Mit einer Ausstellung ist im Frühjahr die Arbeit der Projektgruppe „Das Dritte Reich und wir“ zu Ende gegangen, um die Zeit des Nationalsozialismus in St. Georgen aufzuarbeiten. Doch die Arbeit geht weiter. Mitglieder der Initiative recherchieren zu unterschiedlichen Themen. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Gebäudeschäden durch Beschuss im Zweiten Weltkrieg und sucht hierfür historisches Bildmaterial.

Hubert Urstöger ist Mitglied der Arbeitsgruppe, die sich mit Gebäuden befasst, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs durch Panzerbeschuss oder Bombenabwurf beschädigt oder komplett zerstört wurden. „Wir sind an Bildmaterial interessiert, wie die Gebäude vor der Zerstörung aussahen“, sagt Urstöger. Insbesondere im Herbst 1944 sowie im April 1945, kurz vor Kriegsende, stand St. Georgen unter Artillerie- und Flugzeugbeschuss. „Dabei wurden vor allem Gebäude um den heutigen Bärenplatz und den Bereich Weidenbächlestraße zerstört“, so Urstöger. Bei seinen Recherchen zog er auch Aufzeichnungen aus dem Buch „Ausweglos“ von Hermann Riedel hinzu, in dem die Zerstörungen detailliert festgehalten sind.

Eines der besonders starken angegriffenen Areale war jenes rund um den heutigen Bärenplatz, ebenso Jahnstraße, die Bahnhofstraße und der Bahnhof. Dort haben am 20. April 1945 französische Soldaten an mehreren Häuser mit Granaten Feuer entfacht oder diese in Brand gesteckt. Die Gebäude brannten daraufhin komplett nieder. „Dazu zählten unter anderem das Gebäude der ehemaligen Sattlerei Stockburger, das etwa an der Stelle stand, wo heute das Blumengeschäft ist“, beschreibt Urstöger, der darauf hinweist, dass der Verlauf der heutigen Weidenbächlestraße, Jahnstraße und Bärenplatz anders war als heute.

In den Folgetagen wurde das Haus Gerwigstraße 44 (Wollgeschäft Schamberger) durch fahrlässige Plünderer in Brand gesteckt. Am 22. April 1945 gab es Artilleriebeschuss auf den St. Georgener Bahnhof. Auch an der Galetsch und in Brigach wurden mehrere Gebäude durch Panzerbeschuss zerstört.

Die Recherche von Hubert Urstöger und weiteren Mitgliedern der Arbeitsgruppe geht über die Suche von historischem Bildmaterial von heute nicht mehr oder in veränderter Form existierenden Gebäuden hinaus: „Wir tragen auch die Standorte von Luftschutzbunkern zusammen.“ Mehrerer solcher Anlagen für die St. Georgener Bevölkerung gab es unter anderem auf dem Rossberg und im Bereich gegenüber einer Tankstelle an der Bundesstraße.

Etwa alle zwei Monate trifft sich eine Gruppe von etwa zehn Personen, um sich weiter mit der Geschichte von St. Georgen zur Zeit des Naziregimes zu befassen. Eine Arbeitsgruppe befasst sich mit der weiteren Recherche zu Euthanasieopfern aus der Bergstadt.