Innerhalb von zwei Jahren soll ein 28-jähriger Mann aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis ab dem Sommer 2016 Drogen im Wert von 45 800 Euro im Darknet bestellt und gewinnbringend an Abnehmer aus der Region weiterverkauft haben. Jetzt muss er sich vor dem Landgericht Konstanz verantworten.
Drogen kommen kiloweise mit der Post
Die erste Stunde der Hauptverhandlung verging mit der Verlesung der 59 Punkte umfassenden Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Konstanz. Darin wird dem Angeklagten der illegale Handel mit 17 Kilogramm Amphetamin, 3178 Ecstasy-Tabletten, rund 35 Gramm MDMA-Pulver, etwa eineinhalb Kilogramm Marihuana, 300 Gramm Haschisch, 28 Gramm Kokain und 100 LSD-Trips vorgeworfen. Außerdem soll er zwei falsche 20-Euro-Scheine und zehn gefälschte 50-Euro-Scheine über das Darknet bezogen haben, um sie auf sein Bankkonto einzuzahlen oder auf der Straße zu tauschen.
Illegales Internet-Portal fliegt auf
Die Drogen wurden ihm per Postpaket aus Westfalen an seine Wohnadresse zugesandt. Sie enthielten laut Anklage Drogen im Wert zwischen 70 und mehr als 1000 Euro pro Paket. Im Juli 2017 flog das von ihm benutzte und vorwiegend mit illegalem Waffen- oder Drogenhandel befasste Darknet-Portal Alpha-Bay nach intensiven Ermittlungen in den USA und in Europa auf und wurde geschlossen. Über Tatverdächtige in Dortmund kam man schließlich auch auf die Spur aus dem Schwarzwald. Der 28-Jährige soll auch nach der Schließung des Portals weiter sieben Pakete mit Drogen aus dem Darknet bezogen haben. Diese konnten jedoch alle abgefangen und beschlagnahmt werden.
28-Jähriger räumt viele Anklagepunkte ein
Der 28-Jährige räumte vor Gerichtr rund die Hälfte der Drogenbestellungen und -verkäufe sowie den Kauf von zwei gefälschten 20-Euro-Scheinen ein. Sein Anwalt erklärte, die jahrelange, erhebliche Drogensucht seines Mandanten sei ausschlaggebend für die kriminellen Taten gewesen. Der Mann habe bis zu seiner Verhaftung vor zehn Monaten unter anderem rund zehn Gramm Marihuana pro Tag konsumiert, obwohl er zum großen Teil berufstätig gewesen sei.
Schon als Jugendlicher viel gekifft
Der 28-Jährige berichtete, er habe bereits als Jugendlicher viel gekifft. Später habe er auch andere Drogen probiert. Zuletzt habe sich alles auf Cannabis zur Beruhigung und Speed zum Wachmachen konzentriert. Nach einer sechsmonatigen Abstinenz vor vier Jahren sei bei ihm eine schwere Erkrankung des Nervensystems mit Lähmungserscheinungen diagnostiziert worden. Die schulmedizinischen Präparate hätten schwere Nebenwirkungen gehabt, so dass er sich selbst mit THC behandelt habe. Nach seiner Inhaftierung habe er sich auf die Suche nach einem Arzt gemacht, der ihn mit medizinischen Cannabisprodukten behandeln sollte. Die Suche blieb erfolglos. Inzwischen, so der Angeklagte, sei er auch bereit für eine Langzeit-Drogentherapie.
Entziehung steht im Raum
Das Gericht hat einen Sachverständigen hinzugezogen, der zur Frage einer Unterbringung in einer Entziehungsanstalt Stellung nehmen soll. Der Prozess ist auf zwei Verhandlungstage angesetzt.