Mit Beginn der dunklen Jahreszeit steigt erfahrungsgemäß die Zahl der Wohnungseinbrüche. Damit es Einbrechern möglichst schwer gemacht wird, in Häuser und Wohnungen der Region einzubrechen, unternimmt das Polizeipräsidium Tuttlingen jetzt eine Vor-Ort-Kampagne. In verschiedenen Wohngebieten im Schwarzwald-Baar-Kreis zeigen derzeit Polizisten Präsenz und weisen Anwohner auf mögliche Schwachstellen im Bereich Einbruchschutz hin.

Eines der Gebiete, das sich die Polizei gestern aussuchte, war ein Wohngebiet in Tuningen. Dort ist es in der Vergangenheit zu zahlreichen Einbrüchen gekommen. Polizeioberkommissar Bernhard Weißhaar von der Präventionsabteilung des Polizeipräsidiums Tuttlingen, erklärt, weshalb gerade dieses Wohngebiet für Einbrecher attraktiv ist. „Es liegt nah an der Autobahn. Der Täter ist schnell da, kann rasch ins Gebäude einsteigen und nach Wertgegenständen durchsuchen und ist schnell wieder auf der Autobahn und damit über alle Berge.“

Mit Unterstützung mehrerer Polizeikräfte der Bereitschaftspolizei aus Göppingen wurde das Wohngebiet gestern Nachmittag bestreift. Dabei haben die Ordnungshüter Ausschau gehalten nach gekippten Fenstern und Terrassentüren und offenen Garagen, die für Einbrecher geradezu eine Einladung sind. „Wir fordern für solche Maßnahmen regelmäßig Unterstützung von der Bereitschaftspolizei an“, erläuterte Stephan Stitzenberger von der Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums.

Lange mussten die Polizisten nicht suchen. An einem Einfamilienhaus stand sowohl die Haus- als auch die Verbindungstür zur Garage sperrangelweit offen. Zu sehen war niemand. Als die Polizei auf sich aufmerksam machte, erschien dann doch die Bewohnerin Heike Kienzle, die angesichts des Polizeibesuchs überrascht war. Polizeioberkommissar Bernhard Weißhaar konnte in einem anschließenden Beratungsgespräch und beim Überprüfen der Terrassentür feststellen, dass hier einiges an Nachrüstbedarf zum Thema Einbruchschutz getan werden muss. „Sie sollen ja nicht nur schön, sondern auch sicher wohnen.“

Die Bewohnerin war überrascht, dass eine Terrassentür oder ein Fenster mit herkömmlichen Rollzapfen in weniger als 20 Sekunden geknackt ist. „Der Täter kommt mit einem Geißfuß oder Schraubenzieher und bricht ein“, so Weißhaar. Guten Widerstand, der zudem nicht teuer ist, bieten dagegen so genannte Pilzzapfen in den Fenstern. Auch abschließbare Fenstergriffe erschweren dem Einbrecher den Zutritt ins Gebäude, falls dieser die Scheibe einschlägt.

Nach dem Beratungsgespräch hatte Heike Kienzle gemischte Gefühle. „Ich fühle mich jetzt im eigenen Haus nicht mehr sicher. Mir war nicht bewusst, dass es so einfach ist, einzubrechen. Ich werde sofort meinen Mann dazu überreden, hier nachzurüsten“, sagte sie. Und gestand ein, dass bereits mehrere Nachbarn Einbruchopfer wurden.

Beim Versuch eines Einbruchs blieb es zum Beispiel am Haus von Adelheid Sauter im Frühsommer. Daraufhin suchte ihr Mann die kostenlose Beratungsstelle der Polizei auf. „Wir sind schon am Nachrüsten und sind vorsichtiger geworden“, erzählte sie Bernhard Weißhaar. Erstaunt war die Frau darüber, dass ein normaler Kunststoffrolladen keinen ausreichenden Einbruchschutz bietet. „Den kann man einfach hochschieben“, so der Präventionsexperte.

Info-Aktion

In den kommenden Tagen wird die Polizei an mehreren Einbruchsschwerpunkten in der Region unterwegs sein und die Bürger in Beratungsgesprächen informieren. Die Polizisten sind deutlich an ihren Uniformen erkennbar. Sie verteilen auch Handzettel und Broschüren mit Tipps zum Einbruchschutz. Dazu gehören ganz einfache Maßnahmen wie Fenster und Türen schließen, wenn man das Haus verlässt, Garagen und Fahrzeuge nicht offen stehen lassen. Hilfreich kann es auch sein, bei Abwesenheit Licht im Haus brennen zu lassen. (spr)