperte und klapperte in häufig sehr feinem und diffizilem, eher leisem Spiel. Und Sängerin Pulido sang hübsch mit jodelnden Einschüben ihre Lieder auf spanisch. Man hatte den Eindruck, als habe sich der Jazz-Club, der sich schon vor Jahren aus dem Organisationsteam des Festivals zurückgezogen hatte, hier mit Verve eingebracht. Wer lateinamerikanisches im Stile der Folklore erwartet hatte, dürfte enttäuscht gewesen sein. Wer sich auf diesen eigenwilligen Jazz einlassen konnte, der hatte seine Freude.

So geht es weiter
Montagabend: Mit dem Namen Christian Bruhn können nur Eingeweihte etwas anfangen. Schlager wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“, „Zwei kleine Italiener“ oder „Liebeskummer lohnt sich nicht“ kennt hingegen jeder (jedenfalls aus der älteren Generation). Alle diese Schlagermelodien hat Christian Bruhn geschrieben, der wohl erfolgreichste deutsche Nachkriegskomponist der leichten Muse. Beim Innenhof-Festival läuft der Film von Marie Reich „Meine Welt ist die Musik“, der seinen Werdegang nachzeichnet. Im Vorprogramm stimmt Schorsch‘s Schlagerchor aus VS die Besucher auf den Film ein.
Dienstagabend: Der Comedian Tan Caglar präsentiert sein Programm „Rollt bei mir!“ im Innenhof. Getreu nach dem Motto „Inklusion ist, wenn der Rollstuhl in der Gesellschaft dieselbe Akzeptanz erreicht hat wie der Selfi-Stick“ wird Caglar seine eigene Geschichte auf die Bühne bringen. Beginn ist immer um 20 Uhr.