Tannenbäume säumen die Auffahrt, vor der Tür steht ein großer Schlitten und an einer Leiter vor dem Haus baumeln Dutzende rote Kugeln: Es weihnachtet an der Feldner Mühle in Villingen. "Wir haben das Haus in diesem Jahr besonders schön geschmückt", sagt Kathrin Mäder, die die Freizeiteinrichtung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung leitet.

Das hat zwei Gründe, die enger miteinander verknüpft sind, als man zunächst vermuten würde. "Zum einen sollen sich unsere beiden neuen Bewohnerinnen wohlfühlen und zum anderen ist es eine schöne Sache für die Besucher unseres Advents-Cafés", sagt Kathrin Mäder.

Bei den neuen Bewohnerinnen der Feldner Mühle handelt es sich um zwei Frauen im Alter von 25 und 54 Jahren, die aus einer Notsituation heraus in der Einrichtung aufgenommen wurden. Allerdings bleiben sie nicht, wie sonst üblich, nur für ein paar Wochen. Sie haben in der Mühle ein neues Zuhause gefunden und sollen nun dauerhaft dort leben und mitarbeiten. "Das ist für uns absolutes Neuland", sagt Kathrin Mäder, "aber hier geht es um Menschlichkeit und deshalb war für uns klar, dass wir sie aufnehmen werden."

Die beiden Frauen seien weder körperlich noch geistig behindert, aber in ihrem Verhalten nicht ganz einfach, sagt Paul Mäder, Vorsitzender des Fördervereins. Deshalb habe sich keine andere Stelle für sie verantwortlich gefühlt. "Da muss man eingreifen", so Mäder.

"Bei uns ist jeder so willkommen, wie er ist – das macht die Mühle aus."Kathrin Mäder, Leiterin
"Bei uns ist jeder so willkommen, wie er ist – das macht die Mühle aus."Kathrin Mäder, Leiterin | Bild: Archiv

Eine Menge Feingefühl und Geduld wird benötigt

Dass die Mühlenfamilie nun um zwei Mitglieder reicher geworden ist, hat allerdings weitreichende Auswirkungen und stellt das gesamte Team vor große Herausforderungen – sowohl auf menschlicher als auch auf finanzieller Ebene. "Die Frauen haben schon viel mitgemacht und brauchen jetzt dringend ein kleines bisschen heile Welt", erklärt Kathrin Mäder. Deshalb habe es derzeit oberste Priorität, den beiden dabei zu helfen, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Da das eine Menge Feingefühl und Geduld erfordert, haben sich die Mäders dazu entschlossen, den traditionellen Weihnachtsmarkt in der Feldner Mühle abzusagen.

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Für eine Einrichtung, die praktisch ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand finanziert werden muss, wiegt so eine Absage schwer. Der Weihnachtsmarkt, auf dem sonst allerlei Dekoartikel und Geschenkideen verkauft wurden, war eine wichtige Einnahmequelle für das Mühlenteam. Stattdessen setzt es in diesem Jahr auf ein Advents-Café, das gleichzeitig ein Testlauf für die kommenden Jahre sein soll. Denn die Bewirtung, die bisher ausschließlich von Vereinen übernommen wurde, würden die Mäders zukünftig auch gern selbst anbieten. "Drei Frauen mit Behinderung, die hier arbeiten, können dann beim Backen und servieren helfen", sagt die Leiterin der Einrichtung und ergänzt: "Das wäre doch ein tolles Projekt, das die Inklusion fördert."

Weihnachtsbäume für den guten Zweck

Neben dem Advents-Café soll ein Christbaum-Verkauf dabei helfen, den Ausfall des Weihnachtsmarktes zu kompensieren und Geld in die Kassen der Feldner Mühle zu spülen, die sonst zum größten Teil mit Spenden finanziert werden muss. Dieser werde gut angenommen, sagt Kathrin Mäder und sagt mit einem Lächeln: "Einen Weihnachtsbaum kaufen und damit noch etwas Gutes tun – besser geht es doch kaum."

Das Advents-Café findet am Mittwoch von 15 bis 18 Uhr und am Samstag von 15 bis 20 Uhr statt. Der Christbaumverkauf ist noch bis einschließlich Sonntag täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag geht er bei Glühwein, Punsch und Würstchen bis 20 Uhr.