
Ziemlich gelitten haben auch die Baumbestände im städtischen Forst von Villingen-Schwenningen unter der Trockenheit und Hitze des vergangenen Sommers. Mit Sorge schauen die Forstleute nun ins nächste Jahr. Bleibt auch der Winter zu trocken und zu warm, droht im Frühjahr eine explosionsartige Massenvermehrung der Borkenkäfer, die den Stadtwald enorm schädigen könnte. Die Förster bereiten sich in ihrer Planung für 2019 schon jetzt auf dieses Negativ-Szenario vor.
Durch die Wärme des vergangenen Frühjahrs und Sommers haben sich auch in der Höhenlage von Schwarzwald und Baar drei Generationen von Borkenkäfern gebildet. Der eiserne Bestand dieser Schädlinge sitzt jetzt in den Bäumen und ist, wenn es im nächsten Frühjahr warm wird, "bereit um loszuschlagen", berichtet Roland Brauner, der stellvertretende Leiter des städtischen Forstamtes. "200 Borkenkäfer reichen aus, um einen Baum zu töten", schildert der Forstexperte.

Nun hofft die städtische Forstverwaltung als größter kommunaler Waldbesitzer in Baden-Württemberg, dass es in den nächsten Wochen kräftig regnet und dann ein frostreicher Winter einsetzt. Nur die Feuchtigkeit und Kälte kann die Massenvermehrung der Schädlinge noch aufhalten. Das Forstamt hat inzwischen seine Planung für das Forstjahr 2019 auf das "Worst-Case-Szenario", also eine Massenvermehrung der Käfer, eingerichtet. Da beinhaltet auch, dass der Gemeinderat und die Führungsspitze im Rathaus im Zuge der Haushaltsberatung darauf vorbereitet werden. Denn in den vergangenen Jahren hat der Stadtwald stets einen Überschuss in Millionenhöhe erwirtschaften können. Die Planung der Erlöse für 2019 sei nun "deutlich vorsichtiger" angesetzt, berichtet Roland Brauer.
Zugleich überlegen sich die Förster, wie sie im Falle einer Borkenkäfer-Massenvermehrung vorgehen. Da hilft vor allem nur ein schnelles Erkennen und Fällen der befallenen Bäume. Diese müssen schleunigst raus aus dem Wald, sie werden geschält und ins Nasslager gelegt. "Wir sind aktuell dabei, unser Holznasslager im Wieselsbachtal zu leeren", berichtet Brauner. Es wird jetzt Platz geschaffen für nächstes Jahr. Die Möglichkeiten, weitere Kapazitäten für Nasslagerungen zu schaffen, spricht das Forstamt bereits mit dem Landkreis ab. Die zweite Option im Kampf gegen Käfer wäre die Giftspritze. Die befallenen und eingeschlagenen Stämme werden mit Pestiziden bespritzt, um die Schädlinge abzutöten. Dies sei aber nur die "ultima ratio", das letzte Mittel, so Brauner.

Doch es ist nicht nur die Sorge vor dem Borkenkäfer, der für Unsicherheit auf dem Holzmarkt sorgt. Hinzu kommen auch die größeren Mengen Sturmholz. Zum einen von den Frühjahrsstürmen in Mitteleuropa, vor allem aber durch die katastrophalen Unwetter im Oktober, die ganz Italien und Teile von Ost- und Südosteuropa heimgesucht haben. Nach Kenntnis von Brauner handelt es sich um die gigantische Menge von 17 Millionen Festmeter Sturmholz, die in den nächsten Monaten aufgearbeitet werden müssten.
Was dies für den Holzmarkt bedeutet, ist noch nicht absehbar. "Das hängt letztlich von der Qualität des Holzes ab", erläutert Brauner. Ist sie hoch, könnte dies zu einem Preisverfall führen. Allerdings plant das Forstamt derzeit nicht, die übliche Einschlagsmenge – rund 55 000 Festmeter Holz – für 2019 herunterzufahren. Letztlich hänge der Einschlag von der Nachfrage ab. Das Forstamt könne seine Kunden, die heimischen Sägewerke, nicht hängen lassen, wenn diese nach gutem heimischen Holz verlangten. Auch auf dieser Ebene werde bereits viel verhandelt, so Brauner.
Borkenkäfer-Schäden
Zur Eiablage bohren die Borkenkäfer Gänge in die Rinde oder in das Holz eines Baumes. Hierbei entstehen charakteristische Brutbilder oder Brutsysteme. Die Borkenkäfer lassen sich nach Rindenbrütern und Holzbrütern unterscheiden. Die Larven der Rindenbrüter ernähren sich von den saftführenden Schichten des Baumes in der Rinde (Bastgewebe). Da diese Schicht die Lebensader des Baumes darstellt, führt der Befall meist zu dessen Absterben. Bei großflächigem Borkenkäferbefall fallen die Holzpreise auf dem Holzmarkt dramatisch. Für Waldbesitzer entsteht großer finanzieller Schaden.
Der Befall von rindenbrütenden Borkenkäfern (wenn es dabei bleibt) führt an sich zu keiner technischen Beeinflussung des Holzes. Aber selbst für Bauholz wird heute die durch den Befall verursachte Verfärbung im Außenbereich nicht mehr akzeptiert. Dies hat aufgrund des höheren Verschnitts der Säger einen Wertverlust von mindestens 30 Prozent des Holzpreises für „gesundes“ Holz zur Folge.