Tief beeindruckt zeigten sich die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion aus dem Scharzwald-Baar-Kreis bei ihrem Besuch in der Heizzentrale der Genossenschaft Bürgerenergie Niedereschach (BEN) – insbesondere von dem, was dort ehrenamtlich geleistet wurde und geleistet wird.
Anfänge waren nicht einfach
Der Vorstandsvorsitzende der BEN, Alwin Rist, erklärte den Gästen aus dem Kreistag nicht nur die Vielzahl der vorhandenen technischen Details, sondern erläuterte auch die nicht einfachen Anfänge. Rist kann man ohne Übertreibung als den Kopf und Initiator des Großprojektes bezeichnen. Er hat es mit viel Engagement, Überzeugungskraft und Pioniergeist geschafft, für jeden notwendigen Fachbereich gleichgesinnte Experten auf mit ins Boot zu holen,
Befürchtungen der Kritiker traten nicht ein
Im Büro in der Heizzentrale, von wo aus auch die Fernüberwachung der Heizzentrale und der angeschlossenen insgesamt 263 Gebäude erfolgt, wurden die Gäste empfangen. Dort zeugen drei Wände voller Zeitungsartikel und Leserbriefe davon, dass es nicht nur glühende Befürworter des Projektes, sondern auch Bedenkenträger und Kritiker gab. Allerlei unschöne Szenarien wurden befürchtet, die aber so nicht eingetreten seien, so Rist. "Lustig war es nicht immer", sagte er.
Es kommen immer noch Anfragen
"Heute sind wir stolz, dass wir das gemeinsam ehrenamtlich geschafft haben. Es kommen noch immer Anfragen. Die Kapazität ist jedoch ausgeschöpft", erklärte der Vorstandsvorsitzende weiter. Es könne nur noch punktuell das eine oder anderem Einfamilienhaus angeschlossen werden.
Großabnehmer sichern die Wirtschaftlichkeit
Wichtig sei es gewesen, dass man alle großen Gebäude in Niedereschach habe anschließen können. Diese Großabnehmer seien wichtig für die Wirtschaftlichkeit. Durch den Einbau eines zweiten, kleinen Kessels und eines Blockheizkraftwerkes, das für die Notstromversorgung und als Eigenstrom verwendet werde, habe man vieles optimieren können.
Brand in der Heizzentrale gut bewältigt
Auch einen Brandfall in der Heizzentrale habe man bewältigen können, ohne dass die Anschlussnehmer darunter zu leiden hatten. Die aktuellen Wärmeverluste im Netz konnten auf gute 15 Prozent reduziert werden. Und der Ölanteil liege bei nur noch bei drei Prozent, was ebenfalls einen sehr guten Wert darstelle.
Umweltgedanke steht im Vordergrund
Die vielen Nachfragen aus den Reihen der Gäste beantwortete Rist kompetent, offen und ehrlich, angefangen von der Finanzierung des Großprojektes bis hin zur gestaffelten Preisgestaltung, die letztlich in der Hand der Genossenschaftsmitglieder liege oder den Kosten für einen Hausanschluss. "Wir sind nicht gewinnorientiert – die Gewinnmaximierung steht nicht im Vordergrund", stellte Rist klar. "Bei uns steht der Umweltgedanke und die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Wir wollen im Interesse unserer Nachfahren nicht, dass uns irgendwann die Erde um die Ohren flattert".
Hintergrund
Die Genossenschaft Bürgerenergie Niedereschach (BEN) ist eine ehrenamtlich tätige Interessengemeinschaft, die sich für eine lokale Energieversorgung in Niedereschach einsetzt. Die aktiven Mitglieder im Team arbeiten am Projekt Hackschnitzel-Heizzentrale und dem Fernwärmenetz. Sie haben dadurch die Energiewende im Bioenergie-und Gründerdorf Niedereschach eingeläutet, getreu dem Motto: "Energie in Eigenregie". 263 Gebäude mit 4643 Kilowatt (kW) Vertragsleistung sind angeschlossen. Die erzeugte Wärme im Januar 2019 lag bei 1 862 784 Kilowattstunden (kWh), was 186 278 l Heizöl entspricht. Die erzeugte Wärme in Jahr 2018 lag bei 11 039 008 kWh, was einer eingesparten Menge von 1 103 900 Liter Heizöl und einer Treibhausgas-Einsparung von 3 090 920 Kilogramm entspricht. Der Nettopreis pro kWh liegt aktuell bei durchschnittlich 72 Cent. Die Preisgestaltung ist gestaffelt. Erst einmal – und zwar 2018 – wurden bislang die Preise erhöht. Die Preise für die Hackschnitzel, die aus der Region stammen, sind eher fallend. Bis auf das Jahr 2018, als keine Dividende ausgeschüttet wurde, erhielten die Genossenschaftsmitglieder zudem die in der Gründungsphase zugesagte Dividende in Höhe von drei bis vier Prozent.